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Italien: Refit und Service fürs Boot an der Nordadria

Luftaufnahme Aprilia Marittima
Luftaufnahme Aprilia Marittima, einer der größten Marinakomplexe Italiens mit Aprilia Marittima Dry Marina und Marina Punta Gabbiani.

Die jährlich anstehenden Fragen, nach dem „Was muss am Boot gemacht werden?“ und „Wo kann ich die Arbeiten machen lassen?“, treiben sicher dem ein oder anderen Bootsbesitzer die Sorgenfalten auf die Stirn. Die alte Skipperweisheit, dass ein Boot ein Loch im Wasser ist, in das man Geldscheine wirft, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, immerhin schätzt man die Instandhaltungskosten eines Bootes auf bis zu 10 Prozent des Kaufpreises – und das jährlich. Und: Nicht immer ist die Heimatmarina auch die beste, wenn es um Service, Instandhaltung oder gar Refit geht. Für viele ist das Arbeiten am eigenen Schiff allerdings auch eine lieb gewordene Routine, und nicht unbedingt dem Blick in den Geldbeutel geschuldet.

Wohin also mit dem Boot für den Service? Und: Wo darf ich an der Nordadria eigentlich noch selbst Hand anlegen, um Kosten zu sparen?

Tatsächlich ist in den letzten Jahren die Auswahl an „Do-it-yourself-Marinas“ immer kleiner geworden. Strenge Umweltauflagen wie auch interne Regelungen der Marinas verhindern so manchen Antifouling-Anstrich durch Eignerhand. In Kroatien ist dies in den allermeisten Marinas nicht möglich. Sucht man nach Alternativen, kann ein Blick zu den Marinas im oberen Rund der Adria in Friaul-Julisch Venetien durchaus sinnvoll sein. Im Folgenden stellen wir einige der hauseigenen Werften der Marinas zwischen Triest und Lignano Sabbiadoro vor.

Marinawerften und Refit in Friaul-Julisch Venetien

Anders als etwa in vielen kroatischen Marinas werden Handwerkerleistungen im italienischen Friaul-Julisch Venetien meist von angestellten Mitarbeitern angeboten. Ein Konzept, dass über die Jahre enge Bindungen zum Kunden garantiert und es nicht zuletzt Eignern ermöglicht, wertvolle Tipps und Anleitungen für Eigenarbeiten zu erhalten, die dort immer noch in diversen Marinas möglich sind.

Ein Boots-Check ist angebracht, will man sorglos in die nächste Saison starten. Ob nur das Antifouling neu gemacht wird, ein Anodentausch ansteht oder doch Osmosegefahr besteht, lässt sich in den großen – und auch auf große Boote spezialisierten – Marinas im Friaul wie etwa den Cantieri Marina San Giorgio oder Shipyard & Marina Sant’Andrea überprüfen. Der Zusatz „Cantiere“ beziehungsweise „Shipyard“ für „Werft“ sagt aus, dass hier nicht nur Schiffe in einem schönen Ambiente mit Pool und Restaurant zu Hause sind, sondern dass am Boot gearbeitet wird.

Davide Piccinin, Chef der erstgenannten Cantieri Marina San Giorgio am Oberlauf des Corno bei San Giorgio di Nogaro erzählt im Gespräch denn auch, dass für Werftarbeiten in seiner Marina 16.000 Quadratmeter in überdachte Hallen bis 37 Meter Länge und 30.000 Quadratmeter im Freien für insgesamt rund 350 Boote zur Verfügung stehen. „Unsere Dienstleistungen umfassen alle Arten der gewöhnlichen wie auch außergewöhnlichen Service- und Instandhaltungsarbeiten. Vom Innenausbau über Motoren und Elektrik können wir über unseren Werftchef Giuseppe Pelizzari jegliche Arbeit anbieten.“ Besonders stolz ist Piccinin auf die Arbeiten an einer Oyster 68, bei der kürzlich das komplette Deck ausgetauscht wurde. Aber auch komplexe Arbeiten wie etwa die Osmosebehandlung über mehrere Monate inklusive Trocknung an Land und Neuaufbau des Rumpfes werden hier professionell erledigt.

