Das Ziel des Törns ist klar: Ein Ankerplatz in einer geschützten Bucht, in erster Reihe, direkt vor dem Strand. Türkisfarbenes Wasser und nur ein leichter Wellenschlag, der die Yacht sanft zum Schaukeln bringt.
SeaHelp hat zehn Tipps für sicheres, erfolgreiches Ankern zusammengestellt
1. Ankerbucht auswählen
Seekarte und Revierführer verraten ziemlich genau, wo die schönsten Ankerbuchten sind und geben Auskunft über Wassertiefe, Untergrund, tückische Steine unter der Wasseroberfläche und markante Bauwerke oder Restaurants an Land. Insidertipps gibt es zudem über zahlreiche Segler- und Skippernetzwerke. Allerdings: Echte Geheimtipps sind sehr, sehr selten geworden. Die meisten schönen Buchten sind schon von anderen Seglerinnen und Seglern erforscht und ausgiebig erkundet worden. Wer weiß, was einen bei der Ansteuerung in die Bucht erwartet, fährt deutlich sicherer und souveräner hinein.
SeaHelp Extratipp: Kritisch den Wetterbericht checken, bei über 15 Knoten Wind kann eine Nacht vor Anker sehr ungemütlich werden.
2. Das richtige Timing beim Ankern
Die wenigsten Yachten bleiben mehr als eine Nacht an einem Ankerplatz. Nach Frühstück und Badespaß heißt es bei den meisten „Anker auf“ und die Bucht leert sich. Um die Mittagszeit kommen Ausflugsschiffe und kleine Motorboote, die im Laufe des Nachmittags wieder ablegen. Und die Bucht füllt sich im Laufe des Tages immer mehr mit neu ankommenden Yachten. Während sich die ersten Skipper noch einen Platz in der ersten Reihe direkt vor dem Strand zum ankern aussuchen können, wird es gegen Abend immer schwieriger, noch einen geschützten Platz zu finden.
3. Yacht zum Ankern vorbereiten
Bei der Einfahrt in die Bucht sollten das Deck aufgeräumt und das Vorschiff frei sein, so dass ein Crewmitglied problemlos den Anker aus der Sicherung nehmen kann. Die Skipperin bzw. der Skipper sollten freien Blick nach vorne haben, störende Biminis oder Sonnensegel müssen vorher abgebaut oder zusammengeklappt werden. Wird ein Dinghi geschleppt, muss ein Crewmitglied die Leine kurz nehmen und darauf achten, dass sie nicht in die Schiffsschraube kommen kann.
4. Ankerplatz aussuchen
Der ideale Ankerplatz hat sandigen Grund, eine Wassertiefe zwischen drei und fünf Metern und bietet dem Schiff genug Platz, auch bei drehenden Winden in alle Richtungen schwojen zu können, ohne ein anderes Schiff zu behindern oder Felsen zu nahe zu kommen. Aber auch auf mit Seegras bewachsenem Grund kann problemlos geankert werden, ist der Boden der Bucht steinig, muss besonders darauf geachtet werden, dass der Anker sicher hält.
Wer neu zum Ankerspot kommt, muss sich einen Platz nicht zu dicht an den bereits ankernden Schiffen suchen – der Schwojkreis ist so etwas wie die Privatsphäre in der Ankerbucht. Außerdem darauf achten, weit genug weg von der Badegrenze zu ankern und auch nicht mitten in der meist mit gelben Tonnen markierten Einfahrt für die Schlauchboote zum Strand!
SeaHelp Extratipp: Sind in der Bucht oder vor der Küste Bojenfelder ausgelegt, deren Nutzung kostenpflichtig ist, ist in vielen dieser Gebiete freies Ankern verboten! In anderen Bojenfeldern, bsp. in Kroatien, darf dennoch geankert werden, allerdings muss für den Ankerplatz dann auch bezahlt werden.
