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Brückeneröffnung: Pelješac-Brücke im Süden Kroatiens öffnet Ende Juli 2022

Pelješac-Brücke: Bucht von Mali Ston in der Gespanschaft Dubrovnik-Neretva
Baufortschritt: August 2021

Seit dem EU-Beitritt Kroatiens am 1. Juli 2013 wurde fieberhaft nach einer Lösung für die Verkehrsproblematik aufgrund des Neum-Korridors gesucht. Statt einer Fährverbindung oder einer Transit-Autobahn durch den Neum-Korridor ohne Grenzkontrollen und Einreisemöglichkeit nach Bosnien-Herzegowina entschied sich Kroatien für den Bau der Pelješac-Brücke. Baubeginn war 2007, aus finanziellen Gründen gab es 2010 einen Baustopp. Im Juli 2018 wurden die Bauarbeiten fortgeführt. Nun soll die Pelješac-Brücke genau vier Jahre später Ende Juli 2022 für den Verkehr freigegeben werden.

Die Pelješac-Brücke (kroatisch Pelješki most) soll ab Juli 2022 nach zuletzt vier Jahren Bauzeit (insgesamt sieben Jahre) die Bucht von Mali Ston überbrücken und somit die Gespanschaft Dubrovnik-Neretva mit dem Rest Kroatiens unter Umgehung des Neum-Korridors verbinden.

So jedenfalls äußerte sich nach einem Bericht des Adria-Nachrichtenportals Morski.hr der kroatische Verkehrsminister Oleg Butković bei einem Besuch der Brücke am 27. Mai 2022, als er gemeinsam mit Joško Cebal, dem stellvertretenden Präfekten des Landkreises Dubrovnik-Neretva, dem Präsidenten der kroatischen Straßenverwaltung Josip Škorić und dem Projektleiter Goran Legco den erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten persönlich in Augenschein nahm.

Die Brücke sei fertig, sagte Verkehrsminister Butković bei einem Besuch Ende Mai

„Die Brücke ist fertig“, stellte Butković danach erfreut fest, und was den Rest beträfe, „das heisst die Zufahrtsstraßen“, könne man „im Moment sagen, dass Ende Juli die Pelješac-Brücke mit einem Teil der Zufahrtsstraßen eröffnet“ werden könne, „genauer gesagt die zweite und dritte Phase des Projekts“.

Dabei handele es sich konkret um insgesamt 25 Kilometer Zufahrtsstraßen, die von Duboka nach Sparagovic und von Sparagovic nach Prapratno führen würden.

Der Korridor von Neum ist ein an der schmalsten Stelle etwa fünf Kilometer breiter Zugang des Staates Bosnien und Herzegowina zum Adria-Hafen Neum. Das Problem: er ist komplett umgeben von kroatischem Staatsgebiet (Gespanschaft Dubrovnik-Neretva).

Das Problem: der sogenannte Neum-Korridor ist komplett von kroatischem Staatsgebiet umgeben

Bereits im Spätmittelalter hatte die Gegend um Neum wegen der exponierten Lage für Streit zwischen den Republiken Venedig und Ragusa gesorgt; 1699 wurde der Landstreifen Teil des Osmanischen Reiches, unter anderem, weil die Republik Ragusa eine weitere Stärkung Venedigs in der Region verhindern wollte. Später wurde der umstrittene Landstreifen dann ein Teil der Herzegowina.

Aktuell müssen Kroatien-Durchreisende auf dem Weg nach Süden bei der Ortschaft Neum auf wenigen Kilometern bosnisch-herzegowinisches Staatsgebiet durchqueren und dazu gleich zweimal eine EU-Außengrenze mit entsprechenden Personen- und Zollkontrollen passieren. Neben dem touristischen Bereich betrifft das vor allem den Transitverkehr äußerst nachteilig, da die Kontrollen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Mit den zeitintensiven Grenzkontrollen soll nun in ein paar Wochen endlich Schluss sein

Damit soll nun in ein paar Wochen endlich Schluss sein: ab Ende Juli soll nach Aussagen des kroatischen Verkehrsministers die zweispurige Extradosed-Brücke im Süden Kroatiens feierlich eröffnet werden und die Bucht von Mali Ston überbrücken, das Warten an den Grenzkontrollstellen hat dann ein Ende.

Als Extradosed-Brücke wird eine vergleichsweise neue Konstruktion von Spannbetonbrücken bezeichnet, bei der die Spannglieder außerhalb des Querschnitts des Fahrbahnträgers über einen niedrigen Pylon geführt werden und dadurch das Tragverhalten einer Schrägseilbrücke und einer Balkenbrücke kombiniert wird. Die Bezeichnung leitet sich ursprünglich aus dem französischen Begriff „extrados“ für „Gewölberücken“ ab, der ins Englische übernommen wurde.

