SeaHelp, Europas größter Pannen- und Bergedienst für die Sportschifffahrt zur Hilfeleistung bei nicht lebensbedrohlichen Situationen, wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Das wurde am 7. Juni 2025 im kroatischen Punat, wo sich auch die SeaHelp-Zentrale befindet, ausgiebig gefeiert.
Es muss schon einen besonderen Grund geben, wenn die gelben Einsatzboote von SeaHelp, Europas größtem nautischen Pannendienst, sich einmal für ein Wochenende eine kleine „Auszeit“ nehmen. Dieser – ganz besondere – Grund lag am Pfingst-Wochenende 2025 vor: SeaHelp feierte im kroatischen Punat, Sitz der Einsatzzentrale des bekannten Pannen- und Bergedienstes für die Sportschifffahrt, zwanzigjähriges Jubiläum.
Hunderte von Mitgliedern, Partnern und SeaHelp-Freunden waren der Einladung zur Jubiläumsfeier ins sommerlich warme Punat gefolgt, darunter viele Politiker, Prominente, Vertreter von Wassersport-Unternehmen und internationale Pressevertreter.
„Die Dauser d.o.o. wurde 2005 als erste europäische Organisation dieser Art gegründet“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Dauser, 2008 sei dann die Umfirmierung in SeaHelp erfolgt. Heute gebe es europaweit 31 Stützpunkte mit kräftigen und besonders ausgerüsteten Einsatzbooten: an der deutschen Ostseeküste, in Kroatien, Slowenien, an der italienischen Adriaküste, auf den Balearen, an der Costa Brava, in den Niederlanden und am Gardasee seien er und seine Kollegen rund um die Uhr für die Sportskipper und ihre Belange da.
Immer an Dausers Seite war – und ist – sein engagierter und stets freundlicher Mitarbeiter, „Kollege vor Ort“ und heutiger Leiter der Einsatzzentrale in Punat, Marko Orlic. Die SeaHelp-Redaktion sprach mit Orlic, der aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens des Unternehmens neben anderen verdienten Mitarbeitern von Geschäftsführer Wolfgang Dauser im Rahmen der Feierlichkeiten in Punat für seine Verdienste ausgezeichnet wurde.
Marko, wie kamst du zu SeaHelp?
Marko Orlic: Ich erinnere mich gut an unsere einfachen, aber spannenden Anfänge – als ich aus dem Chartergeschäft kam, und für mich ein neues Kapitel begann, das nun schon 20 Jahre andauert. Ich war mit meinem alten Job nicht zufrieden und suchte etwas Neues. Gerade wurde eine neue Firma gegründet, und ich hatte nichts zu verlieren. Ich dachte: Wenn sie eine neue Firma starten, dann haben sie wenigstens im ersten Jahr Geld für Gehälter. Die Firma hieß damals Sea Tow und war gegründet worden von den Brüdern Christian und Wolfgang Dauser. Ich kannte Wolfgang schon vorher und habe ihm bei seinem Charterbusiness geholfen. Ich half beim Einchecken der Boote für italienische Kunden – obwohl ich kein Italienisch spreche, außer ein paar Wörtern. Aber irgendwie haben wir uns von Anfang an gut verstanden.
Mein Arbeitsplatz sollte eigentlich auf einem Schlauchboot sein, aber die Boote waren noch nicht geliefert worden. Also übernahm ich zunächst andere Aufgaben. „Marko, kannst du eine Anzeige für die Gewinnung neuer Mitarbeiter schalten?“ – Na klar. „Kannst du Handys organisieren?“ – Kein Problem. „Kannst du die Dokumente für die Boote vorbereiten?“ – Mach ich – so fing für mich alles an.
Gleichzeitig gab es auch viel Arbeit mit dem noch aktiven Charterunternehmen namens Sunshine Yachting, weil ab 2005 Charterboote nur noch unter kroatischer Flagge fahren durften. Die gesamte Flotte musste neu registriert und an die neuen Vorschriften angepasst werden.
SeaHelp hat sich als erster nautischer Pannen- und Bergedienst längst etabliert und ist heute das größte Unternehmen seiner Art. Wie kam es dazu? Im Laufe der Jahre haben mir viele Menschen erzählt, dass sie ähnliche Ideen zur Gründung eines nautischen Pannendienstes gehabt hätten. Heute ist es einfach, darüber zu sprechen. Aber damals brauchte es jemanden wie Wolfgang Dauser – mit viel Charter-Erfahrung und dem Blick eines ausländischen Boots-Enthusiasten – um diese Ideen tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen.
