Der Traum vom eigenen Schiff beginnt mit einer Reihe von Fragen, denen sich künftige Eigner kritisch stellen müssen, unsere Checkliste hilft dabei. Die geplante Nutzung des Bootes ist dabei genauso wichtig wie der passende Liegeplatz und die laufenden Kosten. SeaHelp hat zehn Punkte zusammengestellt, mit deren Hilfe sich die Suche nach dem passenden Schiff konkretisieren lässt.
Checkliste Punkt 1:
Auf welchem Revier soll das Boot genutzt werden?
Fluss, Binnenrevier, küstennah oder hohe See? Mit oder ohne Strömung? Wer weiß, wo er sein Boot überwiegend nutzen möchte, kann schon eine erste Auswahl treffen und vor allem die gesuchte Größe und Klassifizierung ein wenig eingrenzen. Wer ein Motorboot sucht, sollte sich vorher erkundigen, welche Befahrensbeschränkungen auf dem Revier gelten und ob man erst eine Genehmigung für das Fahren eines Schiffes mit Verbrennungsmotor oder auch Elektroantrieb beantragen muss.
Motorbootfahrer müssen außerdem für sich definieren, ob sie eher etwas Kleines, Spritziges für einen Tageausflug auf dem Wasser suchen oder mit ihrem Schiff auf Tour gehen möchten. Für die Feierabendrunde auf dem Binnengewässer eignet sich ein kleiner Gleiter aus GFK, der maximal über eine kleine Kajüte verfügt oder ein eleganter kleiner Tender.
Soll das Boot auch als Zugfahrzeug für Wasserski oder Wakeboard eingesetzt werden, muss zudem darauf geachtet werden, dass es die perfekte Heckwelle produziert. Wer auf Tour gehen möchte, braucht einen geräumigen Verdränger, der vor allem Wohnkomfort anstelle eines guten Speedpotenzials bietet.
Seglerinnen und Segler haben von der wendigen Jolle über kleine Kielboote bis zu großen, seegehenden Yachten eine große Auswahl an verschiedensten Klassen und Modellen. Um sich einen Überblick zu verschaffen und die Segeleigenschaften der einzelnen Schiffe kennenzulernen, lohnt es sich, möglichst viele Schiffe zur Probe zu segeln. Bootsmessen, bei denen viele Werften ihre Yachten vorstellen, geben zudem einen guten Überblick über die verschiedenen neuen Modelle, ihre Bauweise und Ausrüstung an- und auch unter Deck.
Checkliste Punkt 2:
2. Braucht das Schiff einen Wasser- oder Landliegeplatz?
Oft ergattert man erst den begehrten Liegeplatz, bevor man sich auf die Suche nach einem genau in diese Box passenden Schiff macht. Und auch wenn das Boot nach Benutzung auf einem Trailer oder Slipwagen bleibt, ist es gut, vor dem Kauf zu wissen, wo man den dauerhaft abstellen kann.
Waren in den letzten Jahren in zahlreichen Marinas Liegeplätze frei, hat sich die Situation während der Corona-Pandemie stark verändert. Durch die Hinwendung zu Freizeitmöglichkeiten vor der eigenen Haustür haben sich viele Wassersportler für eine eigene Yacht entschieden und so zu einer starken Auslastung der Liegeplatzkapazitäten geführt.
Checkliste Punkt 3:
Soll es eine Motor- oder Segelyacht sein?
Eine Grundsatzentscheidung, wobei inzwischen auch eingefleischte Seglerinnen und Segler nicht mehr mit einem leichten Naserümpfen auf Motorbootfahrer herabblicken. Wer sich für eine Motorboot oder eine Motoryacht entscheidet, ist nicht vom Wind abhängig, hat meist einen geringeren Tiefgang und kann hervorragend Binnenreviere und Flüsse befahren – weder Brücken noch Strömung behindern das Vorankommen. Wer es lieber sportlich, ruhig und naturverbunden mag und auf See längere Touren segeln möchte, sollte lieber nach einer passenden Segelyacht Ausschau halten.
Checkliste Punkt 4:
Wer wird das Schiff künftig nutzen bzw. wer kommt mit an Bord?
Die Familie bzw. Partnerin und Partner müssen mitziehen, wenn es um die Anschaffung eines so wichtigen Freizeitobjektes wie eines eigenen Bootes geht. Nicht nur, weil es ein sehr kostenintensives Hobby ist, sondern auch, weil es sehr viel Zeit beansprucht. Nur, wer in seiner Freizeit auch keine bessere Beschäftigung kennt als im oder auf dem Wasser zu sein, wird den Kauf eines eigenen Schiffes mit echter Leidenschaft mittragen. Gerade wer sich zum ersten Mal für ein eigenes Schiff entscheidet, sollte zuerst Chartern oder in einer Eignergemeinschaft in die Welt der „Yachties“ hineinschnuppern und so herausfinden, ob man sich den Traum vom eigenen Schiff wirklich erfüllen möchte.
Checkliste Punkt 5:
Soll das Schiff für Tagesausflüge oder Touren genutzt werden?
Wer nur tagsüber aufs Wasser will, braucht nur eine kleine Kajüte und nicht besonders viele Ausrüstungsgegenstände. Doch je länger die Zeit an Bord ist, desto mehr zahlt sich jeder Fuß mehr an Länge aus. Mehr Größe bedeutet mehr Stauraum, Komfort und Kojen. Und damit mehr Möglichkeiten für die Freizeit- und Feriengestaltung auf dem Wasser.
Checkliste Punkt 6:
Wie groß soll das Boot sein?
