Nach einem tödlichen Unglück vor Cala Bona, bei dem Ende August (23.8.) ein 20-jähriger Angler nach einer Kollision mit einer knapp 21 Meter langen und bis zu 37 Knoten (69 km/h) schnellen Yacht mit insgesamt 3.100 PS Motorleistung ums Leben gekommen war, hat auf Mallorca eine Debatte um die Sicherheit auf See an Fahrt aufgenommen.
Die Motoryacht Riva 66′ Ribelle, von der Edelwerft Riva Yachts seit 2018 hergestellt, ist ein tolles Boot. Glücklich, wer sich dieses mehrere Millionen Euro teure, 20,67 Meter lange Sportboot mit 3 Gästekabinen und einem Tiefgang von 1,80 Metern leisten kann. Befeuert wird die Yacht durch zwei MAN V12-Diesel, die zusammen 3.100 PS leisten und die Yacht auf bis zu 37 Knoten (69 km/h) beschleunigen kann.
Es gebe „nichts Gewöhnliches an diesem prächtigen Boot, das exklusiven Stil mit dem Vergnügen und dem Komfort einer Reihe von ausgeklügelten Funktionen an Bord“ verbinde, preist die Werft das seit 2018 gebaute Boot selbst an; die Hightech-Sport-Flybridge 66′ Ribelle verkörpere den „Geist von Riva in ihrem eigenen, unnachahmlichen Stil, mit einer aufregenden Mischung aus Technologie und Schönheit“.
Genau mit diesem Bootstyp wurde nun am 23. August vor Cala Bona vor der Ostküste von Mallorca ein Angler totgefahren, wie die Mallorcazeitung in mehreren Beiträgen berichtet. Danach habe sich der tödliche Vorfall gegen 21.45 Uhr ereignet, „als der 20-jährige Guillem C. mit seinem kleineren Bruder und seinem Onkel mit dem Fangen von Tintenfischen beschäftigt“ gewesen sei.
Die Yacht La Luna soll die kleine Jolle übersehen haben und einfach über sie hinweggerauscht sein
Die drei hätten sich auf dem 3,50 Meter langen Fischerboot befunden, das nach ersten Erkenntnissen mit Beleuchtung unterwegs gewesen sein soll. Die Yacht La Luna habe die kleine Jolle offensichtlich „dennoch übersehen“, „und rauschte über sie hinweg“, berichtet die MZ am 28.8.2024.
Cala Bona befindet sich in der Mitte der Bucht Bahia de Artà und nördlich des Ortes Cala Millor. Anders als Cala Millor, wo touristische Betonbauten das Bild prägen, verfügt Cala Bona noch über einen alten, fast antik wirkenden Fischerhafen, von dem der 20-jährige Guillem C. mit seinem kleineren Bruder und seinem Onkel am Abend des 23. August aufgebrochen war – mit tödlichem Ausgang für den jungen Mann.
Das sei nicht der einzige Zwischenfall mit dieser Luxusyacht gewesen, berichtet die MZ weiter: „Wie Zeugen gegenüber der Guardia Civil berichteten, hatte das dunkelblaue Schiff der Marke Riva 66 Ribelle bereits in den Tagen zuvor rund um Porto Cristo für Unmut gesorgt. Mehrfach sei es dabei beobachtet worden, wie es mit hoher Geschwindigkeit in den Hafen des Ortes einfuhr oder vom Hafen aufs Meer hinausraste und dabei andere Boote gefährdete“.
Das Unglück hat für hitzige Debatten unter den Bootsfahrern auf Mallorca gesorgt und eine Debatte über die Sicherheit vor der Küste entfacht
Dieses Unglück hat für hitzige Debatten unter den Bootsfahrern auf Mallorca gesorgt und eine Debatte über die Sicherheit vor der Küste entfacht. „Auf dem Meer gilt das Recht des Stärkeren“, titelte die MZ nur einen Tag später und fragt: wie steht es eigentlich um die Einhaltung der Verkehrsvorschriften auf dem Wasser? Nicht wenige, die vor den Küsten Mallorcas unterwegs seien, würden nun eine deutliche Verschärfung der Regeln fordern – vor allem aber auch eine effektive Kontrolle dieser Vorschriften.