Der Grund dafür ist ganz einfach: kroatische Bootsfahrer nutzen ihre Boote nicht auf dieselbe Art und Weise wie ausländische Sportskipper, und sie haben ganz unterschiedliche Probleme auf dem Wasser. Ein kroatischer Bootsfahrer ist hier zu Hause, umgeben von Freunden, und er kennt die Sprache. So kann er viele Probleme selbst lösen. Ausländische Bootsfahrer benötigen jedoch – auf sich allein gestellt, und ohne der kroatischen Sprache mächtig zu sein – oft Unterstützung.
Ganz ähnlich verhält es sich übrigens auch in anderen Ländern: in Italien nutzen unsere Dienste am wenigsten die Italiener selbst, in Deutschland am wenigsten Deutsche und in Spanien am wenigsten die einheimischen Spanier. Doch das ändert sich langsam, aber stetig – auch und gerade in Kroatien. Immer mehr kroatische Bootsfahrer erkennen den Nutzen und die Vorteile unserer täglichen Arbeit.
Natürlich gab es anfangs auch Widerstand. Nicht so sehr gegen die Idee eines nautischen Pannendienstes selbst, sondern gegen ihre Umsetzung. „Wie wollt ihr das mit diesen kleinen Booten und Aussenbordmotoren schaffen?“, fragten sie. Zum Schleppen brauche man schließlich ein „großes Boot mit starkem Motor und großer Schraube“.
Aber wir haben einfach angefangen. Im April 2005 war die Flotte dann bereit, die Crews organisiert, und am 1. Mai haben wir offiziell mit den Dienstleistungen begonnen. Das Problem: niemand rief bei uns an. Wirklich, fast niemand! Es gab noch kein richtiges Marketing und keine PR; kaum jemand kannte uns.
Was passierte dann?
Marko Orlic: Alles änderte sich, nachdem wir unsere Idee dem kroatischen Seefahrts- Ministerium vorgestellt hatten. Die Beamten aus dem Ministerium schickten daraufhin eine Mitteilung an alle Hafenbehörden und an SAR – Search and rescue – in Rijeka, und auf einmal ging es los. Plötzlich waren wir bekannt und in aller Munde. Ein nautischer Pannen- und Bergedienst! Das war neu. Viele Sportskipper nahmen Kontakt zu uns auf und wurden Mitglieder – viele von ihnen sind uns von Anfang an treu, also seit 20 Jahren.
Ich danke allen Behörden, die mit uns von Anfang an vertrauensvoll zusammenarbeiten: dem SAR Rijeka, den Hafenbehörden, der Seepolizei und allen anderen. Ohne ihre Unterstützung wären viele unserer Erfolge einfach nicht möglich gewesen. Was mich besonders freut: unsere Arbeit wurde – und wird – wertgeschätzt. Allein vier Nominierungen gab es für uns für das Blaue Band des Vjesnik. Unser Kollege Stanko Kovačević aus Mali Lošinj, der seit 2006 bei uns ist, wurde bereits dreimal nominiert – zweimal zusammen mit dem Kollegen Kristijan Nikolić.
Auch durch das Seefahrts-Ministerium wurde Sea Help schon ausgezeichnet, und zwar für unseren Beitrag zur Sicherheit in der Seefahrt. Das beweist den Erfolg unserer Arbeit.
Vielen Dank an Wolfgang Dauser für die Möglichkeit, Teil dieser Erfolgs-Geschichte zu sein, und für das Vertrauen, das er in mich gesetzt hat, als es um die Umsetzung neuer Ideen ging, die unter anderem mit der Änderung des Steuergesetzes für Treibstoff zusammenhingen, aber auch mit der Einführung neuer Bergungstechniken, die praktische und inzwischen weitverbreitete Sea Help App – und das, was für unsere vielen Mitglieder das Wichtigste ist: die aktuellen, attraktiven Mitgliedschaftsmodelle.
Ein besonderer Dank gilt jedoch allen unseren treuen Mitgliedern. Viele von ihnen kenne ich seit über 25 Jahren, als sie noch kleine Boote besaßen – viele von ihnen eignen heute große Yachten. Einige von ihnen habe ich schon persönlich „abgeschleppt“, vielen anderen konnte durch unser Team geholfen werden. Und einige von ihnen werden wir in Zukunft wohl auch noch „an den Haken nehmen“ – keine Sorge, irgendwann ist jeder mal „dran…“.