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Feuer an Bord: Welche Löschmittel gehören auf die Yacht

Feuer an Bord: Totalschaden an Yacht

Es ist ein Alptraum für jeden Yachtbesitzer: ein Feuer an Bord gehört zu den gefährlichsten Unfällen, die auf See passieren können, denn Brände auf Schiffen breiten sich oft schnell aus. Im Vergleich zum Land ist die Brandbekämpfung erschwert: es gibt keine Fluchtwege, und oft befinden sich noch Menschen an Bord. Schnelles Handeln ist gefragt, und die Yacht sollte mit den passenden Feuerlöschern ausgestattet sein. SeaHelp gibt einen Überblick.

Generell gilt: das Mitführen eines Feuerlöschers ist nicht für alle Schiffe und Boote verpflichtend. Besonders im privaten Bereich gilt die Ausrüstungspflicht mit Feuerlöschern erst bei Booten mit Einbaumotoren über 6 PS oder Außenmotoren über 10 PS. Diese gilt auch, wenn Koch- und/oder Heizvorrichtungen vorhanden sind.

Geregelt wird der Brandschutz etwa in Deutschland für große und gewerblich genutzte Schiffe durch die Binnenschiffsuntersuchungsordnung, die Seeschiffstraßenverordnung sowie die International Convention for the Safety of Life at sea (SOLAS).

Welcher Feuerlöscher eingesetzt wird, hängt davon ab, was (welcher Stoff) brennt

Für den optimalen Brandschutz in der Schifffahrt eignen sich verschiedene Arten von Feuerlöschern. Wie man ein Feuer am besten löscht – und womit, hängt vor allem davon ab, was genau brennt. Aus diesem Grund sind auf den Feuerlöschern Brandklassen vermerkt.

Klasse A steht für glutbildende Stoffe wie zum Beispiel Holz, B kennzeichnet brennbare Flüssigkeiten, insbesondere Kraftstoffe wie wie Benzin oder Diesel, und F ist für brennende Fette (zum Beispiel überhitztes Bratfett in der Pfanne) relevant. Wichtig: Fette können nicht mit Wasser gelöscht werden; hier ist die erste Wahl eine Löschdecke.

Sogenannte ABC-Löscher eignen sich für viele Brände, sind günstig und halten lange

Für alle übrigen Brände eignen sich sogenannte ABC- (Pulver-) Löscher. Vorteil: die Universallöscher halten sehr lange, sie sind günstig in der Anschaffung und – bei korrekter Anwendung – auch sehr effektiv.

Nachteil: das feine Pulver dringt beim Versprühen in jede auch noch so kleine Ritze; hat man das Feuer erfolgreich bekämpft, bleiben oft Begleit- und Folgeschäden, die beträchtlich sein können. Zu beachten ist auch, dass das Pulver Metalle angreifen kann, da es Salze enthält, das kann negative Auswirkungen auf die Bordelektronik bzw. die Elektrik auf der Yacht haben.

Innen empfiehlt sich ein Schaumlöscher, um Folgeschäden zu minimieren

Im Innenraum des Schiffes empfiehlt sich daher besonders die Verwendung eines Schaumfeuerlöschers. Da bei diesem Feuerlöscher das Löschmittel gezielt auf den Brandherd aufgetragen werden kann, und nicht wie bei Pulver in alle Fugen dringt, bleiben die Löschschäden überschaubar.

Der Schaum lässt sich von Oberflächen abwischen, wodurch die Inneneinrichtung des Schiffes geschont wird. Der ABC-Pulverlöscher eignet sich hingegen gut für das Deck.

ABC-Löscher gibt es als Auflade- und Dauerdrucklöscher. Sie haben den Vorteil, dass sie bis minus 30 Grad frostsicher sind und zusätzlich die Brandschutzklasse C abdecken. Damit ist ein Pulverlöscher generell für die Außenbereiche an Bord geeignet, auf denen es auch mal sehr kalt werden kann.

