Gefahr geht von den eher harmlosen Raupen nicht aus, wie das Deutsche Entomologische Institut Müncheberg auf SeaHelp-Anfrage mitteilte. Anders verhält es sich aber bei den Pinien-Prozessionsspinnern, die ebenfalls in der Region vorkommen. Bei Berührung der kleinen Härchen der Pinien-Prozessionsspinner wird ein hochwirksames Nesselgift übertragen, das auf der Haut ein starkes Brennen verursacht. Die Haare sind mit kleinen Widerhaken versehen, die sich bei Hautkontakt sofort festsetzen. Sie können nicht nur bei Berührung, sondern auch durch Wind übertragen werden und setzen sich schlimmstenfalls in den Atemwegen fest und können starke allergische Reaktionen mit Fieber und Asthma hervorrufen. Weder Mensch noch Tier sollten mit dem Pinien-Prozessionsspinner in Berührung kommen. Hat es doch einen Kontakt gegeben, besteht die Gefahr einer sogenannten „Raupendermatitis“. Bei starkem, brennenden Befall sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Die Symptome der Pinien-Prozessionsspinner-Allergie: Hautrötung, juckende und schmerzende Hautstellen, Schwellungen an den Schleimhäuten, Atemnot, Quaddelbildung. Diese Aufzählung erhebt jedoch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, im Einzelfall können sich auch andere Symptome ausbilden. Bei geringsten Zweifeln empfehlen wir in jedem Fall, einen Arzt zu kontaktieren. Übrigens: Die „Verwandten“ des Pinien-Prozessionsspinners, die Kiefernprozessionsspinner, treiben derzeit in Teilen von Wien, Düsseldorf und Frankfurt ihr Unwesen.
Gründe, sein Urlaubsverhalten wegen der Raupenplage zu ändern, bestehen allerdings nicht, denn der Spuk endet ebenso schnell wieder, wie er auftritt. Um genau zu sein dann, wenn sich die Raupe des Schwammspinners durch die Wälder gefressen hat und aus ihr – ähnlich wie im Kinderbuch – ein wunderschöner Schmetterling wird. Wobei man beim Begriff „Schönheit“ bezüglich des eher grauen Falters aber durchaus geteilter Meinung sein darf. Kritisch wird es, so ein Experte des Instituts weiter, nochmals, wenn die Weibchen der geschlüpften Falter vorwiegend nachts auf der Suche nach geeigneten Ablageplätzen für die Eier auf der Suche sind. Hier könnten sie von den Lichtern der großen Städte, aber auch von den Lichtern der beleuchteten Booten angezogen und abermals zu Plage werden.
Im Fall des Schwammspinners regelt die Natur die Population übrigens selbst, der Ruf nach der Giftspritze ist nicht nur überflüssig, sondern kontraproduktiv. Die Natur schützt sich, indem sich bei einem Ausbreiten der Schwammspinner-Population auf den Raupen Parasiten ansetzen, die sich noch schneller vermehren als die Raupen selbst und diese vernichten. Greift der Mensch mit Gift künstlich in diesen Kreislauf ein, werden mit Teilen der Raupenpopulation auch die Parasiten vernichtet und neue Raupen wachsen heran, so dass man durch solch einen Eingriff in die Natur eher das Gegenteil bezweckt.
Letztlich bleibt den Skippern nur eines: Dem Phänomen weichen, sich andere Ankerplätze suchen und geduldig warten, bis der Spuk vorüber ist. Die Natur erholt sich nach dem Kahlschlag, der an Waldsterben erinnert, fast immer eigenständig, solange keine Eingriffe von Menschenhand erfolgen.
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