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Wenn Schiffe schwanken: Wenn Krängung krank macht – und was man dagegen tun kann

Die Krängung eines Segelbootes oder einer Yacht, also die Neigung zur Seite, ist je nach Art und -typ des Bootes innerhalb gewisser Grenzen normal. Trotzdem kann eine übermäßige Drehung des Wasserfahrzeugs um die Längsachse bei der Crew zu Unwohlsein führen. SeaHelp gibt Tipps, wie die Rollbewegung, die das Schiff in Schräglage bringt, auf ein erträgliches Maß reduziert werden kann, um Seekrankheit zu vermeiden, und wie Schlagseite und Kenterung vermieden werden können.

Zunächst einmal gilt: eine bestimmte Krängung ist auf See völlig normal und in gewissem Rahmen sogar unvermeidlich. Die Schräglage ist dabei für das Schiff und seine Besatzung so lange harmlos, wie sie in den vom Schiffstyp vorgegebenen Grenzen bleibt. Doch wann werden diese Grenzen überschritten? Und was kann man an Bord dafür tun, dass das Boot, wenn überhaupt nur in einem erträglichen Rahmen krängt, damit der Crew an Bord nicht unwohl wird?

Wer auf seiner Yacht eine übermäßige Drehung des Bootskörpers um seine Längsachse vermeiden will, sollte zunächst wissen, dass krängende Drehmomente vor allem durch Seegang und Winddruck verursacht werden können, aber auch durch bestimmte Fliehkräfte, einen falschen Gewichtstrimm oder einen seitlichen Trossenzug beim Schlepp.

Rollen und Stampfen in Seegang kann durch einen angepassten Kurs verringert werden

Zunehmende Wellenhöhen führen an Bord einer Yacht zwangsweise zu einer zunehmenden Roll- oder Stampfbewegung. Da die Krängung durch Seegang abhängig von der Wellenrichtung (im Vergleich zum gefahrenen Kurs) ist, kann die Schräglage hier durch einen angepassten Kurs zumindest verringert werden (kein „Gegenan-Stampfen“). Zudem werden – bei größeren Yachten – Schiffsstabilisatoren verbaut, um den Effekt des Rollens oder Stampfens in den Wellen zu verringern. So soll die sogenannte Seekrankheit vermieden werden.

Bei Segelbooten ist – zumindest beim Amwind-Kurs – eine gewisse Krängung unvermeidlich. Seegehende Yachten haben oft einen großen Kenterwinkel um 120 Grad, das bedeutet, dass der stärker werdende Winddruck das Schiff maximal bis aufs flache Wasser drücken kann. Achtung: das gilt nicht für Mehrrumpfboote, hier muss unbedingt rechtzeitig gerefft werden.

Rechtzeitiges Reffen hilft, die Krängung in Grenzen zu halten

Mit Reffen, also dem Verkleinern der Segelfläche, kann man auch auf Monohulls (Einrumpf-Segelbooten) eine allzu starke Krängung vermeiden. Dabei gilt: wenn man an Bord das erste Mal daran denkt, die Segelfläche zu verkleinern (Segel ein Stück einrollen, klassisch ein Reff einbinden oder ein kleineres Segel anschlagen, sollte man reffen – sonst könnte es zu spät sein.

Auch das moderate „Öffnen“ der Segel kann zu einem stärkeren aufrichtenden Moment an Bord führen. So kann man mit der Yacht zwar nicht mehr so viel „Höhe laufen“, aber die Crew wird es dem Skipper dadurch danken, dass es keine Ausfälle an Bord wegen Seekrankheit gibt, da sich die Mannschaft wohler und sicherer – fühlt.

Gefährlich wird es erst, wenn aus der Krängung eine Schlagseite und schließlich eine Kenterung wird

Auch sogenannte „Fliehkräfte im Drehkreis“ können zu übermäßiger Krängung, zu Schlagseite und unter Umständen sogar zur Durchkenterung führen. Das betrifft insbesondere Motorboote, und zwar dann, wenn sie zu schnell zu enge Kurven fahren. Dasselbe trifft für verrutschte Ladung an Bord zu, zudem kann ein ungünstiger Gewichtstrimm eine starke Krängung hervorrufen. Und bei einem Trossenzug (beim Schlepp) sollte stets beachtet werden, dass die Kräfte an der Längsachse (vorn) am Boot angreifen und keinesfalls seitlich.

