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NEU beim Yachtcharter: Online-Check-in beim Bootscharter

Yachtcharter: Online Check-in mit QR-Code und App
KI-generiertes Bild

Da war das Erstaunen erstmal groß, als beim Einchecken mit dem üblichen „Paper Work“ auch ein QR-Code für das gecharterte Boot übergeben wurde. Aber die Nachfrage bei den Bürodamen des Charterunternehmens in der kroatischen Marina Drage bestätigte, dass wir uns jetzt bitte auf das Boot begeben und dort via Smartphone unser Boot „online“ übernehmen sollten. Die andere Überraschung war dann gar nicht mehr von Bedeutung, passt aber im Nachhinein zum Gesamtbild: Die Ždrelac-Brücke, welche die Inseln Ugljan und Pašman verbindet, dürfen wir wegen der Durchfahrtshöhe von nur 16,50 Meter nicht durchfahren. Ja, geht klar, aber wir hatten ein Motorboot gechartert!

Check-in per QR-Code

Nachdem die neue Marina Drage, rund 40 Kilometer südlich von Zadar in einem Naturhafen gelegen, lediglich zwei Piers (mit komfortablen Fingerstegen) hat, war das Boot schnell gefunden. Dann geht`s auch gleich los mit dem Selbst-Check-in und dank gutem Internet ist die entsprechende Website in Echtzeit aktiv.

Die Führung durch das Menü ist weitgehend übersichtlich. Nach kurzer Eingewöhnung klappt die „Navigation“ und ist mit Intuition und eigenen Online-Erfahrungen gut zu meistern:
Auf der Startseite stehen 14 Sprachen zur Auswahl, das Boot wird im Layout inklusive der wichtigsten technischen Details angezeigt. Ergänzt wird die Darstellung durch das offizielle Image-Video des Bootsherstellers. Bei der Führung in Text und Bild mittels des ausführlichen „Handbuchs“ finden sich mehr oder weniger alle Punkte einer klassischen Bootsübergabe wieder, die üblicherweise von einem Mitarbeiter des Vercharterers, welcher mit dem Bootstyp vertraut ist, vorgenommenen wird.

 

Yachtcharter: Screenshot Chech-in Webseite
Screenshot Chech-in Webseite© Josef Bauer

Online-Handbuch

Zum Teil tauchen Bilder und Angaben sowie Beschreibungen auf, die andere Bootstypen betreffen, aber ohne große Probleme beziehungsweise mit eigener Boots- und/oder entsprechender Chartererfahrung gut zuzuordnen sind. So weit, so gut, denn im Rahmen des von Punkt zu Punkt abzuarbeitenden Programms lernt man das Boot tatsächlich kennen. Wenn der aufgerufene Punkt verstanden oder das beschriebene Ausrüstungsteil gefunden wurde – und nicht zuletzt einwandfrei funktioniert – wird ein Haken gesetzt. Wenn etwas fehlt oder das Gasventil trotz einer guten Abbildung nicht zu finden ist, wird ein Kommentar in dem dafür vorgesehenen Feld hinterlassen und der Punkt erstmal nicht abgehakt.

Spätestens als auch die Anker-Winsch ohne Funktion war, kamen erstmals Zweifel auf, die sich im Laufe dieses Check-ins schnell bestätigten: Das gecharterte Boot war in einem schlechten Zustand. Damit die festgestellten Mängel und offenen Fragen auf dem Internet-Weg gegebenenfalls nicht über Bord gehen, wurden diese vorsichtshalber von einem Crew-Mitglied per Hand mitgeschrieben. Ab diesem Stadium des Eincheck-Vorgangs wurden dann parallel auch Screenshots von den ausgefüllten Seiten gefertigt, denn auch durch die jahrelangen Erfahrungen mit vergleichbaren Charterbooten entstand eine längere Liste mit Mängeln oder fehlendem Sicherheitszubehör, die dann nach Abschluss des Check-in-Verfahrens ordnungsgemäß online an das Charter-Office gemeldet wurde.

