Malerische Buchten, beschauliche Dörfer, traumhaft klares Wasser und ein tiefgrünes Hinterland: Menorca, nur einen Hupfer von der großen Schwester Mallorca entfernt, ist ein traumhaftes Segelrevier. Segelblogger und ocean7-Autor Markus Silbergasser verrät uns seine Lieblingsplätze bei einer Umrundung der Insel.
So wie Mallorca das im Nordosten liegende Menorca ein wenig vor dem Poniente, dem vom Atlantik kommenden Westwind, schützt, so bewahrt die große, berühmte Schwesterinsel ihre Nachbarin auch vor allzu großen Besuchermassen. Im Schatten von Mallorca liegend, konnte sich Menorca eine wunderbare Ursprünglichkeit erhalten. Fast die Hälfte der Insel steht unter Naturschutz, die Landschaft ist sehr grün und waldreich, viele Strände sind unbebaut, große Hotelanlagen sind nicht vorhanden und auch in der Hochsaison gibt es vergleichsweise wenig Yachten in den Buchten – ein Traum für Yachties, Badegäste und Naturliebhaber.
Die Insel lässt sich in nur 80 Seemeilen umrunden. Welche Richtung man wählt, hängt primär von den aktuellen Wind- und Wettervorhersagen ab. Schöne Plätze rund um die Insel gibt es genügend, da wird vermutlich die fehlende Zeit zur Erkundung das größte Problem sein.
Die Hauptstadt
Ausgangspunkt für die meisten Törns ist die Hauptstadt Mahón (oder Maó), die über einen Flughafen und einen Charterstützpunkt verfügt. Die Stadt besitzt einen der bestgeschützten Naturhäfen des Mittelmeers. Früher durfte in der großen Bucht noch geankert werden, heute muss man einen der vielen kleineren Marinabetreiber aufsuchen, um vernünftig die Altstadt besichtigen zu können. Ankern ist nur noch in Cala Taulera erlaubt – von dort sind es aber ca. fünf Kilometer ins Stadtzentrum, für eine Dingifahrt etwas lang.
Von Bucht zu Bucht nach Westen
Laut vielen Reiseführern gehört die Doppelbucht Cala Macarella / Cala Macarelleta zu den beliebtesten Buchten Menorcas. Wir konnten sie heuer Ende Juni trotzdem für ein paar Stunden alleine genießen. Dafür mussten wir aber schon bei Morgengrauen vom Ferienort Cala Galdana ablegen und die paar Meilen weiter Richtung Westen segeln.
Ab 10 Uhr füllte sich die begehrte Bucht dann von Land- und Seeseite schlagartig und wir beschlossen, den anderen die Bucht ab 11 Uhr überfüllt zu überlassen. In der großen Ankerbucht Cala de Son Saura mit gut haltendem Sandgrund fanden wir dann wieder genügend Platz, um den Nachmittag gemütlich zu verbringen.
Übernachtet haben wir in der Badebucht Cala Santandria, die nur zwei Seemeilen südlich der Stadt Ciutadella liegt.
Viele Boote haben im alten Hafen von Ciutadella nicht Platz – wir haben hier aber auch schon sehr ruhige Nächte vor Anker erlebt. Für mich die schönste und authentischste Stadt der Balearen.
Neben dem kleinen Yachthafen gibt es auch unmittelbar davor eine gute Möglichkeit zum Ankern. Somit hat man etwas mehr Bordkasse fürs Abendessen oder einen chilligen Drink im urigen Barviertel ganz im inneren Bereich der schmalen Bucht, wo früher die Fischer beheimatet waren.
Von Ciutadella nach Osten
Weiter geht die Inselumrundung entlang der rauen Nordküste. Hier findet man noch viele ruhige Ankerplätze. Ein Ort, den wir erst auf den zweiten Blick liebgewonnen haben, ist die Cala Morell. Man ankert hier relativ gut geschützt im Inneren der Bucht. Die Siedlung in der Bucht erinnert an Griechenland oder für Balearen Kenner an den Baustil Ibizas.
Die für mich schönste Bucht Menorcas ist die wahrhaft malerische, von prächtigen Felsen gesäumte Cala Pregonda, in der man quasi von Felsen eingerahmt liegt. Nachdem die beiden schönen Sandstrände nur fußläufig von Landseite erreichbar sind, ist dieser Ort immer nur mäßig gefüllt.
Wer Zeit und Lust hat, kann ausgedehnte Wanderungen in Küstennähe unternehmen, immer mit prächtigem Blick aufs Meer.
Rund um Menorca gibt es noch unzählige weitere schöne Ankerplätze – wer Zeit hat, kann sich hier über Wochen von Bucht zu Bucht hanteln. Empfehlenswert ist z. B. das kleine Fischerdorf Es Grau mit seinem gut erhaltenen Dünengürtel.
Oder aber – Feinschmecker aufgepasst – Port de Fornells, wo die Langusten so gut sein sollen, dass sogar Spaniens königliche Familie gerne zum Essen vorbeikommt.
Text & Fotos: Markus Silbergasser | Quelle: ocean7