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Bootskriminalität: Augen auf beim Boots- (Ver-)kauf!

Betrug bei Verkauf / Kauf von Boot und Yacht

Wer eine Yacht kaufen möchte, ist gut beraten, sich abzusichern, sonst könnte eine böse Überraschung drohen. Doch auch wer seine Gebraucht-Yacht verkaufen will, sollte genau hinsehen, mit wem er sich einlässt: ein SeaHelp-Mitglied informierte die Redaktion über eine kriminelle Masche angeblicher Bootskäufer – denen es tatsächlich aber gar nicht ums Boot geht.

Dass Boots-Diebstahl bzw. die Unterschlagung von Booten auch vor Ländergrenzen nicht haltmachen, haben wir an dieser Stelle bereits in einem News-Beitrag vom 12.07.2022 beschrieben. Auch der Umstand, dass in der Praxis im Schengenraum an den Grenzen nur noch stichprobenartige Personen- und Fahrzeugkontrollen stattfinden, öffnen den Langfingern im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor (siehe auch unseren Beitrag zum Thema Bootskriminalität über das Konstanzer Kompetenz-Zentrum für Bootskriminalität KBK).

Neben Bootsdiebstahl und Unterschlagung, die leider gar nicht so selten vorkommen, gibt es weitere „Maschen“ und Tricks, mit denen Kriminelle auf unlautere Weise an Geld kommen wollen. Wer denkt schon daran, dass, wenn man seine Yacht zum Verkauf inseriert, angebliche Interessenten es auf etwas ganz anderes abgesehen haben als die zum Verkauf stehende Yacht?

Ein SeaHelp-Mitglied informierte die Redaktion über einen Fall von Bootskriminalität

In einem aktuellen Fall, über den uns jüngst ein SeaHelp-Mitglied informierte, sollte eine Yacht verkauft werden, welche sich zum Zeitpunkt der Insertion im Hafen von Rab auf der gleichnamigen kroatischen Kvarner-Insel befunden hatte. Einer der angeblichen Kaufinteressenten hatte die Aufmerksamkeit des Verkäufers auf sich gezogen, denn der Kontakt lief über Whatsapp, und der „Käufer“ wechselte während der Konversation, die sich über mehrere Tage erstreckt hatte, mehrmals sein Profilfoto.

Der Verkäufer wurde zu Recht misstrauisch, ahnte Schlimmes, wollte dem angeblichen Käufer jedoch einmal “auf den Zahn fühlen”. Der Kaufinteressent, der sich als Mr. Lucas Smith aus Schweden vorstellte, fand das Boot angeblich „interessant“, und fragte an, ob es „noch verfügbar“ sei, er wolle es „unbedingt“ kaufen. Der Verkäufer fand sein anfängliches Misstrauen bestätigt, denn zu diesem Zeitpunkt waren noch keine Details über das Boot bekannt.

Der angebliche Käufer wollte das Boot unbedingt kaufen, ohne es vorher gesehen zu haben – da wurde der Verkäufer misstrauisch

Der Verkäufer ließ sich (scheinbar) auf den „Deal“ ein, und schrieb dem angeblichen Kaufinteressenten, dass er das Boot ohne eine übliche, eingehende Besichtigung nicht kaufen könne. Das schien dem „Käufer“ jedoch entgegenzukommen, denn nun kam er mit seinem eigentlichen „Anliegen“ um die Ecke: der Käufer schrieb, dass er mit seinem Anwalt gesprochen habe, und dass eine „Besichtigung“ kurzfristig „durch eine Firma“ erfolgen solle.

Man wechselte auf Mail-Verkehr, und kurze Zeit später fand der Verkäufer eine Mail des „Käufer-Anwaltes“ in seinem Postfach. Herr „Barr. Christopher Andrey“ freue sich über den Kontakt, schrieb, dass er von Mr. Lucas Smith beauftragt sei, es gehe um den Kauf der Motoryacht Regal 320 (welches er als ein „perfektes Boot“ beschrieb, und schrieb weiter, dass für diese „Transaktion“ des Kaufes eine „Inspektion“ erforderlich sei; er selbst sei „Barr. Christopher Andrey, ein Rechtspraktiker (SAN, LP)“, und daher der korrekte Ansprechpartner.

