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Mallorca: Calas fantásticas

Cala Barcas, Naturjuwel nördlich der Ausgangsbasis Portocolom. | Foto: Martin Muth

Die meisten Charterflotten auf Mallorca sind nahe dem Flughafen in und um die Touristenhochburg Palma zu finden. Aber nicht alle. Im Osten Mallorcas hat sich der Fischerort Portocolom der Authentizität verschrieben und verteidigt tapfer seine Ursprünglichkeit. Setzt man von hier aus die Segel, landet man in einem Meer voller fantastischer Buchten an der Ostküste.

Nun gut, es gibt kein Gesetz, das zu grundlegenden Englischkenntnissen verpflichtet. Aber als unser Taxifahrer nach einer knappen Stunde Fahrzeit (rund 60 Kilometer vom Airport entfernt) an einem Pier voller einfacher Boote anhält und zufrieden lächelt, ist die Message wohl klar: Wir sind da! Ungläubig blicke ich aus dem offenen Fenster. Vor einem kleinen Café plaudern heftig gestikulierend ein paar einheimische Teenies. Zwei Fischer haben entlang der Mole ihr Netz ausgelegt und prüfen es lieber schweigend.

Wo sind die samstäglichen Horden, die hektisch ihr Hab und Gut in überdimensionierten Einkaufswägen über die Stege karren? Wo die Armada von Alumasten, die tänzelnd im Wind singen? Kein Marina-Supermarkt mit meergesalzenen Preisen weit und breit?

Unser Taxifahrer ist ausgestiegen und deutet mir, ihm zu folgen. Und tatsächlich, gleich um die Ecke ein Häuschen versteckt hinter einem Vorgarten, in dem bereits die ersten Chartergäste sitzen und auf den Check-in warten. Das Schild mit der Aufschrift Portocolom Yachting überzeugt restlos, ich bezahle das Taxi.

Eine Steinpier weiter übernehmen wir von Oliver Wallpott unsere Atlanta, eine Lagoon 400 Baujahr 2016, nachdem wir bei seiner entzückenden Frau Verena im Büro eingecheckt haben. „Wir sind beide aus Köln, haben uns aber erst hier kennengelernt – mit der Übernahme der Basis 2012 leben und arbeiten wir auch zusammen“, so der Berufsskipper, der zuvor viele Jahre auf einer 50-Meter-Yacht Dienst geschoben hat.

 

Gerade einmal 17 Yachten zählt die Flotte in Porto-colom, entsprechend gering sind daher die Wartezeiten und hoch das Service des jungen Teams.

 

Gerade einmal 17 Charteryachten zählt die Flotte, entsprechend gering sind daher die Wartezeiten und hoch das Service des jungen, stets zuvorkommenden Teams. So gelingt uns das in der Hochsaison fast schon Unmögliche: Wir laufen noch am selben Tag aus. Langsam ziehen die alten Häuser und Gassen von Portocolom an uns vorbei, majestätisch markiert der Leuchtturm die erstaunlich schmale Ausfahrt aus der großen Bucht, die so gar nicht ins Bild passen will.

 

In der Bucht von Portocolom. Ein mächtiger Leuchtturm markiert die schmale Ausfahrt.

 

Wechselbad der Gefühle

Die vier Seemeilen bis zu unserem ersten Etappenziel bezwingen wir unter Motor im Einklang mit der untergehenden Sonne. Cala d‘Or als die mittlere einer Dreifingerbucht empfängt uns mit offenen Armen, weil leer. Obwohl hier noch mitten in der Zivilisation, schlendern nur noch vereinzelt ein paar Touristen über den kleinen Sandstrand im Scheitel der Bucht.

Das ändert sich schlagartig am frühen Morgen, die Szenerie erinnert an eine Robbenkolonie, wie man sie aus bild- und tongewaltigen Dokus im Fernsehen kennt.

Wir wechseln die Kulisse und lassen nur eine knappe Seemeile weiter den Anker ins kristallklare Wasser der Cala Mondragó im gleichnamigen Naturpark fallen. Allein die Ansteuerung der in sattem Grün bewaldeten Bucht mit Spurwechsel vom Marineblauen ins Türkise beschert ein erhebendes Glücksgefühl – ist das vielleicht schon die schönste Bucht auf diesem Törn?

Die Wassertemperatur ist jedenfalls perfekt, sodass wir nur schweren Herzens nach Frühstück und Morgenbad weiterziehen. Trost finden wir in den gesetzten Segeln, die uns bei 17 Knoten Wind und mit bis zu 8 Knoten Fahrt vor die Cala Màrmols schubsen. Diese kleine Bucht fernab jeglicher Zivilisation war mein Favorit bei der Törnvorbereitung gewesen – doch oft kommt es eben anders, als man denkt. Wind aus Ost war nicht vorherzusehen, zu stark nun der Schwell, als dass man hier liegen möchte. Wäre das vielleicht die schönste Bucht dieses Törns gewesen?

 

Cala Màrmols, Traumbucht fernab der Zivilisation.

 

Wir umsegeln den Leuchtturm bei Cabo Salines, um an der Südküste zwei gemütliche Tage an den hier typisch langen Sandstränden einzulegen. Die Playa des Caragol lacht uns als erste an und ist im Vergleich zur am nächsten Tag folgenden Playa del Trench die ursprünglichere – ohne jegliche Versorgung an Land.

Cabrera, die Ziegeninsel

Ein Restaurant mit üppiger Speisekarte sucht man auch auf Cabrera vergebens – dafür findet man sich in einem der schönsten Naturhäfen im Mittelmeer wieder. Dem Ansturm der Yachties begegnet man auf der Insel mit einem generellen Ankerverbot und 50 Bojen, die online ausschließlich im Voraus zu reservieren sind.

 

Blick auf Kastell und Naturhafen der Insel Cabrera.

 

Für uns hat das Verena bereits gegen einen kleinen Unkostenbeitrag erledigt, sodass wir in aller Ruhe einen ausgedehnten Landspaziergang wagen, das Kastell erklimmen, im kleinen Museum die Geschichte der Insel erfahren und in der La Cantina – nomen est omen – bei Bier und Cola beschließen, das Dinner spät, aber doch lieber an Bord einzunehmen. Eine Entscheidung, die wir nicht bereuen sollen: Nach der zweiten Flasche Wein schmückt sich der Himmel über Cabrera mit einem überwältigenden Sternenzelt, das zum Greifen nahe scheint.

 

Abendessen an Bord

 

Der nächste Tag läutet auch schon die Rückkehr ein, doch zwei Nächte haben wir noch. Also lassen wir Portocolom links liegen und hanteln uns weiter hinauf in den Norden. „Die Cala Barcas“, hatte mir Oliver noch vor dem Ablegen verraten, „das ist meine Lieblingsbucht!“ Wir waren dort und bestätigen gerne: Diese atemberaubend schöne Bucht bietet wirklich alles, wofür die zahlreichen Calas an der über weite Strecken naturbelassenen Ostküste Mallorcas stehen: Türkises Wasser, weißer Sandstrand, Höhlen, Klippen, Felsbögen, hervorragende Anker- und Schnorchelplätze …

Viele Attribute, die man hier mit nur zwei Worten auf den Punkt bringt: „Calas fantásticas“.

Text: Tahsin Özen | Fotos: Zoi Krzyvon, Markus Silbergasser | Quelle: ocean7

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