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Wenn das Meer nachts magisch leuchtet: Meeresleuchten – was hat es damit auf sich?

Meerwasser, das blau bis grün zu lumineszieren scheint, das klingt fast wie eine Sequenz aus dem Science Fiction-Thriller „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Zwar scheinen sich die Wissenschaftler inzwischen einig zu sein, wodurch das Licht im Meer ausgelöst wird, die genauen Rahmenbedingungen für das Auftreten dieses Phänomens (Meeresleuchten) sind jedoch bisher noch immer nicht restlos geklärt.

Wer das Meeresleuchten einmal erlebt hat, vergisst dieses Glücksgefühl nie wieder. Das erste Mal durfte ich es vor einigen Jahren in den Gärten der Königin südöstlich Kubas erleben. Es war, als ob bei unserem gecharterten Segel-Kat plötzlich die Unterwasser-Beleuchtung an den Rümpfen angeschaltet worden wäre. Einige Zeit später, wir waren mit der SY KAIROS in griechischen Gewässern unterwegs, leuchteten unsere Körper bei einem nächtlichen Bad im Meer, als wir vor Anker lagen.

Und noch einmal sahen wir das Meer leuchten: es geschah erst vor einigen Tagen an der Küste einer kleinen maledivischen Insel im Raa-Atoll. Die sanft am Strand einrollenden Wellen leuchteten und erhellten die ansonsten schwarze Nacht mit Millionen von kleinen Punkten; bei jedem unserer Schritte am Strand leuchtete der Boden – und unsere Fußsohlen hellgrün auf. Noch längere Zeit später konnten wir unsere illuminierten Fußabdrücke im Sand erkennen, bis die nächste leuchtende Woge die Spuren wegwusch.

Jules Verne vermutete Myriaden von Infusionstierchen hinter dem Meeresleuchten

Doch was hat es mit dem geheimnisvollen Leuchten auf sich? Jules Verne war sich sicher, die Ursache genau zu kennen: in seinem Roman 20.000 Meilen unter dem Meer schrieb er, das weiße Licht im Meer werde von „Myriaden von Infusionstierchen“ erzeugt. Diese Lebewesen seien „Leuchtwürmchen, die farblos sind, haardünn und nicht länger als ein Fünftel Millimeter. Sie bilden eine oft meilenweite gallertartige Schicht“.

Auch die Wissenschaft tappte bei dem Phänomen lange im Dunkeln. Viele Seemannsgeschichten erzählten von der milchigen, leuchtenden See. Doch eine wirklich schlüssige Erklärung dafür gab es lange Zeit nicht. Vor allem: das Leuchten schien völlig unvorhergesehen aufzutreten. Nur durch Zufall zeichnete ein Satellit Bilder eines riesigen milchigen Flecks vor der Küste Somalias auf. Das Meeresleuchten hielt drei Tage lang an; es wurde vermutet, dass es im Zusammenhang mit einer „kalten, wirbelförmigen Ozeanströmung“ entstand.

Sogenannte Biolumineszenz kann an der Küste und im offenen Meer beobachtet werden

Fest steht heute, dass die als Meeresleuchten bezeichneten Lichterscheinungen im Meer der sogenannten Biolumineszenz zugerechnet werden, und dass das Phänomen sowohl an der Küste als auch im offenen Meer beobachtet werden kann. Verantwortlich dafür sollen Mikroorganismen wie die Dinoflagellaten sein, Einzeller, die eigentlich zur Familie der Algen gerechnet werden.

Beim Meeresleuchten scheint das Meerwasser blau bis grün zu lumineszieren – so als befände man sich inmitten des Schwarms aus Frank Schätzings Science-Fiction, der erst vor kurzem verfilmt wurde. Tatsächlich leuchtet aber nicht das Meerwasser selbst, sondern die im Seewasser befindlichen Kleinstlebewesen. Diese senden nach einem Berührungsreiz mehr oder weniger lange andauernde Lichtsignale aus.

Das Leuchten der Einzeller wird durch Berührungsreize ausgelöst, je stärker, je heller

Dass das Leuchten durch Berührungsreize ausgelöst wird, konnten wir gut am Strand der kleinen Malediven-Insel Dhigali im Raa-Atoll beobachten. Das Meeresleuchten entstand einerseits durch die schwache Brandung, andererseits konnten wir es im weißen Sand des Strandes hervorrufen, indem wir einfach mit den Füßen über den Sand entlangliefen und -strichen. Die Organismen, die wir dabei berührt hatten, werden als kleine leuchtende Punkte sichtbar.

Einige Experten vermuten, dass der Druck auf die Zellwand der Einzeller die darin liegenden Ionenkanäle beeinflusst. Denkbar sei, so die Forscher, dass sich diese durch den Druck von außen öffnen würden, sodass sich Kalzium durch verschiedene Teile der Zelle bewegen und die Lichtreaktion auslösen könne. Wie hell die Leuchtfarbe ist, hänge davon ab, wie stark und wie schnell die Zellwand eingedrückt werde.

Die Rahmenbedingungen für das Auftreten der Mikroorganismen sind nicht restlos geklärt

Doch das war es dann auch schon mit den feststehenden Fakten über das Meeresleuchten. Der Effekt ist nur gelegentlich anzutreffen, denn die erforderlichen Mikroorganismen treten nur selten in der für das Leuchten erforderlicher Konzentration im Meerwasser auf. Die genauen Rahmenbedingungen für das Auftreten der Mikroorganismen sind bisher nicht restlos geklärt. Genau das macht wohl den Reiz dieses Phänomens aus: niemand kann mit Bestimmtheit sagen, warum und wann das Meeresleuchten auftritt. Deshalb kann sich glücklich schätzen, wer es einmal zu Lebzeiten miterleben darf.

Wer weiß, vielleicht ist ja doch der Gurumusch-Magnet dafür verantwortlich? Im Kinderbuch Jim Knopf und die Wilde 13 von Michael Ende von 1962 entsteht das geheimnisvolle Leuchten durch das Einschalten genau dieses Magneten. Nur so kann danach das Reich der Meerjungfrauen und Meermänner erleuchtet werden. Und wehe dem, der das Meeresleuchten versucht, mit einem Kescher einzufangen: die Lichter werden dann wie ein kleines Feuerwerk knistern und anschließend zu Ruß werden, glaubt man dem Kinderbuch Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne von Jakob Martin Strid.

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