Die Frage ist legitim; seit einiger Zeit häufen sich Beschwerden von Anwohnern über rücksichtsloses Verhalten auf dem Wasser, das glücklicherweise bisher noch nicht zu schwereren Unfällen wie dem mit der 21 Meter langen Riva-Yacht geführt hat. „Noch nicht“, behaupten viele, und: es sei nur eine Frage der Zeit, bis weitere schlimme Dinge auf dem Wasser passieren würden, wenn behördlicherseits nichts unternommen werde.
Ein „Weiter so“ werde von vielen professionellen Bootsführern, Fischern und auch Umweltschutzorganisationen wie der Gob nicht länger geduldet, resümiert die MZ; inzwischen sei gemeinsam mit der Meeresschutzvereinigung Mallorca Blue kurz nach dem tödlichen Unfall von Guillem C. ein Video veröffentlicht worden, in welchem „zahlreiche Szenen von der Küste vor Mallorca gezeigt werden, in denen sich Boote, Stand-up-Paddler, Kanuten, Jetskis und Schwimmer teilweise gefährlich nahe in die Quere kommen“.
In dem Video fordert der Gob, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Meer strenger zu regeln. Derzeit gilt das Limit von drei Knoten lediglich bis zu einem Abstand von 200 Metern zur Küste.
Robert Perger, SeaHelp-Manager Spain, relativiert die Aussagen: aus seiner Sicht habe es in diesem Jahr nicht mehr Unfälle auf dem Wasser rund um Mallorca gegeben als in den Vorjahren, auch wenn er das tragische Unglück vor Cala Bona zutiefst bedauere. Einen ähnlich gelagerten Fall habe es vor einiger Zeit gegeben, als Tauchern durch ein Boot Gliedmaßen abgetrennt worden waren. Hier könne nur umsichtiges, den Vorschriften angepassten Fahrverhalten und die sprichwörtliche gute Seemannschaft Abhilfe schaffen, um generell Unfälle auf See zu verhindern.
Auch die führerscheinfreie 15 PS-Charterregelung, die in Debatten oft für Unfälle auf dem Wasser verantwortlich gemacht würde, habe aus seiner Sicht nicht zu einer erhöhten Anzahl von Unfällen rund um Mallorca geführt, im Gegenteil: diese 15 PS-Charterboote führen zumeist sehr langsam, teilweise sogar übervorsichtig, so der Bootsprofi weiter.
Bei Jetskis sehe das jedoch „schon anders“ aus: „Es gibt viel mehr Jetskis als früher hier auf Mallorca“, sagt Perger, diese würden „oft mit Vollspeed im Küstenbereich“ fahren, vor allem betreffe das den Miet- bzw. Charterbereich. Motorisierter Verkehr auf dem Meer dürfe nicht näher als 200 Meter an den Strand und 50 Meter an die Küste herankommen, eine Annäherung an den Hafen dürfe nur sehr langsam erfolgen, das gelte natürlich auch für Jetskis.
Daran halten sich jedoch viele Jetski-Fahrer nicht. Viele Klagen würden sich in diesem Sommer daher gegen Anbieter von Jetskis richten, schreibt die MZ. Diese stark motorisierten Einsitzer würden vielen Bewohnern der Küstengegend allein durch ihren Lärm das „Leben zur Hölle“ machen. Schon ganz gewöhnliche Jetskis könnten bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell werden; wenn sich dann auch noch der Fahrer nicht gut mit dem Gefährt auskenne, könne es „schnell brenzlig“ werden.
Gegen Alkohol am Steuer von Booten können Kontrollen und eine strenge Sanktionierung Abhilfe schaffen
Stichwort Alkohol bzw. Drogen am Steuer: „Alkohol am Steuer war immer ein Problem auf dem Wasser rund um Mallorca“, nimmt SeaHelp-Baleares-Leiter Robert Perger zu den aktuellen Debatten rund um die Sicherheit auf dem Meer rund um die spanischen Inseln Stellung; das sei „sicher nicht weniger geworden“.
Viele Unfälle wegen Alkohols am Steuer von Booten würden passieren, weil Mallorca eben doch eine Ferieninsel sei und insbesondere Charterboote oft und gern für Partys genutzt würden. „Hier können nur verstärkte Kontrollen und eine strenge Sanktionierung Abhilfe schaffen“.
Weitere Infos / Kontakt: SeaHelp Service Baleares: Calle Ramon de Montcada 17, 07180 Santa Ponsa, Mallorca, Spanien. Tel: +34 (0) 646086090, mallorca@sea-help.eu.