Eine vom Käufervertreter beauftragte Firma sollte das Zehnmeterboot „besichtigen“ – für 3.000 Euro

Und genau hier kommt die „Masche“ ins Spiel: beauftragt werden sollte ein Unternehmen namens „Infloat Shipping Company“, welche drei „Agenten“ schicken wollte, um die zu verkaufende Yacht zu „besichtigen“. Die Gebühr dafür betrage 3.000 Euro, der Verkäufer habe die Agenten vom Flughafen abzuholen, zum Boot zu bringen, zu bewirten und u.U. auch für eine Übernachtung zu sorgen.

Eine „Beratung zur Optimierung des Kaufes“ sei „inbegriffen“. Im Übrigen habe Mr. Lucas Smith, der angebliche Kaufinteressent, dem Kaufpreis von 48.000 Euro bereits zugestimmt – ohne das Boot jedoch vorher in Augenschein genommen zu haben oder Details zum Boot zu kennen.

Die Gebühren von 3.000 Euro sollten sodann aufgeteilt werden: der Verkäufer habe die Hälfte, also 1.500 Euro, zu zahlen, die andere Hälfte würde der Käufer übernehmen, teilte der „Anwalt“ mit. Man wolle sogleich die Bank-Informationen des Verkäufers haben, um diese der Firma „Infloat Shipping Company“ zu übermitteln.

Der Verkäufer zog sich aus dem Geschäft zurück – zu Recht, denn hier ging es nicht ums Boot

Der Verkäufer zog sich daraufhin von dieser Konversation zurück – er hatte genug erfahren. Man kann sich leicht denken, wie diese Sache ausgegangen wäre: Der Verkäufer hätte mindestens die geforderten 1.500 Euro gezahlt, die „Agenten“ abgeholt und bewirtet (falls es die überhaupt gegeben hätte), und wäre auf diesen Kosten sitzengeblieben. Denn: die angeblichen „Agenten“ hätten wohl mit Sicherheit einen Dreh gefunden, das Boot weit unter Wert zu taxieren bzw. den Kauf durch ihre „Beratung“ einseitig (nämlich zugunsten des Käufers) zu „optimieren“.

Hätte sich der Verkäufer auf diese Taxation der „Agenten“ nicht eingelassen, und der Kauf wäre nicht zustande gekommen, wäre er höchstwahrscheinlich trotzdem vollumfänglich auf den Kosten seines Anteils der „Besichtigung“ sitzengeblieben, denn diese wäre in einem extra Vertrag – unabhängig vom eigentlichen Kauf/Verkauf des Bootes – geregelt worden.

Durch unseriöses Geschäftsgebaren sollte potentiellen Yachtverkäufern Geld aus der Tasche gezogen werden

Das SeaHelp-Mitglied, das seine Yacht verkaufen wollte, und uns seine Informationen mitgeteilt hatte, fand rechtzeitig den Ausstieg aus diesem schmutzigen „Deal“, bei dem es von vornherein nicht um den Kauf der Yacht gegangen war, sondern nur darum, durch unseriöses Geschäftsgebaren Yachtverkäufern Geld aus der Tasche zu ziehen.

Der Verkäufer hatte sich anfänglich und nur zum Schein auf den angeblichen „Käufer“ und seinen „Anwalt“ (die wahrscheinlich aus ein und derselben Person bestanden) eingelassen, um den „Trick“ herauszufinden, mit dem sie ihn, den Verkäufer schröpfen wollten. Die Sorge des SeaHelp-Mitgliedes: „Ich habs lustig gefunden, aber leider gibt es genügend Leute, die da eventuell mitspielen“. Aus diesem Grund regte er an, diesen Fall einmal öffentlich zu machen.

Bootskriminalität geht alle an: Schreiben Sie uns von Ihren Erfahrungen mit Bootskriminalität, wir veröffentlichen auch Ihren „Fall“

Diesem Wunsch kommen wir von der SeaHelp-Redaktion gerne nach. Die Veröffentlichung dieser Leser-Zuschrift, für die wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken, möchten wir mit einem Aufruf an alle Leser verbinden, uns ebenfalls ihre Erfahrungen, die sie beim Kauf oder Verkauf einer Yacht mit Kriminellen gemacht haben, mitzuteilen.

Bootskriminalität geht alle an und kann jeden treffen. Dem muss und kann rechtzeitig ein Riegel vorgeschoben werden. Dazu ist es hilfreich, die betrügerischen „Tricks“ und „Maschen“ der Kriminellen zu kennen, damit niemand guten Glaubens darauf hereinfällt. Gern machen wir an dieser Stelle auch Ihren „Fall“ öffentlich.

 

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