 

Teakdeck einer Oyster 68 in den Cantieri Marina San Giorgio.
Neues Teakdeck für eine Oyster 68 in den Cantieri Marina San Giorgio.© Davide Piccinin

 

Wer lieber selbst arbeiten möchte, findet das notwendige Material zum Kauf beim Werftchef und kann einen eigens errichteten, betonierten Refit-Platz mit Schmutzwasserdrainage für die Arbeiten buchen. So werden auch die strengen italienischen Umweltauflagen zum Nutzen des fragilen Gleichgewichts in der Lagune von Marano und Grado respektiert und die Blaue Flagge für Engagement im Umweltschutz bleibt der Marina weiter erhalten.

 

Travellift der Marina Sant’Andrea für den Boot und Yacht Service
Travellift der Marina Sant’Andrea© Marina Sant’Andrea

 

Flussabwärts, näher zur Lagune gelegen, ist Shipyard & Marina Sant’Andrea sowohl auf High-End Segel- als auch Motorboote spezialisiert. Nicht umsonst werden dort die Schiffe von Nautor’s Swan gewartet. Teils nehmen Yachten bis 30 Meter Länge den langen Weg um den italienischen Stiefel in Kauf, um etwa einen Komplettanstrich, Decks- und Riggarbeiten oder auch die Motorwartung machen zu lassen. Arbeiten unter Deck kann jeder selbst erledigen, der dies möchte. Bei potenziell gewässerschädigenden Arbeiten wie etwa dem Anstrich wird genau darauf geachtet, dass die Schiffe auf besonders ausgewiesenen Plätzen stehen.

 

Holzwerkstatt von Shipyard & Marina Sant’Andrea (Boot & Yacht
In der Holzwerkstatt von Shipyard & Marina Sant’Andrea.© Susanne Guidera

 

Chef Fortunato Moratto freut sich ebenfalls über die in diesem Jahr erneut verliehene internationale Auszeichnung Blaue Flagge. „Als erste Marina in Italien nutzen wir seit Jahren ausschließlich Energie aus erneuerbaren Quellen. In der Marina haben wir neben klassischen Wartungs- und Servicearbeiten mit Renato Perin einen der wenigen noch aktiven Holzbootsbaumeister, der mit seinem Team edle Designerboote auf Bestellung fertigt oder Holzyachten restauriert.“ Wer ihn in seiner Werkstatt besucht, sieht neben viel Holz immer auch, woran die kleine Crew gerade arbeitet: mal die bloße Restaurierung von Holzteilen, mal ein halbfertiges Holzsegelboot. Bootslackierungen in großen Dimensionen und Arbeiten in Carbon sind ebenfalls eine Spezialität der Marina.

Gleich nebenan, in der familiären Marina Planais hat man sich wiederum auf die Wartung von Motorbooten spezialisiert. Eine Segelmacherei sowie ein Yachtausstatter mit Maßanfertigung von Persenning, Bimini, Sprayhood, Sichtschutz sowie Kissen für Kajüte und Außenbereich runden das Angebot ab.

Klein, aber oho sind die Werftdienstleistungen, die die nur 80 Liegeplätze aufweisende Marina Stella Resort am Oberlauf des Flüsschens Stella anzubieten hat. Wer dort sein Schiff bis 30 Meter Länge etwa in einer beheizten, weiter oben am Fluss liegenden 800 Quadratmeter großen Farbspritzanlage herrichten lassen will, lässt es in der Regel per Schiffstransport über Land hinschaffen, da der Fluss und vor allem der Kanal zum Fluss Stella nicht allzu viel Tiefe aufweist. Ein Service, den vor allem im Winter große Motorboote zu schätzen wissen.

Auf Do-it-Yourself spezialisierte Marinas für alle, die selbst Hand anlegen wollen

Als populäre Do-it-Yourself-Marina im Friaul gilt die Aprilia Marittima Dry Marina mit Platz für 400 Boote und vier Travellifte, die Schiffe bis 24 Meter Länge auf ihren Platz bringen. Die angeschlossenen Cantieri di Aprilia sind SeaHelp-Stützpunkt. Eignern steht der Werftchef als Berater zur Seite, der Tipps für kleine oder größere GfK- oder Motor-Reparaturen gibt und Wünsche für Decksarbeiten wie etwa ein neues Teakdeck erfüllt.

