Wer aktuell die ACI Marina Pomer im kroatischen Medulin/Istrien ansteuert, muss zunächst einen kleinen Ölteppich durchqueren, um sich dann in der Marina einer nicht unerheblichen Geruchsbelästigung auszusetzen, denn eine Segelyacht aus dem Bereich des Stadthafens Medulin hat bei einem unsachgemäßen privaten Abschlepp- und Bergungsvorgang größere Mengen Dieselkraftstoff verloren, der sich ins Meer ergoss. Anstatt das Auslaufen des Diesels zu stoppen, hat man sich jedoch entschieden, bis auf das relativ wirkungslose Ausbringen einer Ölsperre erst einmal nichts zu unternehmen, weil offensichtlich die Zuständigkeiten sowie die Übernahme der Kosten nicht geklärt sind. Bis diese bürokratischen Hürden genommen sind, läuft weiter der Diesel aus und verseucht das Meerwasser. Offensichtlich scheint es sich im Bereich Medulin noch nicht herumgesprochen zu haben, dass ein Liter Diesel ungefähr eine Million Liter Meerwasser verseucht.
In Medulin demnächst Muscheln mit Dieselgeschmack?
Nicht nur die Umwelt wird durch den unkontrollierten, vermeidbaren Dieselaustritt geschädigt, auch eine in unmittelbarer Nähe liegende Muschelfarm ist betroffen. Wer demnächst Muscheln mit Dieselgeruch auf dem Teller vorfindet, sollte sich nicht wundern. Aber auch bei den immer noch zahlreichen Gästen in der Marina Pomer steigt der Unmut über das Nichtstun der Behörden, denn der Gestank sei, so wird berichtet, unerträglich. Die Situation erinnert stark an den Brand im Stadthafen Medulin. Die Wracks der ausgebrannten Boote lagen mehr als eine Woche am Strand, auch ihr Geruch war weithin vernehmbar.
Segelyacht bei Bora vom Steg losgerissen
Wie kam es zu der Situation? Im Stadthafen löste sich bei Bora am 7. Oktober 2021 eine offensichtlich nicht ordnungsgemäß vertäute Segelyacht von gut zehn Metern Länge und trieb auf die Felsen einer kleinen vorgelagerten Insel. Dort verblieb sie bis zum 19. Oktober 2021, bis offensichtlich der sorglose Eigner einen nicht gerade zielführenden unprofessionellen Versuch startete, den Segler nach Grundberührung von den Felsen zu bergen. Dabei wurden sowohl der Rumpf als auch der Dieseltank beschädigt.
Bergung der Yacht misslungen
Den anschließenden Abschleppvorgang Richtung Stadthafen Medulin brach er nach kurzer Zeit ab, weil die Segelyacht leckgeschlagen war und zu sinken drohte. Stattdessen entschied er sich, mit dem havarierten Segler im Schlepp die ACI Marina Pomer anzulaufen. Dort machte er die Leck geschlagene Segelyacht im Bereich des Krans fest und sich selbst schnell wieder aus dem Staub, weil die Marinaführung von dem Vorhaben verständlicherweise absolut nicht begeistert war. Bevor man die Yacht kranen konnte, war sie bereits teilweise gesunken, Dieselkraftstoff sprudelte aus dem Tank und verseuchte die Bucht der Marina Pomer.
Marina Pomer: Dieselgeruch führt zu Beschwerden
Wie Gäste der Marina Pomer berichteten, diskutierte man ebenso eifrig wie lautstark an der Kaimauer, ohne aber wirklich in geeigneter Form Abhilfe zu schaffen. Eher alibimäßig wurden „Ölsperren“ angebracht, die aber so gut wie keine Wirkung zeigten. Tags darauf brachte man dann Ölbindemittel aus, die zumindest bewirken sollten, dass der auf der Oberfläche schwimmende Ölfilm auf den Grund sinkt. Doch auch diese Maßnahmen verfehlten größtenteils ihre Wirkung.
Yugo treibt Ölfilm weiter
In der Zwischenzeit hat sich ein stärkerer Yugo angekündet, der wohl für eine weitere Ausbreitung des Ölteppichs vor der ACI Marina Pomer sorgen dürfte.
Havarien treffen Kommunen unvorbereitet
Eines ist nicht von der Hand zu weisen: In den meisten Ländern außerhalb Kroatiens ist man in solchen Fällen nicht nur wegen der steigenden Bedeutung des Umweltschutzes, sondern auch wegen der Beeinträchtigung des Tourismus um eine schnelle Beseitigung der Schäden, insbesondere der teilweise langfristigen Umweltschäden, bemüht. Städte und Gemeinden verfügen über Notfallpläne, wie in solchen Fällen zu verfahren ist, um Umweltschäden weitestgehend zu vermeiden. In Kroatien im Allgemeinen und in Medulin im Besonderen, wie schon der Brand im Stadthafen zeigte, scheint man auf solche Szenarien wenig bis gar nicht vorbereitet zu sein. Hier sollte in Anbetracht der wieder steigenden Tourismuszahlen, insbesondere im nautischen Tourismus, dringend Abhilfe geschaffen werden. Das sich dieser Vorfall in der Nachsaison ereignete, lässt sich aus Sicht der Verantwortlichen für den Tourismus in der Region wohl noch als „Glück im Unglück“ bezeichnen.
Bergeprofis wäre das nicht passiert
Generell sei auch noch darauf hingewiesen, dass privat organisierte nautische Pannendienste wie beispielsweise SeaHelp in der Lage sind, solche Bergungen professionell durchzuführen. Mit entsprechend geeignetem Equipment sorgt beispielsweise SeaHelp für eine sichere Bergung ohne Umweltschäden und verhindert nach Möglichkeit, dass weitere Schäden an der Yacht auftreten. Auch in diesem Fall wäre es unter dem Strich kostengünstiger für den Eigner gewesen, die Bergung den Profis von SeaHelp zu übertragen und damit auch vom Risiko der Haftung befreit zu sein.