Mit nur wenigen Klicks ist eine Online-Bestellung aufgegeben, doch was tun, wenn die bestellte Ware nicht den Erwartungen entspricht, oder es sich gar um minderwertigen Ramsch handelt? Dass die Bestellung plötzlich nach China zurückgeschickt werden soll, überrascht und ärgert viele Kunden zusätzlich.
Viele Bestellungen von Waren erfolgen heute im digitalen Zeitalter ganz selbstverständlich online. Das betrifft neben nautischer Elektronik und weiteren „Marine & Boating Products“ insbesondere auch maritime Bekleidung. Doch was tun, wenn der Käufer die Bestellung später (zeitnah) widerruft, damit vom Vertrag zurückgetreten ist, aber trotzdem eine Sendung aus Fernost erhält?
Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland nennt einen Fall, bei dem einer Käuferin genau das passiert war. Als sie die eigentlich wieder abbestellten Kleidungsstücke – trotz unerwartet hoher Rücksendekosten – nach Asien habe zurückschicken wollten, habe das Unternehmen den Widerruf zwar angenommen, wollte jedoch 15 Euro pro Paket von der Erstattung abziehen.
Zusätzlich zum hohen Porto hätte die Verbraucherin auf 105 Euro verzichten sollen und sei „empört“ gewesen. Zurecht urteilte das EVZ; schließlich habe das Unternehmen den Widerruf so postwendend erhalten, dass ein Versand nicht notwendig gewesen sei. Die Käuferin habe das EVZ Deutschland informiert und habe Dank dessen Hilfe eine komplette Erstattung ihres Einkaufs erhalten.
Wichtig ist, bereits vor dem Kauf in einem Online-Shop herauszufinden, wie die Rückgabebedingungen des Shops aussehen
Zu Problemen mit der Rücksendung komme es in den vom EVZ Deutschland bearbeiteten Beschwerden immer wieder, heißt es aus dem Europäischen Verbraucherzentrum. Daher sei es wichtig, schon vor dem Kauf in einem Online-Shop herauszufinden, wie die Rückgabebedingungen des Shops konkret aussehen würden. Das könne viel Ärger vermeiden.
Grundsätzlich würden Kunden die Rücksendekosten nach einem Widerruf selbst tragen müssen, wenn sie beim Kauf entsprechend informiert worden seien, so das EVZ. Jedoch habe eine repräsentative Umfrage im Auftrag des EVZ ergeben, dass sich jeder zweite deutsche Verbraucher, der regelmäßig online Waren bestellt, selten bis nie im Voraus über die Rückgabebedingungen informieren würde.
Das Unternehmen, bei dem im genannten Fall Waren bestellt worden waren (eine Firma in den Niederlanden), betreibt sogenanntes Dropshipping. „Bei diesem Geschäftsmodell wickelt der Online-Shop nur die Bestellannahme ab und stellt die Ware in Rechnung, während der Hersteller oder Großhändler die Ware direkt an die Verbraucher verschickt“, erklärt die EVZ.
Oft handelt es sich bei Dropshipping-Produkten um Billigware, die auf professionellen Fotos sehr attraktiv wirkt
Oft handele es sich um Billigware, die auf professionellen Fotos sehr attraktiv wirke. Retouren oder ein guter Kundenservice seien bei Dropshipping „leider selten“ vorgesehen. Händler würden häufig bewusst verschleiern, dass Waren nach Fernost zurückgeschickt werden sollen, und den Widerruf von Bestellungen mit fadenscheinigen Argumenten ablehnen.
Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland rät Verbraucherinnen und Verbrauchern davon ab, die Ware nach China zurückzuschicken. Begründung: zu oft komme die Retoure nicht an oder die Rücksendekosten würden den Wert des Produkts übersteigen.
Da Rücksendungen an Dropshipping-Shops Verbrauchern besonders oft Probleme bereiten, fordert das EVZ, dass Anbieter, die sich an Verbraucher auf dem europäischen Markt richten und ihren Internetauftritt gezielt auf diese ausrichten, auch eine Rücksendeadresse in der EU anbieten müssen.
Einige Dropshipper gestalten ihre Online-Shops gezielt so, dass Kundinnen und Kunden glauben, bei einem Anbieter aus Deutschland einzukaufen
Aus Sicht der Verbraucherschützer wäre es außerdem wünschenswert, wenn die Liste der Informationspflichten vor dem Kauf von Online-Händlern um die Nennung der Rücksendeadresse erweitert würde.
Das Problem: leider ist Dropshipping nicht leicht zu erkennen. Einige Dropshipper gestalten ihre Online-Shops gezielt so, dass Kundinnen und Kunden glauben, bei einem Anbieter aus Deutschland einzukaufen.
Das Fazit der Verbraucherschützer: Vermuten Sie Dropshipping hinter einem guten Angebot, sollten Sie den Kauf gut überdenken. Weitere Tipps, um Dropshipping zu erkennen, und Antworten auf häufig von Verbrauchern gestellte Fragen gibt das EVZ Deutschland auf seiner Internetseite evz.de.