5. Ankerposition bestimmen
Bevor der Anker fällt, muss überlegt werden, wo die Anker und Ketten der anderen Schiffe liegen. Keiner freut sich, wenn man einen Anker über einen bereits liegenden wirft oder auf dem Grund mit verschiedenen Ketten einen gordischen Knoten fabriziert.
SeaHelp Extratipp: Ist die Bucht eng und mit großen Steinen an Land, kann man auch mit dem Heck der ankernden Yacht und langen Leinen an Land festmachen. Das Schiff liegt so sehr ruhig und hat keinen Schwojkreis. Vorher unbedingt checken, ob die Wassertiefe auch in direkter Ufernähe ausreichend ist.
6. Ankern
Das Schiff wird mit dem Bug in den Wind gestellt und die Fahrt gestoppt, auf Kommando des Skippers wird der Anker, der zuvor schon aus seiner Sicherung gelöst wurde und sanft vor dem Bug schwingt, fallen gelassen. Die meisten Yachten haben eine elektrische Ankerwinde, so dass der schwere Anker ohne große Kraftanstrengung auf die Tiefe geht. Hat er den Grund erreicht, muss noch genug Kette gesteckt werden, damit das Schiff sicher liegt.
Faustregel: Bei guter Wetterprognose fünfmal so viel Kette wie Wassertiefe, bei mehr Wind sieben bis zehnmal so viel Kette. Markierungen auf der Ankerkette helfen der Crew zu erkennen, wie viel Meter Kette bereits im Wasser sind. Um den Anker richtig einzugraben, damit er seine volle Zugkraft entfalten kann, wird auf Segelyachten anschließend einmal kräftig rückwärts Gas gegeben. Spürt man den Gegenzug an der Kette, kann man sicher sein, dass der Anker hält.
SeaHelp Extratipp: Nach Möglichkeit die Ankerbucht so auswählen, dass der Wind ablandig weht und keine Wellen hineinstehen.
7. Ankersignal setzen
Wer vor Anker liegt, bewegt sich nicht und behält seine Position bei – ein bisschen so, wie ein Auto, das mit Standlicht stehen bleibt. Als optisches Signal wird der schwarze Ankerball gesetzt, zwei Plastikscheiben von rund 30 Zentimetern Durchmesser, die zusammengesteckt werden und gut sichtbar an Bord positioniert werden, bsp. zwischen Vorstag und Want.
8. Ankerlicht einschalten
Deutlich wichtiger als der Ankerball, der in der Realität von den meisten Skipperinnen und Skippern beim ankern nur zu gerne vergessen wird, ist es, bei Nacht das weiße Ankerlicht am Masttopp einzuschalten.
9. Ankeralarm
Wenn die GPS-Anlage die Funktion „Ankeralarm“ bietet, sollte diese Alarmfunktion vor allem über Nacht, bei böigem, stürmischem Wetter oder in einer Bucht mit viel Strom eingeschaltet werden. Bewegt sich der Anker über Grund und droht das Schiff unentdeckt von seiner Position wegzutreiben, ertönt ein Alarmsignal.
SeaHelp Extratipp: Bei klarer Sicht entlang der Ankerkette zum Grund tauchen und die sichere Position des eingegrabenen Ankers überprüfen.
10. Anker auf!
Auf zu neuen Zielen, unentdeckten Buchten und traumhaften Stränden? Dann Motor an, Ankerwinde betätigen und den Anker wieder hochholen. Während dessen langsam Fahrt durchs Wasser machen und in einem großen Bogen um alle anderen Yachten, die noch vor Anker liegen, herumfahren. Dabei freundlich grüßend die Hand heben – nicht selten sieht man sich in der nächsten Bucht schon wieder.
Ankerbuchten Kroatien
Einen Überblick über die schönsten Ankerbuchten Kroatiens mit vielen Bildern und Videos gibt es über die SeaHelp App oder auch hier direkt bei YouTube.