Die Brücke wird in die Autobahn A1 integriert, die bis 2029 sogar bis Dubrovnik geführt werden soll

Nach einem abgebrochenen ersten Projekt begann der Bau der Brücke am 30. Juli 2018. Das letzte Segment des Fahrbahnträgers wurde am 28. Juli 2021 eingehoben und verschweißt; in der darauffolgenden Nacht wurde der Lückenschluss mit einem großen Feuerwerk gefeiert. Die Brücke soll nun in die Autobahn A1 integriert werden, deren Bau von 2024 bis 2029 von Metković bis Osojnik bei Dubrovnik fortgeführt werden soll.

Zudem soll die Brücke den Zugang zu den Inseln im Süden Kroatiens erleichtern und somit zur Revitalisierung der Gegend von Pelješac und der Neretva-Gegend beitragen und negativen demographischen Trends entgegenwirken. Insbesondere die Bevölkerung auf den Inseln Korčula, Lastovo und Mljet, aber auch die Bevölkerung von Dubrovnik erwartet durch den Bau der Pelješac-Brücke bessere Verbindungen zum Festland und zu anderen kroatischen Städten.

Die neue Brücke verbindet Komarna auf dem Festland mit der Halbinsel Pelješac bei Brijesta

Konkret verbindet die Brücke die Ortschaft Komarna auf dem Festland mit der Halbinsel Pelješac bei Brijesta. Aktuell führt eine in den Sommermonaten sehr stark ausgelastete alternative Fährverbindung von Ploče nach Trpanj auf der Halbinsel Pelješac. Auf Pelješac wird eine neue, etwa 30 km lange Fernstraße als zukünftiger Teil der Državna cesta D8 gebaut, die den Verkehr von der Brücke zur derzeitigen D8 führen soll.

Gebaut wurde die Brücke nach einer Entscheidung der Hrvatske ceste von 2018 von der von China subventionierten China Road and Bridge Corporation. Der Bau galt als anspruchsvoll, da die Brückenpfeiler teilweise erst in über 100 Meter Tiefe gegründet werden konnten.

Die Gegend ist zudem bekannt für die Bora mit heftigen Stürmen. Schließlich ist die Bucht von Mali Ston mit ihrem klaren Wasser und großen Austernzuchtplätzen ein besonderes Natur-Sonderreservat.

 

Pelješac-Brücke in der Gespanschaft Dubrovnik-Neretva

 

Die Fundamente der Brücke ruhen auf bis zu 124 Meter langen stählernen Bohrpfählen

Die Brücke ist insgesamt 2, 4 Kilometer lang und 22,5 Meter breit. Sie hat einen 3,40 m breiten, durch Leitplanken abgetrennten Mittelstreifen, auf dem die Pylonstiele und die Verankerungen der Schrägseile untergebracht sind.

Die Fahrbahnen sollen in einen 3,50 Meter breiten Fahrstreifen, einen 2,50 Meter breiten Pannenstreifen und zwei jeweils ein Meter breite Sicherheitsstreifen unterteilt werden. Auf den 1,55 Meter breiten erhöhten äußeren Randstreifen werden zwei hohe Windschutzzäune angebracht, damit die Brücke auch bei Sturm befahrbar bleibt. Die Brücke hat 13 Öffnungen, deren größter Pfeiler-Achsabstand 285 Meter beträgt.

Sie hat 6 Pylone und 7 Pfeiler aus Stahlbeton. Die Pylonstiele sind insgesamt zwischen 82,5 und 98 Meter hoch und überragen die Fahrbahn um ganze 40 Meter. Ihre Fundamente ruhen auf bis zu 124 Meter langen stählernen Bohrpfählen. In Höhe der Wasserfläche sind Verbreiterungen als Schiffsabweiser angebracht, also Vorrichtungen, die den Anprall von Schiffen, vor allem Seeschiffen, auf die Brückenpfeiler verhindern sollen.

 

Die Pelješac-Brücke überspannt die Bucht von Mali Ston

 

Minister Butković: Trotz Marktstörungen und steigenden Preisen werde nichts in Frage gestellt

Die Auftragnehmer hätten „aufgrund von Marktstörungen und steigenden Preisen finanziell unter schwierigen Bedingungen arbeiten“ müssen, sagte Minister Butković bei seiner Visite anerkennend. Trotzdem werde in Bezug auf das Brückenprojekt „nichts in Frage gestellt“.

Ursprünglich waren die Kosten für die Pelješac-Brücke auf rund 420 Millionen Euro geschätzt worden. Im Juni 2017 hatte die Europäische Union bekanntgegeben, 85 Prozent der Baukosten übernehmen zu wollen.

Das Nachrichtenportal Vecernji.hr aus Zagreb gibt an, dass die Gesamtkosten des Projekts für den Bau der Brücke und der Zufahrtsstraßen im Ergebnis nun „zwischen 100 und 150 Millionen Kuna“ (13,27 bzw. 19,91 Mio. Euro) höher ausfallen würden als geplant. Insgesamt beliefen sich danach die Kosten auf aktuell vier Milliarden Kuna (mehr als eine halbe Milliarde Euro); es sei noch nicht bekannt, ob die Differenz ebenfalls aus EU-Mitteln oder von der Republik Kroatien bezahlt werden würden.

Peljesac-Brücke hat eine technische Inspektion bestanden und die Eröffnung wird für Juli erwartet

 

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