Seefahrer haben, wenn man so will, in ihrer Tradition das ganze Jahr über ein wenig Weihnachten bei sich an Bord. Die Verbindung von Weihnachtsbräuchen zur Seefahrt ist dabei älter, als mancher glauben mag – sogar älter als der Weihnachtsbrauch selbst.
St. Nikolaus gilt unter anderem als Patron der Seefahrer. Seine Geschichte geht schon auf das dritte und vierte nachchristliche Jahrhundert zurück. Als Sohn einer wohlhabenden Familie wurde Nikolaus zum frommen Christen erzogen. Als seine Eltern einer Epidemie zum Opfer fielen, verteilte er sein Vermögen unter die Armen und wurde Priester.
Später wurde er Erzbischof von Myra in der heutigen Türkei, und von dort aus verbreitete sich in den Mittelmeerländern die Kunde von seinen guten Taten. Nikolaus gilt unter anderem als Patron der Seefahrer, weil er 325 n. Chr. während des Konzils von Nicäa, dem heutigen Iznik in der türkischen Provinz Bursa, einem in Seenot befindlichen Schiff erschienen sein- und es gerettet haben soll.
Der Hl. Nikolas soll Schiffsleuten aus Seenot gerettet- und sogar Stürme zum Abflauen gebracht haben
Die in Seenot geratenen Schiffsleute sollen in ihrer gefährlichen Lage den heiligen Nikolaus angerufen haben. Ihnen soll daraufhin ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann erschienen sein, der die Navigation übernommen und die Segel richtig gesetzt – und schließlich sogar den Sturm zum Abflauen gebracht haben soll. Daraufhin sei der Mann wieder verschwunden, heißt es in der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine.
Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beteten, erkannten sie den Heiligen und dankten ihm. Wegen dieser und ähnlicher Erzählungen wurde Nikolaus zum Patron der Seefahrer. Nach seinem Tod am 6. Dezember 326 (oder 345, 351 oder 365, da ist man sich nicht ganz einig) breitete sich die große Nikolaus-Verehrung rasch auf Süditalien, den Mittelmeerraum und schließlich auch auf die Hafenstädte der Atlantik- und Nordseeküste aus.
Die größte Bedeutung hat der Nikolaus in den Niederlanden, hier gibt es gleich mehrere ihm gewidmete Kirchen
So entstanden im 12. und 13. Jahrhundert in Holland gleich mehrere Sankt-Nikolaus-Kirchen, von denen einige heute noch gut erhalten sind. Amsterdam machte Nikolaus zu seinem Schutzheiligen, und Rom erklärte den 6. Dezember, den Todestag des Nikolaus, zu einem offiziellen Feiertag. Auch in Deutschland gibt es heute noch Zeichen der Verehrung des Nikolaus: der niedersächsische Kreis Cuxhaven hat den heiligen Nikolaus zum Beispiel in seinem Wappen verewigt.
Die größte Bedeutung hat Nikolaus jedoch für die Niederlande. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Nikolaus ist der Schutzpatron der Seefahrer (und der Kaufleute) – traditionell also genau der Berufsgruppen, die lange Zeit die Bedeutung der Niederlande weltweit ausgemacht haben.
Sinterklaas hat in den Niederlanden eine größere Bedeutung als der Kerstman (der Weihnachstmann)
Sint Nicolaas (kurz Sinterklaas) hat in den Niederlanden eine größere Bedeutung als der Weihnachtsmann, der Kerstman – wobei sich die Experten noch nicht so ganz sicher sind, ob Nikolaus und der Weihnachtsmann nicht vielleicht ein und dieselbe Figur sind – oder zumindest der eine von dem anderen abgeleitet wurde.
Mit dem Schiff fährt Sinterklaas, begleitet von seinen Helfern und dem Zwarten Piet (dem Schwarzen Peter, nach Blackfacing-Vorwürfen auch nur noch Piet/Peter), jedes Jahr von Spanien – wo er der Legende nach das Jahr überlebt – zur holländischen Küste.
Am letzten Novembersamstag erreicht er schließlich die Holländischen Hafenstädte. Traditionell wird er von den Wartenden hier mit einem Lied begrüßt: Das Schiff, woher kommt es? von Spanien her! An Bord ist St. Nik´laus. Wir warten schon sehr.