Ein heftiges Unwetter mit Starkregen und Windspitzen über 110 km/h ist am Mittwoch (14.8.2024) auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln niedergegangen – genau zehn Tage früher als im vorigen Jahr. Müssen sich Bootsurlauber auf den Balearen zukünftig immer im August auf Unwetter einstellen? Was ist der Grund dafür?
Ein heftiges Sommer-Unwetter mit ergiebigem Regen ist am Mittwoch (14.8.2024) auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln niedergegangen. Los sei es bereits am Vormittag auf den Pityusen-Inseln Formentera und Ibiza gegangen, berichtete die Mallorcazeitung. Im Hafen von La Savina auf Formentera habe der Wind zahlreiche Boote an Land gedrückt.
Auf Videoaufnahmen ist zu erkennen, wie Sturm und hohe Wellen Boote ans Ufer gedrückt haben, und sogar einige Boote an der Küste liegen. Der Wind habe in La Savina Spitzen von bis zu 117 km/h erreicht, berichtete mallorcazeitung.es weiter. Erste Windhosen seien gegen Mittag gesichtet worden. In Palma habe es gegen 12.40 Uhr zu hageln begonnen, starker Regen und Wind hätten da bereits seit einigen Minuten gewütet.
Nach Angaben des Wetterdienstes Aemet, den die Mallorcazeitung zitiert, hätten die Wingeschwindigkeiten auf Mallorca bis zu 90 km/h erreicht. Die höchsten Werte seien in Santa Maria, am Flugplatz Son Bonet in Marratxí sowie in Port de Sóller gemessen worden.
Auch ein Jahr vorher hatte es orkanartige Windböen und heftige Unwetter auf der Urlaubsinsel Mallorca gegeben
Fast genau ein Jahr vorher, am 28. August 2023 hatte die Welt über „orkanartige Windböen“ und „heftige Unwetter“ auf der Urlaubsinsel Mallorca berichtet. Zwei deutsche Segler galten zunächst als vermisst; wegen der unwetterbedingten Streichung Dutzender Flüge hätten Hunderte Touristen die Nacht nach dem Unwetter auf dem Flughafen von Palma verbringen müssen, ein Kreuzfahrtschiff sei in einen „wetterbedingten Zwischenfall“ am Hafen von Palma verwickelt gewesen.
Da drängt sich die Frage auf, ob dahinter eine meteorologische Gesetzmäßigkeit steht, und ob man sich als Bootsurlauber, der seinen Sommerurlaub mit dem Boot auf den Balearen verbringt, darauf einstellen sollte, dass es bereits im Spätsommer Sturmtiefs rund um Mallorca gibt. „Unwetter über den Balearen werden häufiger“, schreibt etwa telepolis.de – und nennt auch gleich die mögliche Ursache: extreme Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luft.
Unwetter über den Balearen werden häufiger, Grund: extreme Temperaturunterschiede zwischen (warmem) Wasser und (kalter) Luft
Mit knapp 30 Grad war das Meer im letzten wie auch in diesem Jahr (28 bis 29 Grad Celsius, Quelle: wassertemperatur.org) vor Mallorca extrem warm. Wegen der hohen Temperaturen verdampft viel Wasser – mehr als normalerweise. Je mehr Wasserdampf jedoch in der Luft angereichert ist, desto mehr Energie steht potentiellen Stürmen zur Verfügung. Heftige Unwetter können die Folge sein, wenn dann kalte Luftmassen von Norden heranziehen.
Im Herbst müsse man sogar mit so genannten Medicanen rechnen, schreibt telepolis weiter, einer Art Hurrikan im Mittelmeer. Damit diese entstehen könnten, brauche es einen Temperaturunterschied zwischen kalter Luft in der Höhe und hohen Wassertemperaturen, also genau so, wie sie derzeit im Meer um die Baleareninseln vorherrschen. Die Regenmengen bei derartigen Stürmen seien enorm, warnen Wetterexperten; da könnten schon mal bis zu 400 Liter auf den Quadratmeter niedergehen.
Eigentlich entstehen Medicanes, tropensturm-ähnliche Sturmtiefs im Mittelmeerraum, insbesondere im Herbst
Ein Medicane (Schachtelwort von englisch Mediterranean hurricane) ist ein tropensturm-ähnliches Sturmtief im Mittelmeerraum. Diese Form des Mittelmeertiefs erscheint vermutlich in einer Häufigkeit von etwa einmal jährlich. Eigentlich entstehen Medicanes insbesondere im Herbst, indem Kaltluft aus den gemäßigten Breiten in Richtung Äquator strömt und in den höheren Luftschichten ein sogenanntes Cut-Off-Tief ausgebildet wird.
Die meernahe Luftmasse, die durch Verdunstung aus dem noch relativ warmen Mittelmeer feucht ist, kondensiert und bildet den Wolkenwirbel im Zuge der Konvektion, die vom Höhentief verursacht wird. Das Auge dieser Wirbelsysteme entsteht ähnlich wie in den Tropen durch die Abwärtsbewegung, mit Wolkenauflösung im Tiefzentrum, welches sich dabei erwärmt.
Auf Mallorca hat es bereits mehrere solcher Unwetter gegeben, von der SeaHelp-Einsatzzentrale heißt es, dass derartige Wetterphänomene „um den 15. August eines jeden Jahres“ in der letzten Zeit auf den Balearen nichts Ungewöhnliches seien. Sportskipper sollten damit rechnen und entsprechend vorbereitet sein. Mit den „karibischen Temperaturen“ steige die Gefahr für schwere Stürme und Gewitter.
Und: das Unwetter vom Mittwoch (Klassifikation nach der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala für tropische Wirbelstürme anlehnt: Mediterranean Tropical Storm mit 64 bis 111 km/h) könnte eventuell nur ein Vorgeschmack auf den Herbst sein. Oder anders gesagt: Mallorca-Urlauber – egal ob mit oder ohne Boot unterwegs – müssen sich bis zum Ende der Saison auf weitere Stürme gefasst machen.