Fettbrandlöscher kommen zumeist in der Küche (Pantry) zum Einsatz

Auch Fettbrandlöscher sind für den Brandschutz in der Schifffahrt nicht wegzudenken. Besonders bei großen Schiffen mit Bordrestaurants oder auf Kreuzfahrtschiffen werden Fettbrandlöscher in der Küche benötigt.

Doch auch für Maschinenräume ist laut SOLAS-Verordnung das Mitführen eines Löschers der Brandklasse F verpflichtend. Auf Sportyachten wird sich dieser Bereich zumeist auf den Herd in der Pantry beschränken, auf dem sich zu heiß gewordenes Öl entflammt. Doch auch hier kann sich das Feuer schnell ausbreiten, zum Beispiel, indem es auf Gardinen oder Handtücher überspringt.

CO2-Löscher hinterlassen keine Rückstände und schonen technische Anlagen

Gerade auf Schiffen, auf denen viel Elektronik eingebaut ist, empfiehlt sich zusätzlich ein CO2-Löscher. Das Löschmittel dieses Feuerlöschers ist nicht leitfähig und löscht ohne Löschrückstände, wodurch technische Anlagen geschützt werden.

Allerdings darf der CO2 -Löscher nicht in zu kleinen Räumen verwendet werden, da das Kohlendioxid auch den Sauerstoff aus der Atemluft verdrängt. Hier sollt umsichtig gehandelt werden. Als vorteilhaft erweisen sich sogenannte Fire Ports, spezielle Löschöffnungen, in die das Gas eingesprüht werden kann. Nachteil: CO2 kühlt den Brandherd nicht ab.

Bei Fahrten in internationalen Gewässern empfiehlt sich eine MED-Zertifizierung der Löscher

Grundsätzlich stellen alle vorgestellten Feuerlöscher-Typen eine gute Grundlage für den Brandschutz in der Schifffahrt dar. Sollten internationale Gewässer befahren werden, sollten die Feuerlöscher MED – zertifiziert sein. Diese Feuerlöscher entsprechen den Bau- und Qualitätsansprüchen der Schiffausrüstungsrichtlinie (eng. Marine Equipment Directive – MED).

Sie sind in der ganzen EU und durch ein Abkommen mit den USA auch in amerikanischen Gewässern anerkannt. Allerdings sollten Konformitätserklärungen für diese Löscher mitgeführt werden, um eventuelle Bußgelder zu vermeiden. Ob ein Feuerlöscher eine MED-Zulassung besitzt, kann man leicht daran erkennen, dass er mit einem Steuerradsymbol gekennzeichnet ist.

Statistisch gesehen brennt es nach SeaHelp-Recherche am häufigsten in der Pantry

Das deutsche Bundesamt für Verkehr und digitale Infrastruktur empfiehlt, mindestens zwei tragbare ABC-Feuerlöscher – neben der Mindestausrüstung – mit sich zu führen. Bei größeren Schiffen wird zudem dazu geraten, jeweils einen Feuerlöscher im Vorschiff, im Cockpit und in der Pantry zu installieren, um nötige Laufwege zu minimieren. Eine Löschdecke dient zusätzliches als effektives Hilfsmittel, um kleine Brände und Entstehungsbrände zu löschen.

„Statistisch gesehen sind Feuer in Küchenräumen (Pantry) und fehlerhafte Elektroinstallationen die häufigsten Brandursachen“, sagt SeaHelp-Einsatzleiter Marko Orlic. In der Küche sollte daher stets eine Löschdecke einsatzbereit und in Griffnähe sein. Auch Boots-Heizungen in den Wintermonaten verursachten Brände, gefolgt von Bränden im Motorraum.