Merke: eine zu starke Krängung kann zum Kentern des Schiffes führen. Entweder führt die Krängung zum Wassereinbruch oder zu einem Verrutschen der Ladung, oder die angreifenden Kräfte sind so groß, dass die aufrichtenden Kräfte des Schiffskörpers nicht mehr ausreichen.

Eine gewisse Krängung auf Yachten ist normal; Kielboote funktionieren wie ein Stehauf-Männchen

Dabei ist Krängung bei Yachten generell erst einmal nicht per se schlecht: immerhin wird durch die verstärkte Schräglage zu viel Wind aus den Tüchern gelassen, das heißt, etwa bei einer plötzlichen starken Windböe wird so automatisch bis zu einem gewissen Punkt die Angriffsfläche verringert. Eine andere Möglichkeit, um eine Bö unbeschadet zu durchsegeln ist das „Kneifen“, also ein verstärkter Amwind-Kurs, nicht geeignet für längere Törns bei widrigen Bedingungen.

Physikalisch betrachtet, wirkt (bei Segelyachten) der Kiel als Gegengewicht der Krängung entgegen. Dieser enthält bis zu 50 Prozent der Masse des Schiffes und bewirkt so normalerweise ein aufrichtendes Moment. Eine gewisse Krängung von 20 bis zu 45 Prozent ist hier – je nach Bauart der Yacht und je nach der Stärke des Windes – ganz normal und sollte keine Gefahr für das Schiff darstellen. Denn: je stärker die Krängung, desto stärker wird aufgrund des Hebelgesetzes auch das aufrichtende Moment des Kiels (Stehauf-Männchen-Prinzip).

Empfohlen wird, zu trimmen – um einer zu starken Krängung an Bord entgegenzuwirken

Bei Katamaranen oder Trimaranen ermöglichen die außermittigen Schwimmkörper einen größeren Wert für die Verlagerung des Auftriebsmittelpunktes und erzeugen dadurch ein aufrichtendes Moment. Katamarane kentern daher erst, wenn die Krängung 90 Grad erreicht. Kleine Jollen besitzen keinen Kiel, sondern verfügen bauartbedingt lediglich über ein Schwert, das in der Regel nur über relativ wenig Masse verfügt. Daher muss bei ihnen die Crew durch Ausreiten nach Luv (trimmen) der Krängung entgegengewirkt werden.

 

Rechtzeitiges Reffen hilft, die Krängung in Grenzen zu halten
© Alexander Nikiforov | Adobe Stock

 

Generell ist das „Trimmen“ zu empfehlen, will man an Bord einer allzu starken Krängung entgegenwirken. Sowohl bei Kielbooten als auch bei Katamaranen oder Jollen kann die Krängung reduziert werden, indem sich die Besatzung „auf die hohe Kante setzt“, das heißt: sich im Luv an die Reling setzt. Wurde dann noch – rechtzeitig vorher – die Segelfläche entsprechend den Windverhältnissen reduziert (Reffen), sollte einem sorgenfreien Törn nichts mehr im Wege stehen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, fährt eher unter- als übertakelt, jedenfalls sollte die Segelgarderobe stets den Windverhältnissen angepasst sein

Ein sicherheitsbewusster Skipper wird zudem immer mit einer Segelgarderobe fahren, die perfekt an die Wind- und Wetterbedingungen angepasst ist (eher unter- als übertakelt); das kommt dem Wohlbefinden Aller an Bord entgegen, erhöht die Sicherheit an Bord und schont das Material.

Trotzdem sollte er für die Signale der Crew empfänglich sein, diese korrekt deuten, und notfalls auch mal einen Törn abbrechen oder unterbrechen, wenn es zu stark pfeift und sich die Yacht trotz aller Gegenmaßnahmen etwas stärker als sonst zur Seite neigt. Und sollte die Yacht trotz aller Sicherheitsmaßnahmen doch einmal Schlagseite bekommen, ist es gut, die SeaHelp-Kontakte zur Hand zu haben: entweder per App oder telefonisch: europaweit unter 0043 50 43 112. Wie man einen Notruf korrekt absetzt, finden sie hier.

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