 

Cantieri di Aprilia
Bild Cantieri di Aprilia mit Nicola und Eugenio Toso.© Cantieri di Aprilia

 

Nicola Toso, einer der Geschäftsführer der Marina, erläutert sein Konzept „Unsere regulären Wartungsarbeiten konzentrieren sich auf Rumpf, Mast und Rigg sowie auf den Service von Motoren. Zudem arbeiten wir mit externen Spezialisten für die Bereiche Innenausbau, Segelgarderobe, Elektronik und Satellitenanlagen“, erzählt er. Und weiter: „Außerdem tragen wir nicht nur dem gestiegenen Bedürfnis für den Umweltschutz Rechnung durch Investitionen wie in den wohl ersten elektrischen Travellift Italiens. Wir veranstalten auch zweimal im Jahr die Gebrauchtbootmesse Nautilia.“ Für Interessenten gab es zuletzt im April die jährlich von SeaHelp annoncierte Aktion „Diesel-Tankreiniger auf Adria-Tour – Tankinspektion & Tankreinigung“ zum Vorteilspreis. Besonders stolz ist Nicola auf die Möglichkeit, auch komplexe Neu-Stylings unter Deck anzubieten.

In der Marina Punta Gabbiani ist der Kunde, der selbst am Boot arbeiten möchte, ebenfalls gern gesehen – auch dann, wenn er sein Boot etwa in Kroatien liegen hätte und nur auf einen Arbeitsbesuch für wenige Wochen einen Platz benötigt. Dank der vier Travellifte bis 80 Tonnen können Eigner ihre Boote im ausgewiesenen betonierten Werftareal mit Wasserabscheider das Unterwasserschiff selbst herrichten. Rund 600 Plätze weist die Marina auf, die auf Wasser- und Trockenliegeareale verteilt sind. Im Werftbereich finden rund 50 Boote ihren Refit-Platz.

 

Direktor der Marina Punta Gabbiani: Marco da Re
Marco da Re (Direktor der Marina Punta Gabbiani)© Susanne Guidera

 

Marco da Re, Direktor der Marina, erzählt: „Es herrscht Nachfrage nach Do-it-Yourself-Arbeitsmöglichkeiten. Die Umweltvorschriften sind notwendigerweise streng, aber wer eine Absaugung beim Schleifen verwendet und sich an die Auflagen für die Entsorgung hält, kann hier sein Boot selbst refitten. Wer sich nicht sicher ist, erhält Tipps von unseren langjährigen Werftmitarbeitern und kann das benötigte Werkzeug ausleihen. Dabei haben wir an jedem Trockenliegeplatz Strom, Wasser und Grauwasserabsaugung, sodass man sich getrost auch einmal etwas Zeit lassen kann.“

Und fürs Wohlbefinden?

Selbst ausgeführte Refit-Arbeiten sind vor allem eines: anstrengend und für die mitgereiste Familie eher unattraktiv. Ein Grund mehr, den Marinas im Friaul die Yacht zu überlassen und währenddessen die Annehmlichkeiten zu genießen, die der Aufenthalt zu bieten hat. Die genannten Marinas verfügen teils gar über thermalbeheizte Poollandschaften, bieten erstklassige Restaurants, Leihfahrräder oder -Autos und Shuttleservice, ja sogar – wie etwa die Aprilia Marittima Dry Marina – über ein eigenes Spa mit Dampfbad, Sauna und Relaxräumlichkeiten, das exklusiv angemietet werden kann.

 

Wellness in Aprilia Marittima
Wellness in Aprilia Marittima.© Susanne Guidera

 

Dass zudem die langen Sandstrände von Lignano Sabbiadoro beziehungsweise Grado um die Ecke liegen, lässt gute Laune nicht nur fürs Boot, sondern auch für die Crew aufkommen.

Mehr über die Region Friaul-Julisch Venetien

 

Standorte FVG Marinas
Standorte FVG Marinas© FVG Marinas

 

Marinas im Friaul und ihre Werft- und Serviceangebote

Törntipp: Friaul-Julisch Venetien mit dem Boot entdecken

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