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Große Aufregung in Vodice in Kroatien: Hai-Alarm an der kroatischen Adriaküste?

Hai in Kroatien an der Adriaküste bei Vodice
© TikTok

„Aufregung im Urlaubsparadies. Ein Video soll zwei Haie nur wenige Meter entfernt vom Strand im kroatischen Vodice zeigen. Es könnte sich um Blauhaie handeln“, titelte vor wenigen Tagen die Kleine Zeitung, „auffällige Flossen“ hätten Strandbesucher in Kroatien in Aufruhr versetzt. Doch was ist dran an der Meldung? Und – gibt es überhaupt Haie an der kroatischen Küste?

Große Aufregung in und um Vodice soll vor ein paar Tagen in Kroatien geherrscht haben, schrieb die Kleine Zeitung: am Strand der Küstenstadt in der Gespanschaft Šibenik-Knin in Mitteldalmatien soll es eine Hai-Sichtung gegeben haben – und das mitten in der Urlaubssaison, in der auch tausende österreichische Urlauber in die Region pilgern würden.

Stein des Anstoßes ist ein Video, das auf TikTok veröffentlicht wurde. Zu sehen sind darin auffällige Rückenflossen, die aus dem Wasser ragen. „Aber waren es wirklich Haie, die hier für Aufruhr im Urlaubsparadies sorgen?“, fragt die Kleine Zeitung. Eine offizielle Bestätigung der Behörden stehe bis dato noch aus, in kroatischen Medien werde heftig über den Vorfall diskutiert.

 

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Auf einer lokalen Internet-Plattform wird vermutet, dass es sich um zwei junge Blauhaie gehandelt haben könnte

Auf der lokalen Internetplattform sibenski.slobodnadalmacija.hr werde vermutet, dass es sich um zwei junge Blauhaie handeln könnte. Doch – gibt es überhaupt Haie in Kroatien? Ja, schreibt etwa focus.de: in Kroatien gebe es tatsächlich Haie, auch gefährliche Arten. Jedoch sei von den Einheimischen in den vergangenen Jahren „kaum eine Attacke bemerkt“ worden.

Kroatien liege an der Adria. Das stelle nicht das Jagdgebiet dar, welches beispielsweise Weiße Haie als gefährliche Haiart lieben würden. Tauche einmal ein Hai auf, sei er nach ein paar Tagen meistens wieder verschwunden. Es könne aber durchaus einmal passieren, dass man in Kroatiens Gewässern auf einen Riesenhai treffen würde.

Außer einem Schreck würden Menschen allerdings nichts davontragen, denn: „Riesenhaie ernähren sich von Plankton und haben an Menschen kein Interesse“. Kleinere Haie würden sich manchmal in Badebuchten verirren; die hätten aber vor den Menschen Angst und würden flüchten, bevor es zu einem Kontakt komme.

Viel gefährlichere bzw. giftige Tiere in Kroatien, vor denen man sich in acht nehmen sollte, seien etwa die Schwarze Witwe, Muränen und Stachelrochen, das Petermännchen und verschiedene Quallenarten, warnt focus.de.

In der Adria gibt es rund 30 Haiarten. Viele davon sind eher klein und unspektakulär

Handelt es sich also bezüglich der Haie in der Adria um falschen Alarm? Nicht ganz, wie Ulrike Kirsch von der Stiftung Meeresschutz in einem jüngst aktualisierten Beitrag schreibt. In der Adria gebe es rund 30 Haiarten. Viele davon seien klein und unspektakulär. Am beeindruckendsten dürften jedoch die „zwei Großen“ sein: Weißer Hai und Riesenhai. Doch für sie wie für einige andere der größeren Arten gelte: „Sie sind selten geworden“.

Im Mittelmeer werde der Riesenhai (Cetorhinus maximus), ein harmlosen Filtrierer, häufig gesichtet, vor allem im Frühjahr im Nordwesten, schreibt Ulrike Kirsch; und bei Sardinien seien die bis zu 12 Meter langen und eine bis fünf Tonnen schweren Tiere saisonal sogar regelmäßige Besucher.

Auch in der nördlichen Adria seien sie schon zu sehen gewesen. Erst Mitte März 2024 sei ein etwa acht Meter langer Riesenhai im Golf von Triest zwischen Santa Croce und Marina di Aurisina gesichtet worden, wie aus dem italienischen Biosphärenreservat Miramare gemeldet worden sei. Weitere dokumentierte Sichtungen habe es Ende Februar 2023 vor Pula in Istrien gegeben, im März der Jahre 2022 und 2021 sei jeweils ein Riesenhai in der Kvarner Bucht gesichtet worden.

