Während die Kraftstoffpreise für Benzin und Diesel an den Tankstellen an Straßen und Autobahnen in Kroatien im Vergleich zu Resteuropa auf günstigem und für die Urlauber freundlichem Niveau liegen, beschweren sich die Skipper teilweise über „Abzocke an den Bootstankstellen“, wie es wörtlich heißt. Der Grund: Statt normalem Diesel soll dort teilweise überteuerter Premium-Diesel und Premium-Benzin aus den Zapfsäulen der Bootstankstellen fließen. Das macht im Extremfall einen Preisunterschied von fast 40 Cent pro Liter aus. Allerdings stellt die Situation Kroatien keinen Einzelfall dar: Auch in anderen europäischen Destinationen langt man teilweise an den Bootstankstellen kräftig zu: Die Rede ist von 20 bis 30 Cent höheren Preisen als an den Straßentankstellen.
Schriftliche und telefonische Anfragen bei den in Kroatien vertretenen Mineralölunternehmen wie INA oder Petrol zum Thema der Preise und der Qualität von Benzin und Diesel an kroatischen Tankstellen blieben trotz mehrfacher telefonischer Anfrage in der Sache unbeantwortet, auf Transparenz gegenüber dem Verbraucher scheint man bei diesen Unternehmen offensichtlich keinen besonderen Wert zu legen.
Sprit-Qualität passt – der Preis nicht immer
Sorgen um die Qualität des Kraftstoffes sind allerdings unbegründet, eher müssen sich aktuell Skipper wohl um das eingeplante Urlaubsbudget für Kraftstoffe sorgen, wenn sie sich nicht vor dem Tanken nach dem Literpreis für Benzin und Diesel an den Bootstankstellen erkundigen. Das fällt allerdings schwer, denn bei den Bootstankstellen fehlt oftmals der Preismast, wie er an den Straßentankstellen vorgeschrieben ist. Und wer, insbesondere am Freitag, wenn die Charterboote zum Nachtanken vor der Rückgabe kommen, eine halbe Stunde oder länger vor der Bootstankstelle gewartet hat, akzeptiert oftmals zähneknirschend den höheren Preis.
Deshalb gilt Regel Nummer Eins: Möglichst nicht am Freitag tanken, einige findige Tankstellenbetreiber sollen sogar extra an diesem Tag die Preise für Benzin und Diesel an den Bootstankstellen in Kroatien erhöhen, wie berichtet wird.
„Tankhygiene“ entscheidet
Dabei entspricht die Qualität des Kraftstoffes, der die großen Tanklager der Mineralölunternehmen in Kroatien verlässt, der FQD, der europäischen Fuel Quality Directive 98/70 EG , die die exakten einzuhaltenden Parameter der Kraftstoffqualität vorgibt und auf die alle Motorenhersteller ihre Aggregate abstimmen. Was dann allerdings auf dem weiteren Weg in die Lagertanks der jeweiligen Tankstellen passiert und später in den Tanks der jeweiligen Boote und Yachten, entzieht sich teilweise oder ganz dem Einfluss der Mineralölunternehmen. Hier ist es entscheidend, wie genau es Tankstellenbetreiber oder Skipper mit der Tankhygiene nehmen.
Unterschiedliche Tankstellenmodelle
Apropos Tankstellen: Ähnlich wie in Deutschland oder Österreich unterscheidet man auch in Kroatien teilweise noch zwischen Tankstellen, die das Mineralölunternehmen in eigener Regie betreibt und sogenannten Inhaber geführten Tankstellen, die sich im Branding zwar nicht unterscheiden, aber dem Inhaber deutlich mehr Rechte einräumen, auch hinsichtlich der Preisgestaltung und der Auswahl der Kraftstoffsorten.
Bootstankstellen: Premium-Diesel mit B7 unsinnig
Und damit beginnt das Problem an den kroatischen Bootstankstellen: Sie sind mit Ausnahme der INA oftmals Inhaber geführt und haben sich entschlossen, an einigen Stationen teuren Premium-Diesel und Premium Benzin anzubieten.
Generell sind die Premium-Sorten zunächst einmal nicht schlecht. Aufgrund unterschiedlicher EU-Verordnungen wird beispielsweise normalem Diesel bis zu 7 % Biodiesel beigemischt, was an der Bezeichnung „B 7“ innerhalb der Kraftstoffnorm DIN EN 590 an den Tankstellen erkennbar sein sollte. Geplant ist eine Erhöhung auf „B 10“ also mit 10 % Biodiesel, in Fachkreisen auch FAME (Fatty Acid Methyl Ester) genannt. Generell sinkt, wie mehrfach beschrieben, durch den Biodieselanteil die Alterungsstabilität und die Neigung zu bakteriellem Wachstum (Dieselpest) steigt. Eine Erhöhung auf 10 % kann bei einigen Fahrzeugen, insbesondere PKW mit aufwendiger Abgasreinigung sogar zu erheblicher motorschädlicher Ölverdünnung durch Kraftstoffeintrag führen.
