Kugelfische kommen normalerweise in den Küstenregionen tropischer und warmer Meere vor, zumeist über Korallenbänken oder Seegraswiesen. Manche Arten leben in Amazonien, im tropischen Afrika, im östlichen Indien und in Südostasien auch in Süß- und Brackwasser. Nun gibt es sie auch an der Adria.
Ein Post des Aquarium Pula, veröffentlicht Mitte Mai auf einer Social Media-Plattform, lässt aufhorchen: danach seien Mitte Mai 2024 in der Nähe der Insel Ceja in der Bucht von Medulin gleich sieben der extrem giftigen Silberstreifen-Kugelfische (Lagocephalus sceleratus) gesichtet worden, einer dieser Fische sei in 19 Metern Tiefe gefangen worden, die „Beweis-Fotos“ stammten von Dr. Sc. Neven Ivesa von der Jurja Dobrila Universität in Pula.
Ceja ist eigentlich eine kleine Insel in der Bucht von Medulin im südlichen Teil Istriens, die wegen ihrer Ruhe und Abgeschiedenheit gern von Tagestouristen aufgesucht wird. Die nur 0,183 Quadratkilometer große Insel liegt etwa zwei Kilometer nördlich des Kap Kamenjak. Bekannt ist das Eiland insbesondere für seine 1,64 Kilometer lange Uferlinie mit einigen Strandabschnitten und ein Café, das in der Sommersaison geöffnet hat.
Vor Ceja wurden mehrere Silberstreifen-Kugelfische gesichtet, die als extrem giftig gelten
Doch mit der Ruhe könnte es bei den Touristen auf Ceja nun vorbei sein, seit der Gift-Fisch dort gesichtet und sogar gefangen wurde. Zum einen enthalte der Silberstreifen-Kugelfisch das „extrem starke“ Gift Tetrodotoxin, das ernste Gesundheitsprobleme und – bei unsachgemäßem Verzehr des Fisches – sogar den Tod verursachen könne.
Zur Erklärung: Tetrodotoxin ist insbesondere in den Gonaden (den Keimdrüsen) und der Leber des Fisches enthalten; aber auch auf der Haut ist es nachgewiesen. Die Dosis von nur 1 bis 2 mg werde als tödlich angesehen, heißt es in dem Beitrag.
Zum anderen stellt der invasive Kugelfisch eine ernste Bedrohung für Schnorchler und Taucher – und für die Fischerei dar, denn er zerstört Fischernetze und zerbeißt mit seinen überaus kräftigen Kiefern sogar massive Fischhaken. Auf Youtube kursieren Videos, wie gefangene Kugelfische scheinbar mühelos Bierdosen zerbeißen.
Diese Art von Fischen, die sich bei Gefahr aufblasen können, werde zu den sogenannten Lesepischen Migranten gezählt, schreibt das Aquarium Pula weiter, das seien Arten, die vom Roten Meer durch den Sueskanal ins Mittelmeer eindringen. Ursprünglich würden diese Fische in den Tropen des Indischen und Pazifischen Ozeans leben. Aufgrund seines Raubtier-Charakters und fehlender natürlicher Feinde wirke sich dieser Fisch negativ auf die Artenvielfalt aus.
Kugelfische gelten zwar als scheu, bei Kontakt können sie jedoch zubeißen und zu schweren Verletzungen führen
Kugelfische können sich bei Gefahr aufpumpen. Hierzu pressen sie mit ihrer kräftigen Muskulatur ruckweise Wasser aus der Mundhöhle in eine bauchseitige, sackartige Erweiterung des Magens. Dies soll auf Angreifer abschreckend wirken. Starke Ringmuskeln am Mageneingang verhindern das Rückfließen des Wassers. Die Stacheln, die sonst eng am Körper anliegen, stehen nun nach außen und fungieren als Widerhaken. Dadurch und durch die enorme Volumenvergrößerung ist es einem Raubtier fast unmöglich, den Kugelfisch zu verschlingen.
Jacques Cousteau berichtete, dass sich Kugelfische im Rachen großer Raubfische wie etwa Haien noch aufblasen würden, so dass sie feststecken und der Räuber ersticken würde.
Kugelfische gelten zwar als eher scheu und gehen Tauchern und Schnorchlern in der Regel aus dem Weg. Versucht der Mensch den Fisch zu fangen, oder kommt er den Fischen unbeabsichtigt zu nahe, kann es vorkommen, dass er mit seinem kräftigen Gebiss zubeißt. Der Biss eines großen Kugelfisches könne beim Menschen zu schweren Verletzungen bis zum Verlust eines Fingers führen, heißt es.
Fugu, zubereiteter Kugelfisch, git in Asien als Delikatesse. Hierfür werden aber zumeist ungiftige Züchtungen verwendet
Und: obwohl es immer wieder zu tödlichen Vergiftungen kommt, gilt zubereiteter Kugelfisch, der auch als Fugu bekannt ist, in Japan, Korea und China als Delikatesse. Von der Zubereitung eines selbst gefangenen Fisches ist jedoch unbedingt abzuraten, denn für Fugu wird zumeist die spezielle Art Takifugu rubripes in Gefangenschaft gezüchtet, bei der ein spezielles Futter verwendet wird; diese Fische sind deshalb – anders als die vor Ceja gesichteten Exemplare – ungiftig.
Der derzeit in Libyen arbeitende Aleksandar Brkovic schreibt in einem Kommentar zu dem Facebook-Post, dass der Fisch auch dort in den letzten zehn Jahren aufgetaucht sei. Normalerweise liebe er das Angeln, aber jedes Mal, wenn er einen Fang an der Angel habe, bete er, dass es kein Kugelfisch sein möge. Der Fisch sei in der Lage, die Hakengröße 2/0 (entspricht 4,2 Zentimetern – Anm. d. Red.) mühelos zu zerbeissen.
Es habe sogar Fälle gegeben, in denen Unterwasser-Fischer von Kugelfischen angegriffen worden seien, die gefangene Fische am Gürtel getragen hätten. Weiter schreibt Brkovic: „wenn man beabsichtigt, sie (die Kugelfische; nach einem Fang) wieder ins Meer zurückzuwerfen, muss man sie vorher töten“. Das einzige Wort, das ihm in diesem Zusammenhang einfalle, sei „schrecklich“.