Über das Ausmaß und die Ursache des verheerenden Brandes in der dalmatinischen Marina Kaštela wird derzeit nicht nur in Skipperkreisen viel spekuliert, wobei Dichtung und Wahrheit nicht unbedingt immer exakt voneinander zu trennen sind. Die SeaHelp-Redaktion wollte es genauer wissen und sprach mit Luka Berket, dem Geschäftsführer der Agentur der Marina Kastela und der hauseigenen Charterflotte BavAdria Yachting in Graz, Österreich. Er ist auch der Sohn des Gründers der Marina Kastela, Capt. Josip Berket und hat uns genaueren Einblick in die Geschehnisse geben können.
6 Yachten total zerstört, ca. 10 weitere beschädigt
Nach seinen Angaben wurden bei dem Brand sechs Yachten total zerstört, an etwa zehn weiteren Yachten entstanden teils erhebliche Schäden. Aufgrund des umsichtigen Verhaltens sowohl der Feuerwehr als auch des Marina-Personals konnten jedoch Personenschäden gänzlich vermieden werden.
Keine Brandstiftung
Luka Berket: „Zur Brandursache wird recht viel und umfassend spekuliert, wir bitten allerdings um Verständnis, dass zunächst erst einmal die Polizei und die Brandsachverständigen ihre Arbeit machen müssen. Deren Ergebnissen können und wollen wir nicht vorgreifen.“ Den vermehrt zu lesenden und zu hörenden Spekulationen, es könne sich um Brandstiftung handeln, erteilte Luka Berket allerdings eine klare Absage: „Es war eindeutig ein menschlicher Fehler, soviel kann man zum jetzigen Zeitpunkt durchaus schon kommunizieren.“
Hohe Brandschutzauflagen
Fakt ist: Der Brand in der Marina Kaštela breitete sich rasend schnell aus, nur die fest eingeübten Protokolle, wie in solch einer Lage vorzugehen ist, konnten noch Schlimmeres verhindern. Luka Berket: „Unsere Marina verfügt über hohe Brandschutz-Auflagen und führt mindestens einmal pro Jahr Übungen mit den lokalen Feuerwehrkräften durch, um gewisse Vorgänge zu automatisieren und entsprechende Abläufe reibungslos zu gewährleisten.“
Gegen brennende GFK-Hüllen machtlos
Doch gegen die brennenden GFK-Hüllen der Yachten sind auch die Feuerwehren weitestgehend machtlos. Die einzige Möglichkeit, den Schaden nachhaltig zu begrenzen, besteht darin, die brennenden Yachten zu isolieren bzw. außerhalb des Marinabereichs zu schleppen, sofern das noch möglich ist. „Ich muss mich für den fast schon heldenhaften Einsatz der Mitarbeiter bedanken, die mit Schlauchbooten die schon in Flammen stehenden Yachten außerhalb der Marina schleppten, um sie dort gefahrlos abbrennen zu lassen, ohne weitere Schiffe zu gefährden“, erkennt Luka Berket neidlos an. Sein Dank gilt aber auch den eingesetzten Feuerwehrkräften, ohne deren schnelles, kompetentes Handeln der Brand nicht so schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Über die Entwicklung herrscht nach der Brandkatastrophe jetzt auch Klarheit: Nachdem das Feuer auf einer Yacht ausbrach, weiteten sich die Flammen in Windeseile auf das Nachbarschiff aus, dessen Leinen ebenfalls Feuer fingen, rissen und dafür sorgten, dass sie brennend unaufhaltsam gegen drei weitere Yachten am Außensteg trieb.
Brennende Yacht trieb gegen Außensteg
Derzeit sind die Brandsachverständigen am Zug. Sie müssen die Schäden an den einzelnen Yachten aufnehmen und protokollieren. Auch die meisten Eigner haben sich mittlerweile auf den Weg in die Marina Kaštela gemacht, um ihre Yachten zu inspizieren, denn Hitze und Rauchentwicklung haben sicherlich noch mehr Schäden hinterlassen, als auf den ersten Blick sichtbar wird.
Marina-Betrieb läuft weiter
Die Marina selbst hat ihren Betrieb weitergeführt, auch wenn die Schäden der Brandnacht immer noch teilweise sichtbar sind. Die 13. Ausgabe der Croatia Nautic Show vom vom 10. 6. bis 13. 6. 2021 unverändert stattfinden, wie versichert wurde. Für entsprechenden Gesprächsstoff dürfte da auf jeden Fall gesorgt sein.
Brandschutz noch effektiver gestalten
Was die künftige Entwicklung hinsichtlich der sicherheitstechnischen Standards angeht, macht Luka Berket schon mal eine klare Ansage: „Auch wenn unser Brandschutz den höchsten Anforderungen in den kroatischen Marinas entspricht, haben wir daraus gelernt und werden unsere Protokolle und Vorschriften nochmals überarbeiten. Wir garantieren schon jetzt, dass sie weit über das hinausgehen, was in Europa Standard ist und sie künftig beispielhaft für effektiven Schutz unserer Gäste sein werden. Zwar lassen sich von Menschen verursachte Fehler niemals vermeiden, aber es bestehen Möglichkeiten, die Folgen dieser Fehler deutlich zu vermindern. Das haben wir gelernt. Unsere Zielvorstellung besteht darin, die Marina Kaštela nicht nur zu sichersten Marina Dalmatiens, sondern ganz Kroatien umzugestalten, ohne die Wohlfühl-Atmosphäre für unsere Gäste zu beeinträchtigen.“