Ob es sich bei den medialen Sensationsmeldungen im Sommerloch (siehe oben) tatsächlich immer um einen Weißen Hai in der Adria handele, dürfe bezweifelt werden, heißt es in dem Bericht weiter, denn: Verwechslungen mit Kurzflossen-Mako oder Heringshai seien möglich. Ausgeschlossen sei das aber nicht. Im Oktober 2017 sei beispielsweise ein tatsächlich ein Weißer Hai vor Rimini gesichtet worden, wie ein Video eindeutig beweise.

Biologen vermuten in der Adria eine Kinderstube des Weißen Haies. Dasselbe gilt für Blauhaie

Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts seien Weiße Haie in den Küstengewässern der östlichen Adria relativ häufig gewesen, doch mit dem Schwund ihrer Hauptbeute Thunfisch seien sie „mehr oder weniger“ verschwunden. Biologen würden in der Adria jedoch eine Kinderstube dieser Haiart vermuten. Generell gelte die Art gilt im Mittelmeer als vom Aussterben bedroht, weltweit als gefährdet.

Weiter in der Adria vorkommende Haiarten sei unter anderem der Kurzflossen-Makohai (Isurus oxyrinchus). Die vier Meter langen und bis 500 Kilogramm schweren Kurzflossen-Makos seien im Mittelmeer allerdings nicht häufig anzutreffen und nur selten in der Adria. Im Juni 2019 habe ein Kurzflossen-Mako vor der Stadt Makarska gekreuzt. Von 2014 bis 2017 seien acht Exemplare gefangen worden, davon zwei auf italienischer Seite.

Auch zu den angeblich vor ein paar Tagen in Vodice gesichteten Blauhaien (Prionace glauca) nimmt der Beitrag der Stiftung Meeresschutz Stellung: diese Art habe einst zu den häufigsten Haiarten in der Adria gehört. Heute sei sie vom Aussterben bedroht. In der Nordadria soll sich jedoch eine Kinderstube befinden – insofern besteht durchaus die Möglichkeit, dass es sich tatsächlich um (junge) Blauhaie gehandelt haben könnte.

Der Blauhai ist in Kroatien streng geschützt, im Mittelmeer zählt er zu einer bedeutenden Zielfischart

Küstennahe (bestätigte) Sichtungen habe es zuletzt etwa im Mai 2022 vor der Insel Žirje. Im Mai 2020 vor Soverato, Italien, und im April 2020 im Hafen der kroatischen Ortschaft Crkvenica gegeben. Während die durchschnittlich drei Meter großen und 180 Kilogramm schweren Blauhaie mit ihrem stromlinienförmigen Körper und ihrer weißen Unterseite in Kroatien streng geschützt seien, zählten sie im Mittelmeer zu einer bedeutenden Zielfischart. Zudem würden Blauhaie in der Fischerei häufig als Beifang sterben.

Über weitere Haie in der Adria klärt die DSM-Broschüre „Bedrohte Artenvielfalt in der Adria: Meeressäuger, Haie, Meeresschildkröten und andere faszinierende Meerestiere“ auf. Darin werden 32 Meerestiere aus der Adria von Groß bis Klein vorgestellt, und es gibt darin Kurzporträts von weiteren, eher selteneren Haiarten. Der Haiexperte Andrej Gajić beschreibt in seinem umfassenden Werk1 über Haie und Rochen in der Ostadria insgesamt 31 Haiarten.

Mittlerweile sei es im gesamten Mittelmeer um die Haie schlecht bestellt, wie der WWF in seinem Haibericht 2019 für das Mittelmeer (Sharks in Crisis – A call to action for the Mediterranean) schreibt. Von den derzeit 73 dort vorkommenden Spezies seien mehr als die Hälfte gefährdet.

Die mit Abstand größte Gefahr für Haie und Rochen geht von der Überfischung aus

Die mit Abstand größte Gefahr für Haie und Rochen gehe von der Überfischung aus, heißt es abschließend in dem Bericht der Stiftung Meeresschutz. 80 Prozent der erfassten Bestände im Mittelmeer würden als überfischt gelten. Dies nicht nur, weil sie gezielt gefangen würden, sondern häufig auch, weil sie als Beifang oder Rückwurf sterben würden.

Wer einen Hai sichtet, sollte sich an dem Anblick der selten gewordenen, eleganten Meerestiere erfreuen – statt in Panik zu geraten. Und man sollte die faszinierenden Spitzenprädatoren der Unterwasserwelt melden. Dafür gibt es etwa eine (öffentliche) Facebook-Gruppe „Hai-Sichtungen Mittelmeer/Sharks of the Mediterranean“.

Wer (unwahrscheinlicherweise) doch einmal beim Baden, Schnorcheln, Tauchen oder SUPen im Mittelmeer auf einen Weißen Hai treffen sollte, sollte sicherheitshalber die in unserem News-Beitrag genannten Tips beherzigen, um Unfälle zu vermeiden.

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