12 Blaue Flaggen, Gebrauchtbootmesse NAUTILIA und Barcolana – die größte Regatta der Welt
Wenn in Mitteleuropa die Boote längst eingewintert sind, verändert sich die Stimmung an der nördlichen Adria. Die Häfen leeren sich, der Augusttrubel weicht einer ruhigeren, konzentrierteren Atmosphäre. Das Meer bleibt dasselbe, nur die Zahl der Segler sinkt und wer auch im Herbst segelt, der ist mit Leidenschaft in seinem Element. Das Licht wird weicher, die Tage kühler, die Luft frischer – besonders, wenn die Bora den Himmel freigeblasen hat. Wer jetzt zwischen Lignano und Triest unterwegs ist, erlebt eine Region ohne Badefreuden, doch direkt, unverstellt und nah.

NAUTILIA: der Höhepunkt für alle, die vom neuen Gebrauchten träumen
Im Herbst richtet sich der Blick der italienischen Bootsszene auf Aprilia Marittima. Hier findet die NAUTILIA, Italiens größte Gebrauchtbootmesse, statt – 2025 bereits zum 38. Mal. Die Messe ist ein fester Termin im nautischen Kalender: Vom 18. bis 20. sowie vom 24. bis 26. Oktober 2025 werden mehr als 300 Segel- und Motorboote präsentiert, dazu rund 200 Aussteller aus dem In- und Ausland. Jedes Jahr besuchen 15.000 bis 20.000 Menschen die Veranstaltung.
Gegründet wurde die NAUTILIA in den 1980er-Jahren, mit dem Ziel, den boomenden Gebrauchtbootmarkt zu strukturieren und für Käufer transparenter zu machen. Heute ist sie die größte Gebrauchtbootmesse Italiens und eine der bedeutendsten in Europa.
Ihr besonderer Charakter liegt in der Präsentation der Boote an Land, auf festem Terrain: Rümpfe können aus nächster Nähe inspiziert werden, Technikräume sind zugänglich, und Probefahrten lassen sich gezielt vereinbaren. Diese sachliche, vergleichbare Präsentation und die Möglichkeit, gleich einen Gutachter zu bestellen, macht die Messe sowohl für erfahrene Eigner als auch für Einsteiger attraktiv.
Das Ausstellungsgelände von Aprilia Marittima ist übersichtlich angelegt: separate Zonen für Segel- und Motorboote, eine technische Meile für Zubehör und Dienstleistungen sowie ein Bereich für Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Themen wie Refit, Nachhaltigkeit und digitale Navigation gewinnen dabei zunehmend Gewicht.

Viele Besucher kommen mit klarer Kaufabsicht; andere nutzen die Messe, um sich zu orientieren oder technische Expertise zu sammeln. Was die NAUTILIA von glamourösen Boots-Shows unterscheidet, ist ihre Nüchternheit: Hier stehen Funktion, Substanz und Beratung im Mittelpunkt – nicht Showeffekte.
Barcolana: eine Stadt wendet sich dem Meer zu
Und dann ist da Triest, Anfang Oktober. Die Barcolana ist die größte Regatta der Welt – ein Ereignis, das über die Segelszene hinausreicht. 1.865 Boote starten, 400.000 Menschen verfolgen das Rennen vom Ufer aus oder besuchen die zahlreichen Veranstaltungen, die Triest in Partylaune versetzen. Der Kurs führt zwischen dem Castello di Miramare, dem Faro della Vittoria und dem Club Società Nautica Grignano.
2025 siegte erneut Arca SGR unter Furio Benussi. Im Ziel übergab er das Steuerruder an seine Frau Elisa – ein symbolischer Moment in einer Regatta, die seit Jahren von der Familie Benussi geprägt wird. Der zweite Platz ging an die gerade mal 18-jährige Tochter Marta Benussi auf Marta O7. Die nächste Generation steht damit bereits in den Startlöchern. Sportliche Präzision mit gesellschaftlicher Bedeutung: An dem 10 Tage dauernden Event Barcolana richtet sich die ganze Stadt zum Meer.

X-River: eine kurze Überfahrt, die viel erzählt
Zwischen Lignano und Bibione überquert die kleine Fähre X-River den Tagliamento. Seit 2018 verbindet sie die beiden Küstenorte, 2025 wurde bereits am 3. September die 100.000. Passagierin des Jahres gezählt. Die kurze Überfahrt ist praktisch – Giorgio Ardito, umtriebiger Marinachef der Marina Uno und Mitinitiator der Fahrradfähre sagt: „Sie steht aber zugleich für das, was Tourismus hier zunehmend sein soll: leise, verbindend, unaufdringlich.“

Kulinarisches Hinterland
Wer von der Küste ins Landesinnere fährt, merkt schnell, wie sehr sich die Küche verändert. Während direkt an der Küste der Adria Fischgerichte dominieren, wird im Hinterland deftig gekocht: Polenta, lokale Gulaschvarianten und kräftige Rotweine prägen die Tische. Diese kulinarische Zweiteilung ist kein Widerspruch, sondern Teil der Identität Friaul-Julisch Venetiens – eine Region zwischen Meer und Alpenraum.
Nachhaltigkeit als Praxis
Zwölf Häfen in der Region führen 2025 erneut die Blaue Flagge, das internationale Symbol für sauberes Wasser und hohe Umweltstandards. Photovoltaik-Anlagen, Ladesäulen für Elektrofahrzeuge und durchdachte Wassersysteme gehören zum Standard. Ergänzt werden sie durch kleinere Initiativen: Ausgediente Segel werden zu Taschen oder Schuhen verarbeitet, Kinder lernen in Workshops den achtsamen Umgang mit dem Meer. Nachhaltigkeit ist hier kein Werbeslogan, sondern alltägliche Praxis, wie auch die soeben erst präsentierte und vielbeachtete Nachhaltigkeitsbilanz der Società Lignano Pineta zeigt – ebenfalls eng verbunden mit dem Marina-Netzwerk.

All diese Facetten lassen sich vom Boot aus gezielt erleben. FVG Marinas bildet ein Band aus 21 Yachthäfen entlang der Küste Friaul-Julisch Venetiens. Jeder Hafen hat sein eigenes Profil – vom touristisch geprägten Lignano über die Lagunen von Grado und Marano bis zum urbanen Triest –, gemeinsam bilden sie ein Netz, das Orientierung gibt und über die FVG Marinas Card die Möglichkeit bietet, die Marinas kostengünstig im Transit zu erkunden.

„Wir sind kein Parkplatz für Boote“, sagt Netzwerkmanger Gennaro Coretti, „sondern das Tor zu Natur, Kultur und Kulinarik.“
FVG Marinas versteht sich denn auch als Botschafter der Region. Auf internationalen Messen wie der BOOT Düsseldorf oder der Boatshow Tulln und unterstützt vom Fremdenverkehrsverband PromoTurismoFVG wird Friaul-Julisch Venetien als Revier präsentiert, das nautische Infrastruktur, kulturelle Tiefe und landschaftliche Vielfalt verbindet.
„Der Erfolg unserer Marinas misst sich nicht allein an Besucherzahlen, sondern an der Fähigkeit, Emotionen zu wecken,“ sagt Fortunato Moratto, Mitglied der Geschäftsführung von FVG Marinas.
Wer hier segelt, erlebt eine Region, die sich nicht aufdrängt. Sie öffnet sich langsam, mit jedem Hafen ein Stück mehr: über Licht, Wind und Wege, die sich ins Land verzweigen.
FVG Marinas spannt dafür den Rahmen. Was man daraus macht, entscheidet jeder an Bord selbst.










