Auf Mallorca steigt die Angst vor einer deutlichen steigenden Zahl von COVID-19-Neuinfektionen, nachdem sich die Baleareninsel entschlossen hatte, langsam wieder für den Tourismus zu öffnen. Mit 117 aktiven COVID-19-Patienten und einer relativ geringen zweistelligen Zahl an Neuinfektionen gilt die bei Urlaubern besonders beliebte Insel im Gesamtvergleich eigentlich ebenso sicher wie beispielsweise Deutschland oder Österreich. Die Betonung liegt hier ausdrücklich auf „eigentlich“, weil mit der Rückkehr der Touristen auch die Unvernunft einherging.
Nur kurze Ballermann-Episode
Bereits am ersten Wochenende übernahmen die Partygänger am Ballermann und der Punta Ballena in Magaluf wieder das Regime, als habe das Coronavirus nie existiert. Als die ersten Bilder in den sozialen Medien die Runde machten, rief es Politiker selbst aus Deutschland auf den Plan, die „Verwunderung und Sorge zum Ausdruck brachten“, wie Kritik diplomatisch korrekt im Politiker-Sprech verpackt wird.
Mallorca: Party-Lockdown wegen COVID-19
Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Partymeilen wurden zum Leidwesen der Gastronomen wie auch der feierwütigen Gäste geschlossen, statt eimerweise Sangria mit Strohhalm zu konsumieren, fanden jede Menge Kontrollen statt, um illegale Partys zu unterbinden. Wegen der besonderen Härte der Maßnahmen spricht man bereits davon, der Mehrzahl der Mallorquiner sei das gar nicht so ungelegen gekommen, denn man wolle das negative Image der Party-Insel Mallorca ablegen und dort eher Qualitätstourismus etablieren.
Angst vor steigenden COVID-19-Neuinfektionen
Andererseits muss man aber auch Verständnis für die Sorgen und Nöte der Einwohner aufbringen: Durch den überaus harten COVID-19-Lockdown ist es, ebenso wie in vielen anderen Ländern, den mallorquinischen Gesundheitsbehörden gelungen, die Zahl der COVID-19-Infektionen auf niedrigem Niveau zu halten. Durch ungehemmten Party-Tourismus befürchtet man, die Bemühungen der letzten Monate zunichte zu machen.
Nur am Strand keine Maskenpflicht
So folgten auf dem Party-Wochenende auf Mallorca, das europaweit für Schlagzeilen sorgte, harte Einschnitte: Die Clubs der Bier- und Schinkenstraße sowie in einschlägigen Szene-Lokalen in Magaluf wurden geschlossen, auf den Straßen und in Restaurants herrscht wieder Maskenpflicht, auch in Restaurants, nur am Stand und beim Sport darf man auf die Maske verzichten. Verstöße werden rigoros und sofort geahndet.
Keine Maskenpflicht auf Yachten
Die Maskenpflicht, die übrigens schon vor den Party-Exzessen beschlossen wurde und nicht als Folge des nächtlichen Treibens zu interpretieren ist, wurde noch ab Montag, den 20.7.2020 verschärft. Ab diesem Tag sind nach Berichten der Mallorca-Zeitung Bußgelder in Höhe von 25 bis 100 Euro fällig, wenn auf eine Maske verzichtet wird.
Eine gesonderte Nachfrage bei den Marinas ergab: Wer auf einer Yacht in einer der zahlreichen Marinas auf Mallorca weilt, muss keine Maske tragen. Wie es auf den Charterbooten konkret geregelt ist, dazu wollte man sich nicht konkret äußeren. Vermutlich muss nur die Crew, nicht aber der Chartergast eine Maske tragen, hieß es.
Party-Tourismus kann sich Mallorca nicht erlauben
Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela bringt es in einem Interview mit der Mallorca-Zeitung auf den Punkt: „Es geht nicht darum, ob wir uns erlauben können, bestimmte Urlauber zu verlieren. Wir können uns nicht erlauben, dass diese kommen.“ Dies dürfte wohl eine klare Absage an die Partygänger sein, deren Karawane jetzt wohl weiterzieht an den Goldstrand nach Bulgarien, wo sich niemand an deren ungehemmtem Treiben stört, zumal nach einer Partywoche erst daheim der mögliche Kater in Form einer COVID-19-Infektion folgt.
Wassersport boomt trotz COVID-19
All diese Maßnahmen scheinen in den mallorquinischen Marinas niemanden so wirklich zu stören. Sowohl die Spanier selbst als auch die ausländischen Yachteigner und Chartercrews haben längst erkannt: Auf einer Yacht, ganz gleich ob auf dem Meer oder in der Marina, hat das Coronavirus kaum eine Chance. Die Marinas sind, wie berichtet wird, gut besucht und zumindest hier weint dem Partyvolk niemand auch nur eine Träne nach. Im Gegenteil: Skipper berichten von glasklarem Wasser, einer besonderen Atmosphäre und wer will, kann jetzt sogar einmal ohne Stress das Hinterland erkunden.
Das heißt, wer jetzt Mallorca besucht, findet etwas, was es sonst kaum dort gibt: Relative Ruhe und Abgeschiedenheit. Der Urlaubertypus, der das schätzt und sich mit den Corona-Regeln arrangiert, wird die Baleareninsel von einer ganz neuen Seite kennenlernen.