Keine Auskunft über Spezifikationen von Benzin und Diesel
Die entscheidende Frage lautet allerdings: Wie hält es die kroatische Mineralbranche mit dem Premium-Diesel? Mischt sie weiterhin bis zu 7 % Biodiesel bei und additiviert den Kraftstoff oder ersetzt sie – die in den meisten Fällen in Deutschland und Österreich – den Biodiesel-Anteil durch hochwertige paraffinische Kraftstoffe nach DIN EN 15940 wie HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) oder GtL (Gas-to-Liquid, Shell)? Hierüber gab es trotz gründlicher Recherche auch im Internet keine Auskunft, auf Rückfragen hielt man sich bedeckt, indem man sie erst gar nicht beantwortete.
Hohe Verdienstmargen bei Premium-Produkten
Offensichtlich aus gutem Grund: Um aus „normalem“ Diesel Premium-Diesel herzustellen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man blendet den Diesel relativ kostenintensiv mit paraffinischen Kraftstoffen oder man wählt den weitaus günstigeren Weg und gibt entsprechende Additive dem Diesel hinzu. Die Kosten betragen in der Additiv-Produktion ca. ein bis zwei Cent, um aus herkömmlichem Diesel dann Premium-Diesel zu blenden und rechtfertigen kaum den Mehrpreis von bis zu 40 Cent pro Liter. Vor diesem Hintergrund mag man sich vorstellen, warum sich die Mineralölunternehmen und Tankstellenbetreiber mit den Aussagen zur Kraftstoffqualität zurückhalten. Darüber hinaus existiert keine bekannte Studie, die einen Mehrwert von Premium-Diesel auf B7-Basis für Bootsmotoren ausweist.
Ähnlich sieht es bei Ottokraftstoffen aus. Der Premium-Effekt macht sich maximal durch die erhöhte Oktanzahl bemerkbar, die für PKW-Motoren einiger Sportwagen-Hersteller vorgeschrieben ist, bei Bootsmotoren aber so gut wie keine Wirkung entfaltet.
Additive: Selbst ist der Skipper
Wer wirklich auf „Nummer sicher“ gehen will, verwendet für saisonal betriebene Motoren wie auf Booten und Yachten herkömmliches Benzin oder Diesel und additiviert bei Dieselaggregaten mit einem wirkungsvollen biozid-haltigem Additiv, bei Benzin betriebenen Motoren mit einem speziellen Additiv, wie es die Hersteller in ihrem Programm haben.
Kraftstoff B7-Diesel als Premium sinnfrei
Deshalb gilt: Premium-Sprit für Bootsmotoren ist aus technischer Sicht so gut wie sinnfrei, Bootstankstellen, die ausschließlich solche Kraftstoffe anbieten, sollte man meiden, bis sie sich eines Besseren besinnen.
Für eine sorgenfreie Tankerfahrung
Wie kann man sich vor möglichen Unregelmäßigkeiten an den kroatischen Bootstankstellen schützen? Generell gilt nach Auskunft vieler Skipper derzeit: INA verlangt sowohl an Straßen- als auch an Bootstankstellen die gleichen Preise für Benzin und Diesel. Trotzdem sollte man bei der INA sowie anderen Anbietern sollte man vor dem Tanken möglichst nach dem Preis fragen, sofern er nicht vom Boot aus ersichtlich ist. Und gegebenenfalls die SeaHelp-Facebook-Seite nutzen, um die jeweiligen Preise an den einzelnen Bootstankstellen entsprechend zu posten.
Autofahrer: Kein Problem
Übrigens: Autofahrer auf dem Weg in den Urlaub kennen diese Probleme nicht: Benzin kostet in Kroatien pro Liter ca. 1,46 Euro, Diesel ca. 1,36 Euro und Autogas ca. 1,03 Euro an den Straßentankstellen. Und da die Kraftstoff-Logistik, also der Weg vom Tanklager zur Tankstelle einen eher unerheblichen Einfluss auf den Spritpreis an der Zapfsäule der Bootstankstelle hat, müssten die Preise an den Bootstankstellen auch den Preisen an Straßentankstellen entsprechen.
Tagesaktueller Kraftstoffpreis für Kroatien an Straßentankstellen nach Anbieter
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Richtig tanken an der Boots-Tankstelle