 

Feuer an Bord: Yacht völlig ausgebrandt

 

Bei Qualm aus dem Motorenraum ist umsichtiges Handeln gefragt – eine Verpuffung droht

„Qualmt es aus dem Motorraum, sollte die Crew nicht den Fehler machen, den Raum sofort zu öffnen“, rät der Rettungs-Profi; die schnelle Sauerstoffzufuhr könne zu einer explosionsartigen Entflammung führen. Was die Elektrik angehe, so würden auf Yachten oft elektrische Geräte nachgerüstet, ohne jedoch zu berücksichtigen, dass dann auch andere Leitungen erforderlich werden würden; Kabel könnten zudem mit der Zeit korrodieren.

„Wenn es zu einem Feuerausbruch auf einer Yacht kommt, sollte zunächst schnell geklärt werden, was (welche Stoffe) eigentlich brennen, um dann den dafür geeigneten Feuerlöscher auswählen und benutzen zu können“, sagt Marko Orlic. Oft sei die Eingriffsgeschwindigkeit entscheidend dafür, ob sich das Feuer ausbreiten könne – oder eben nicht.

 

Feuer an Bord: Brand Aussenbordmotor RIP

 

Soll bei einem Feuer Hilfe angefordert werden, empfiehlt sich die SeaHelp-App

Marko Orlic von SeaHelp rät: „In einem nächsten Schritt sollte die Zufuhr des Kraftstoffes unterbunden werden, Gasflaschen sollten verschlossen und die elektrischen (Haupt-) schalter ausgeschaltet werden. Droht der Brand außer Kontrolle zu geraten, sollten unverzüglich Rettungsdienste alarmiert werden, hier hilft die SeaHelp-App und spart wertvolle Zeit“.

Wichtig sei es, bei einem Feuer an Bord nicht in Panik zu verfallen, um schnell professionelle Hilfe rufen zu können, um zunächst (bei kleineren Flammen bzw. geringer Qualmbildung) eigene Löschversuche starten zu können und um unverzüglich die Crew evakuieren zu können, falls nötig.

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Oberstes Prinzip ist der Selbstschutz; bei Vollbrand sollte die Yacht, wenn möglich isoliert werden

Oberstes Prinzip sei dabei, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Orlic: „ruft man nur um Hilfe und unternimmt ansonsten nichts, kann sich das Feuer an Bord unter Umständen sehr schnell ausbreiten“, dann könne es schnell passieren, dass jede Hilfe zu spät komme. In diesem Fall könne es sinnvoll sein, das Boot gezielt aufs offene Wasser zu bewegen, um ein Übergreifen der Flammen auf andere Yachten oder Hafengebäude zu verhindern.

 

Feuer an Bord: Yacht wird auf das Meer geschleppt.

 

Skipper und Crew sollten sich bereits vorab mit den an Bord befindlichen Feuerlöschern beschäftigen – Auskunft geben die Etiketten auf den Behältern. Auch die Handhabung sollte vor dem Ernstfall geprobt werden, viele Unternehmen, aber auch Vereine und Verbände sowie die Feuerwehren bieten sogenannte Feuerlösch-Trainings an, die sogar für bestimmte Offshore-Regatten für einen Teil der Crew verpflichtend vorgeschrieben sind.

Achtung: die Betriebszeit eines Feuerlöschers ist sehr kurz. Es gilt: erst zielen, dann auslösen.

Und: wenn ein Feuerlöscher genutzt werde, um den Brand zu bekämpfen, sollte auch berücksichtigt werden, dass die „Betriebszeit“ eines normalen Löschers teilweise nur sehr gering sein könne (oft nur wenige Sekunden), das bedeute, dass man „das Ziel sofort anvisieren“ sollte, wenn der Löschvorgang gestartet werde.

SeaHelp rät, die Feuerlöscher jedes Jahr zu warten bzw. überprüfen zu lassen. In jeder Kabine sollte es mindestens eine Löschvorrichtung / Feuerlöscher geben, wobei immer zusätzlich die Angaben der Bootsregister bzw. die Flagge beachtet werden sollten.

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