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Keep clear! Unbemanntes Segelboot kreuzt bis Ende Oktober auf der Ostsee

Sailbuoy - Segelboje zur Forschung auf der Ostsee
© Offshore Sensing

Eine unbemannte, zwei Meter lange Segelboje mit einem Gewicht von 60 Kilogramm segelt seit Mai – und noch bis Ende Oktober in der Ostsee nordöstlich von Kriegers Flak. Die Boje sei so gebaut, dass sie einer Kollision mit einem Schiff standhalte, heisst es – ob bei einem Zusammentreffen Sportboote oder Yachten Schaden nehmen können, dazu gibt es keine Stellungnahme.

Wohl jeder Segler – und auch die allermeisten Motoryacht-Skipper kennen das US-amerikanische Filmdrama von J. C. Chandor “All Is Lost” aus dem Jahr 2013 mit Robert Redford als einzigem Darsteller. Der Film kam am 9. Januar 2014 in die deutschen Kinos.

Der namenlose Einhandsegler (gespielt von Robert Redford) wird darin auf seinem 39-Fuß-Segelboot vom Typ “Cal 39” Virginia Jean von plötzlich einlaufendem Wasser aus dem Schlaf gerissen. Sein Segelboot hat einen im Meer treibenden Container gerammt, der noch im Rumpf steckt, und somit gerät der Segler in Seenot.

Könnte dieses Horrorszenario demnächst auch auf der Ostsee wahr werden? Wie die Swedish Maritime Administration in einem Hinweis für Seeleute vom 12.6.2024 auf ufs.sjofartsverket.se mitteilt, treibt oder segelt in der Zeit vom 29. Mai bis zum 31. Oktober 2024 zwar kein herrenloser Container, aber „eine unbemannte Segelboje mit einer Länge von 2 m, einer Höhe von 1,1 m und einem Gewicht von 60 kg in einem Gebiet nordöstlich von Kriegers Flak.

 

 

Bis Ende Oktober treibt und segelt eine 60 Kilogramm schwere autonome Boje in Form eines Segelbootes auf der Ostsee

Bei Kriegers Flak handelt es sich um ein aus drei Teilen bestehendes Offshore-Windpark-System in der Ostsee, die jeweils in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) Dänemarks, Schwedens und Deutschlands liegen und insgesamt eine Fläche von 132 Quadratkilometer umfassen.

Der Teil in der deutschen AWZ ist seit 2015 als Offshore-Windpark Baltic 2 in Betrieb, der Teil in der dänischen AWZ ist seit 2021 in Betrieb, der schwedische Teil ist noch in der Planungsphase. Namensgeber ist das unter dem Meeresspiegel liegende Riff Kriegers Flak.

Der Zweck der Segelboje sei es, den Einfluss des Windes auf die Windparks zu untersuchen, heißt es in der Meldung. Die Segelboje bewege sich zwischen vorgegebenen Wegpunkten mit GPS und Autopilot mit einer Höchstgeschwindigkeit von 2 Knoten (3,7 km/h).

Achtung: die Segelboje ist unbeleuchtet, kann nicht ausweichen und verfügt auch nicht über Reflektoren oder gar ein AIS

Weiter heißt es dort, dass die Segelboje „unbeleuchtet“ sei und „nicht über einen Radarreflektor oder AIS“ verfüge. Es sei „keine Rücksicht auf die Boje erforderlich“, da sie so gebaut sei, dass sie einer Kollision standhalte.

Mit Kollision ist in diesem Fall ein Zusammenstoß mit einem großen Tanker gemeint – auf YouTube kann man sich anschauen, wie die Boje, die mit einem Segel, einem Rumpf und einem Langkiel ausgestattet ist und aussieht wie ein richtiges kleines Segelboot, mit einem Bulb (Bugwulst) kollidiert, kurz untertaucht und sich dann wieder unbeschädigt aufrichtet; auch der Tanker kann seine Fahrt ohne Blessuren fortsetzen.

 

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Fraglich ist jedoch, ob bei einem kleineren Segelboot oder einer Sportmotoryacht eine unbeabsichtigte Kollision mit der Segelboje ebenfalls schadlos überstanden würde – oder ob das 60 Kilogramm schwere Schwimmgerät bei einem Kontakt ein Leck in den Rumpf z.B. einer handelsüblichen Kunststoffyacht schlagen könnte – so dass im schlimmsten Falle ein Szenario wie im oben erwähnten Film All Is Lost drohen könnte.

Die Segelboje navigiert monatelang autonom durch die Ozeane und sendet in regelmäßigen Abständen Daten

Darüber gibt es vom Hersteller und Inverkehr-Bringer der unbemannten Geisterboje, Offshore Sensing AS, auf seiner Webpräsenz sailbuoy.no keine Auskunft. Bei der Sailbuoy handele es sich um ein „langlebiges unbemanntes Oberflächenfahrzeug für die Ozeane“, heisst es dort lediglich. Die Segelboje navigiere monatelang autonom durch die Ozeane – wobei sie in regelmäßigen Abständen Daten sende.

Die Sailbuoy könne „für eine Vielzahl von Meeresanwendungen eingesetzt“ werden: von der „Messung von Meeres- und Atmosphärenparametern bis zur Verfolgung von Ölverschmutzungen oder als Kommunikations-Relaisstation für Unterwasserinstrumente“.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Sailbuoy von Offshore Sensing autonom unterwegs ist: vom 6. bis 20. November 2015 war sie etwa schon für Wellenmessungen in der Nähe des Ölplattform-Komplexes Ekofisk in der Nordsee eingesetzt worden. Damals wie heute wird das Gefährt zu 100 Prozent durch den Wind angetrieben und verfügt über eine Zweiwege-Kommunikation über das Iridium-Netzwerk.

Bei ihrem letzten zweiwöchigen Einsatz 20 Kilometer nordöstlich von Ekofisk in der Nordsee vor neun Jahren hatte die Boje auch bei rauhem Wetter ihre Position gehalten

Während der Kampagne habe die Sailbuoy ihre Position „etwa 20 km nordöstlich von Ekofisk (auf der Leeseite) unter rauhen Bedingungen“ gehalten, heißt es bei Offshore Sensing. Die während der Kampagne bei Ekofisk gemessene mittlere Windgeschwindigkeit habe 9,8 m/s mit einem Maximum von 20,4 m/s betragen, wobei der Wind meist aus Süd und Südwest gekommen sei.

Ob es während der zurückliegenden oder der aktuellen Kampagne bereits Kollisionen mit kleineren Booten gegeben habe, und wie diese verlaufen seien, dazu gibt es bisher keine Hinweise.

Skippern, die in dem genannten Gebiet in der Ostsee unterwegs sind, wird geraten, die Augen offenzuhalten und das Areal ggf. nachts zu meiden, da die Sailbuoy unbeleuchtet ist. Informationen über Sichtungen / Kontakte mit der autonomen Segelboje bitte an die SeaHelp-Redaktion.

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