Jeder Meter kostet mehr, schafft aber auch ein Plus an Komfort und Bequemlichkeit. Wer die Wahl zwischen einer großen und einer kleinen, sehr gut ausgestatteten Yacht hat, sollte sich im Zweifelsfall für das größere Schiff entscheiden. Die Ausrüstung und vor allem die Elektronik lassen sich sukzessive erneuern und verbessern, aber nur selten wird eine Yacht baulich so verändert, dass sie ein paar Fuß länger wird.
Checkliste Punkt 7:
Wie teuer das darf Investment sein?
Zu der Investitionssumme beim Kauf des Schiffes müssen unbedingt auch die laufenden Kosten wie Liegeplatz, Versicherungen, Instandhaltungen und Reisekosten berechnet werden. Wer in eine neue Yacht investiert, wird schnell eine Liste vieler Artikel haben, die er noch dringend für sein Schiff kaufen muss. Und wer eine gebrauchte Yacht findet, sollte mit vielen Ausrüstungsständen rechnen, die zwar vorhanden und funktionstüchtig, aber nicht mehr up to date sind oder nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen. Grundsätzlich gilt: Ein als reines Freizeitobjekt genutztes Schiff darf nie zur finanziellen Belastung im Alltag werden.
Checkliste Punkt 8:
Wieviel Pflege soll selbst geleistet werden?
Auch das ist ein nicht unerheblicher Kostenfaktor: Kommt das Schiff in den Wintermonaten zur Überholung in die Werft, oder will der Eigner alles selbst erledigen und viel Arbeit und Zeit investieren – vorausgesetzt, er hat das technische Know-how. Dazu müssen sich Neueigner die Frage stellen, wo das Equipment des Schiffes in den Wintermonaten lagert. Gibt es eine Garage für die Segel und einen trockenen Keller für die Bootspolster? Wenn nicht, empfiehlt sich ein Winterlager in einer beheizten Halle, damit möglichst viel an Bord bleiben kann.
Wieviel Pflege ein Schiff benötigt, hängt entscheidend vom Material des Rumpfes ab. Holzboote verschlingen viel Zeit für Schleif- und Lackierarbeiten, sind aber wunderschön anzusehen. Moderne Yachten aus GFK brauchen deutlich weniger Pflegeaufwand und lassen sich mit einer gründlichen Politur wieder in einen äußerst attraktiven Zustand versetzen.
Besonders langlebig sind Schiffe aus Stahl oder Aluminium, wobei auch hier nach einigen Jahrzehnten Korrosion bzw. Elektrolyse einsetzen und damit die Stabilität des Rumpfes verschlechtern.
Checkliste Punkt 9:
Gebrauchte und werftneue Yacht?
Wer sich für eine gebrauchte Yacht interessiert, findet eine große Auswahl, muss aber noch genauer für sich festlegen, welche Suchparameter gültig sind. Neben der Größe der Yacht spielen das Alter und der Einsatz in der Vergangenheit eine entscheidende Rolle. Nachträgliche Einbauten oder Veränderungen sind oft möglich, aber vor allem kostenintensiv. Bordelektronik, Mast, Stagen und laufendes Gut sollte man beim Kauf einer betagten Yacht kritisch auf den Prüfstand stellen und ggf. erneuern.
Wer in eine werftneue Yacht investiert, muss vor allem ein wenig Geduld aufbringen, die meisten Serienyachthersteller sind für die nächsten Monate ausgebucht. Doch wer bereit ist, auf sein Traumschiff zu warten, kann es sich sehr individuell und maßgeschneidert für die eigenen Bedürfnisse zusammenstellen lassen. Dabei geht die individuelle Konfiguration weit über die Auswahl der Polsterbezüge und Kojenanzahl hinaus, die Leistungsfähigkeit der Maschine kann genauso variiert werden wie die Länge des Mastes und der Tiefgang des Kiels.
Checkliste Punkt 10:
Darf es ein Schiff mit Historie sein?
Es gibt sie auch, die schwimmenden Perlen mit einer großen Vergangenheit. Zuweilen als maritime Schmuckstücke liebevoll gepflegt, manchmal aber auch in einem bedauernswerten Zustand, nur darauf wartend, umfassend restauriert und wachgeküsst zu werden. Wer sich für eine klassische Yacht, ein Liebhabermodell oder eine „Vintage“-Boot entscheidet, kauft ein Schiff mit Charakter. Ein Schiff, dem andere bewundernd hinterhersehen. Zu dem viele Fragen gestellt werden und das manchmal auch über eine starke Community von Eignern verfügt, die ein Schiff der gleichen Werft oder Bauweise haben. Die schwimmenden Schmuckstücke sind arbeitsaufwändiger als ein werftneues, komfortables 0815-Boot von der Stange, belohnen ihre Besitzer aber mit einem besonderen Flair, der sich nicht beliebig kopieren lässt.
Fazit: Wer diese zehn Fragen beantwortet hat, weiß zumindest, was für ein Typ Schiff mit welcher Länge für ihn und das bevorzugte Fahrtgebiet geeignet ist. Nun beginnt die Suche. Und der große Typenvergleich in zahlreichen Portalen und Bootsbörsen. Eine spannende Findungsphase, die man halb scherzhaft mit der Alltagsweisheit zusammenfassen kann: Es gibt zwei glückliche Tage im Leben eines Yachteigners. Den Tag, an dem das eigene Schiff gekauft wird. Und den Tag, an dem es erfolgreich an einen anderen glücklichen Neueigner verkauft wird.