Die Online-Liste fand sich anschließend in kroatischer Sprache im System wieder, wobei dann auch bei den bemängelten Punkten Haken gesetzt waren, also als erledigt gekennzeichnet waren, von wem auch immer. Anschließend kam ein Mitarbeiter des Charterunternehmens an Bord.

 

Yachtcharter: Screenshot Yacht Handbuch
Screenshot Online-Handbuch© Josef Bauer

Online-Mängelliste

Er hatte unsere Check-in-Liste mit den reklamierten oder unklaren Punkten auf seinem Handy, konnte sich aber nur in kroatischer Sprache mit seinen Chartergästen austauschen. Bei den internationalen Segelfachbegriffen ist das natürlich kein Problem und mittels der Übersetzungs-App auf Crew-Seite kommt auch eine Art Gespräch zustande.

Und so wurde dann in den nächsten Stunden repariert und gesucht oder nur mühsam aufgetrieben (nicht ohne die Bemerkung „for what?“). Auch die Motorstunden fanden sich nach längerem Suchen im Display, wurden aber nicht notiert (zumindest auf Verchartererseite). Nicht an Bord geschafft hat es ein aktueller und nicht bis zur Unkenntlichkeit abgenutzter und unvollständiger Satz Seekarten aus 2018, der uns vom Mann des Steges „angedreht“ wurde mit der Frage – Sie ahnen es – „for what?“ Auch beim fehlenden Hafenhandbuch deutete dieser nur auf das Handy sowie den Plotter.

Da hört der Spaß auf

Das vier Jahre alte Charterboot befand sich in bedauernswertem Zustand. Da hätten wir uns früher den Kritiken, die sich im Internet zum betreffenden Charterunternehmen finden lassen, widmen sollen. Aber die Buchung über die seit vielen Jahren renommierte Charteragentur Master Yachting in Würzburg und auch die professionellen Buchungsunterlagen des kroatischen Charterunternehmens (allein sechs kleingedruckte Seiten mit den Geschäftsbedingungen in englischer Sprache) machten einen sehr professionellen Eindruck, der allerdings sehr schnell den hier geschilderten Sachverhalten weichen musste.

Fazit:

Unabhängig von den individuellen Problemen mit diesem Charterboot, kann der Check-in (und warum eigentlich nicht auch der Check-out?) eine wirklich interessante Alternative zum herkömmlichen Verfahren sein. Allerdings nur, wenn zumindest nach Abschluss des Check-in eine kompetente Person, die mit dem Charterboot vertraut ist, zur Verfügung steht und nicht zuletzt das Charterunternehmen Boote in einwandfreiem Zustand mit kompletter Ausstattung anbieten kann.

Wie bei jeder Bootsübernahme muss natürlich erst recht beim Online-Verfahren das Boot mit Zeit und Ruhe inspeziert, kontrolliert und „verstanden“ werden, um sicherzustellen, dass es seetüchtig ist und auch in Hinblick auf Sicherheit den gesetzlichen Bestimmungen entspricht. Wer hier also online zu schnell seine Haken setzt, nach dem Motto „die Seekarten habe ich unter der Abdeckung liegen gesehen“, ohne diese auf Vollständigkeit und Jahrgang geprüft zu haben, handelt zumindest fahrlässig.

Trotz dieses durchaus praktischen Eincheck-Verfahrens muss wirklich alles an Bord geprüft und beantwortet sein; eigene Notizen und Screenshots bekommen bei diesem Verfahren zusätzliches Gewicht. Den größten Vorteil sieht der Autor und seine „Co-Skippers“ in der Tatsache, das es beim Selbst-Check-in keinen Zeitdruck geben muss, denn wann die Liste abgeschickt wird, liegt ganz in der Hand des Bootsführers.

Anmerkung des Autors:

Auch über die noch während des Törns festgestellten Probleme wollten wir beim Check-out, der dann überraschenderweise ganz „manuell“ ablief, mit dem Manager sprechen, der dann aber nicht mehr aufzufinden war. Unsere Erfahrungen haben wir nach der Rückkehr der Charteragentur Master Yachting mitgeteilt, die daraufhin das Charterunternehmen aus ihrem Angebot genommen hat.

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