Dubrovnik in Süddalmatien ist nicht nur bei Sportskippern äußerst beliebt. Auch bei Tagesgästen, zumeist von Bord großer Kreuzfahrtschiffe kommend, oder in großer Zahl mit Bussen herangekarrt, steht die Perle der Adria hoch im Kurs. Den Rest erledigt aktuell die Fantasy-Serie Game of Thrones, die teilweise in Dubrovnik gedreht wurde. Das Ergebnis: zu viele Touristen besuchen die kleine Stadt, man spricht in diesem Zusammenhang auch von Übertourismus. Doch damit soll jetzt Schluss sein.
Jeder Sportskipper, der mit dem eigenen oder gemieteten Schiff in Süddalmation unterwegs ist, hat die Perle der Adria wohl mindestens einmal im Törnprogramm: Dubrovnik. Gleich mehrere Marinas bieten sich als Anlaufpunkt an.
Neben der ACI-Marina Dubrovnik (425 Liegeplätze, etwa zwei Seemeilen flussaufwärts des Flusses Dubrovacka), die vielen als einer der schönsten Yachthäfen in Süddalmatien gilt, sind das der Yachtclub Orsan Dubrovnik (westliche Gruz-Bucht, etwa 25 Liegeplätze) und die Marina Gruz Dubrovnik (schräg gegenüber, östliche Seite der Bucht), hauptsächlich für Großyachten.
Wenn man dann etwa durch das Pile-Tor in die Altstadt gelangt, die Befestigungsanlagen passiert hat, und auf die Haupt-Geschäftsstraße, den Stradun, gelangt, kann es passieren, dass einen in der Saison förmlich der Schlag trifft: Massen an Touristen wabern durch die Stadt, und man hat unwillkürlich das Gefühl, dass es hier einfach viel zu voll ist.
Zum – vor allem durch die hohe Anzahl an Kreuzfahrtschiffen, aber auch durch private Reiseorganisationen verursachten – Übertourismus hat zu allem Überfluss aktuell auch noch die überaus beliebte Serie Game of Thrones beigetragen, deren Staffeln teilweise in Dubrovnik gedreht wurden.
Aktuell strömen viele Game of Thrones-Fans nun auch dorthin, wo zuvor das Filmteam in Dubrovnik gedreht hat
Nun strömen zusätzliche Touristen dorthin, wo vorher auch das Filmteam war; inzwischen gibt es sogar geführte Touren zu den Schauplätzen, an denen sich Dubrovnik in Königsmund verwandelt hat.
Die Fahne des Adelshauses Lannister wehte etwa über der Festung Lovrijenac direkt vor den Toren der Altstadt, im gegenüber der Festung liegenden Gradac-Park feierten König Joffrey und Lady Margaery Tyrell ihre Hochzeit, und eine kleine Bucht vor den Toren der Altstadt diente der Filmcrew gleich für mehrere Schauplätze. Am Pile-Tor wurde ein Aufstand gedreht, die Stadtmauer, der Minceta-Turm und der Rektorenpalast diensten als weitere Motive.
Doch nun wehrt sich Dubrovnik gegen allzu viele Touristen in der Stadt. Das Problem: Dubrovnik ist eine kleine Stadt, gerade mal 40.000 Menschen leben hier. Doch in den Sommermonaten kämen 15.000 Touristen – pro Tag, rechnete zdf.de für einen Beitrag vom Juni dieses Jahres einmal aus. Damit sei Dubrovnik – pro Einwohner gerechnet – die meistbesuchte Stadt am gesamten Mittelmeer.
Zu viel ist zu viel: Dubrovniks Bürgermeister wehrt sich gegen den Massentourismus
Doch zu viel ist einfach zu viel: der amtierende Bürgermeister Mato Franković versuche seit Jahren mit verschiedenen Strategien die Besucherströme einzudämmen, heißt es bei zdf.de weiter: so habe er die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die in Dubrovnik anlegen dürfen, auf drei Schiffe pro Tag reduziert, was allein schon zu einer deutlichen Entlastung der Altstadt geführt habe. Und: die Schiffe dürften nun längstens für acht Stunden anlegen, danach müssten sie wieder verschwinden.
Anfang dieses Jahres hat Franković nun eine neue Initiative gestartet, dieses Mal bezieht sich die Aktion auf den Immobilienmarkt. Er wollte gänzlich verbieten, neue Apartments in Dubrovnik zu bauen, da die meisten davon nur an Touristen zur Kurzzeitnutzung vermietet würden.
