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Schwanken wie auf einem Schiff: Das Mal de Débarquement-Syndrom (MdDS) kann jeden treffen

Schwanken wie auf einem Schiff – MdDS, das Mal de Débarquement-Syndrom

Wer schonmal für längere Zeit auf einem Boot, einer Yacht oder auf einem Cruise-Schiff war, kennt vielleicht dieses merkwürdige Gefühl, das einen beschleicht, wenn man wieder festen Boden unter den Füßen hat: der Boden scheint – wie auf einer Yacht – hin- und her zu schwanken. Dieser Effekt ist bei den meisten Menschen harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Doch es gibt Ausnahmen – dann handelt es sich um eine handfeste Krankheit.

Insbesondere Menschen, die längere Zeit auf einer Yacht waren, oder bei viel Wind und Welle eine See-Regatta mitgesegelt sind, oder aber auch Gäste, welche für einige Tage auf einem Cruiseship (auf bewegter See) unterwegs waren, kennen das Gefühl, wenn sie ihre Füße wieder aufs Festland setzen – der Körper benötigt eine gewisse Zeit, bis er wieder von „schwankendem“ auf „festen“ Untergrund umswitcht.

So lange dieser Effekt, der als Mal de Débarquement-Syndrom bekannt ist, andauert, kommen sich die Betroffen vor, als wären sie noch immer auf einem Boot unterwegs. Unserer Erfahrung nach tritt dieser Effekt besonders deutlich hervor, wenn man unmittelbar nach Verlassen des Bootes einen engen, fensterlosen Raum betritt, der dazu noch ein kariertes Fliesenmuster aufweist – wie etwa eine Dusche oder ein WC.

Normalerweise verschwindet der Effekt des Schwankens auf festem Boden nach kurzer Zeit wieder

In der Regel sollte das Mal de Débarquement-Syndrom jedoch nach einigen Minuten oder Stunden komplett verschwunden sein. Nach einem längeren Törn kann das auch schon mal bis zum nächsten Morgen dauern, bis die Welt wieder „im Lot“ und der Boden unter den Füßen „fest“ ist. Interessant: auch Bahnreisende, Menschen, die mit Flugzeugen unterwegs waren oder Achterbahn-Fahrer können betroffen sein.

Bei einigen, wenigen Menschen bleibt die Symptomatik jedoch über Wochen, Monate oder in vereinzelten Fällen sogar über gar Jahre bestehen. Dann spricht man von einer Krankheit, und erst dann handelt es sich eigentlich auch erst um das Mal de Debarquement-Syndrom. Abgeleitet ist der Begriff vom französischen Mal = Krankheit und Debarquement = ein Schiff verlassen (englisch: Mal de Debarquement Syndrome, MdDS).

Stehe beim MdDS zunächst nur das Gefühl des Schwankens in alle Richtungen (wie auf einem Boot) im Vordergrund, so könnten etwas später weitere Symptome wie Benommenheit, Schwindel, Übelkeit, Gleichgewichtsstörungen, Desorientierung, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Reizempfindlichkeit, Konzentrationsstörungen, Tinnitus, vermehrte Ängstlichkeit, Depressivität und weitere funktionelle Störungen dazukommen, berichtet etwa Dr. Thomas Weiss aus Mannheim, der sich dem Thema eingehend gewidmet hat, auf weiss.de.

Betroffen seien danach insbesondere Frauen, Menschen, die zur Seekrankheit neigen, Menschen mit depressiven Symptomen, Menschen, die besonders starken Schwankungen ausgesetzt waren, häufiger möglicherweise auch Migräne-Patienten sowie Menschen mit höherer Sensibilität, mit Angst und anderen funktionellen Störungen. Von besonderer Bedeutung sei dabei der sogenannte „vestibulo-okuläre-Reflex“.

Beim Mal de Debarquement-Syndrom (MdDS) geht es, einfach gesagt, um eine nicht vollzogene Rückstellung von „Schwanken“ auf „fester Boden“

In einfachen Worten ausgedrückt, verfüge der Mensch über ein „außerordentlich fortschrittliches Stabilisierungssystem, mit dem auch modernste Kameras nicht mithalten können“. Auch wenn es wissenschaftlich nicht vollständig geklärt sei, wie ein Mal de Debarquement-Syndrom genau zu verstehen sei, gehe man davon aus, dass es um eine „nicht vollzogene Rückstellung“ gehe.

Das Gehirn habe sich erfolgreich auf eine Situation (Schwanken) eingestellt und schaffe die erneute Korrektur (fester Boden) nicht. Es bleibe im „Schwank-Modus“ und liefere weiter die Informationen, die nötig wären, um ein Schwanken der Umwelt auszugleichen.

Um aus diesem Teufelskreis erfolgreich ausbrechen zu können, empfiehlt der Arzt neben einer Angstberuhigung auch Massagen, Wärme oder Entspannungsverfahren. Im Mittelpunkt einer Erfolg versprechenden Behandlung stehe jedoch ein Training; das System aus Auge, Gleichgewichtsorgan, Muskel- und Gelenkwahrnehmung müsse „neu kalibriert“ werden.

Das Gleichgewicht müsse „durch möglichst viele komplexe Bewegungen gefordert werden, um sich wieder neu organisieren“ zu können.

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