Da sein Vorschlag aber nicht gesetzeskonform gewesen sei, habe er nur erreichen können, dass es in Mehrfamilienhäusern nicht mehr gestattet ist, neue Apartments für Touristen einzurichten. Darüber hinaus habe die Stadt Dubrovnik angefangen, selbst Immobilien in der historischen Altstadt aufzukaufen und dort junge Familien mit Kindern anzusiedeln.
Respect the City: Touristen werden aufgefordert, mehr Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen
Ein weiteres Projekt der Stadt Dubrovnik nennt sich Respect the Cty. Touristen werden aufgefordert, mehr Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen. „Das heißt unter anderem: keine Badekleidung in der Altstadt, sonst droht Ordnungsgeld. Und: kein Grölen, keine alkoholischen Getränke außerhalb der Gastronomie und die Bitte um eine leise An- und Abreise“, schreibt zdf.de weiter.
Im letzten Jahr sorgte ein angebliches Rollkofferverbot für Dubrovnik für Schlagzeilen. Grund: die Koffer mit den kleinen Rollen würden auf den kleinen Pflastersteinen großen Lärm verursachen und gerade bei nächtlicher An- oder Abreise für schlaflose Nächte sorgen. Dieses Rollkofferverbot hatte sich aber als Ente entpuppt, wie der Bürgermeister gegenüber dem ZDF-Team verriet.
Die Stadt Dubrovnik hat ein kleines Benimm-Video für Touristen gedreht: Rücksicht nehmen, lautet das Motto
Es gehe nicht um Verbote und Strafen, sondern lediglich um eine Sensibilisierung der Touristen. Rollkoffer seien demnach grundsätzlich erlaubt, nur eben leise zu gebrauchen. Die Stadt habe ein Video für Touristen gedreht, darin könnten sich die Besucher anschauen, wie sie sich in Dubrovnik benehmen sollen: denn mit ein bisschen Rücksicht sei schon viel gewonnen – in der kleinen Stadt an der Adria, die in den letzten Jahren einfach viel zu populär geworden sei.
Doch nicht nur das kroatische Dubrovnik kämpft mit dem Übertourismus. Nach diversen Protesten gegen Massentourismus in ganz Europa seien ortsspezifisch neue Regeln eingeführt oder Maßnahmen gegen den Übertourismus getroffen worden, berichtet das Nachrichtenportal an anderer Stelle weiter.
So würden etwa seit mehreren Wochen Spanier in Urlaubsregionen gegen die Massen an Touristen protestieren, die die Mieten in die Höhe steigen lassen und die Umwelt belasten. Um Tagestouristen fernzuhalten, habe Venedig im April 2024 eine 5-Euro-Gebühr eingeführt, ab 2025 solle regelmäßig Eintrittsgeld erhoben werden.
Nicht nur in Kroatien gibt es Bewegungen und Initiativen gegen den Übertourismus
In Griechenland gebe es die sogenannte Handtuchbewegung, die den gesetzlich garantierten Zugang zum Strand auch für nicht zahlende Personen einfordert. Und die Kopenhagener Initiative CopenPay ermögliche in einer Testphase Belohnungen für Kopenhagen-Urlauber in Bars, Museen und anderen Attraktionen der Stadt, indem sie beispielsweise das Fahrrad oder die Metro nutzen oder Abfall in städtischen Parks, an Stränden oder Gewässern aufsammeln.
Letztlich aber geht es darum, dass jeder Urlauber selbst für sich entscheiden muss, welche Prioritäten er auf seiner To-do-Liste setzt. Denn, Hand aufs Herz: wer will schon eine – eigentlich sehr schöne – Altstadt besichtigen, wenn man sich dichtgedrängt und schwitzend mit vielen anderen Touristen und nur schrittweise im Pulk fortbewegen kann und anschließend keinen Platz in den ebenfalls überfüllten Restaurants bekommt? Kann man da noch von Genuß sprechen – vom Erholungswert eines solchen Ausflugs einmal ganz abgesehen?
Vorher informieren, könnte daher die Devise lauten: wann lohnt es sich, bestimmte touristische Hotspots zu besuchen, und wann sollte man diese eher meiden? Sollte man vielleicht dafür besser die Nebensaison wählen? Oder vielleicht einmal seine Ziele ganz anders stecken?
Wenn es sich denn nicht vermeiden lässt, und man bereit ist für ein ach so wichtiges Instagram-Foto auch einmal eine halbe Stunde oder mehr anzustehen, sollte man sich als Tourist zumindest so verhalten, dass man keine Einheimischen und auch keine anderen Urlauber stört.