Für die Skipper im Adriaraum wäre dieser Schritt eine unglaubliche Erleichterung. Wer aus Österreich öfter mal über den Landweg zu seinem in Kroatien stationierten Schiff reist, überlegte sich dieses Vorhaben oftmals schon recht gründlich, denn gerade in den Sommermonaten waren kilometerlange, zeitaufwendige Staus keine Seltenheit. Auch Bootsbesatzungen, die von Italien bzw. Slowenien über die Adria nach Kroatien reisen wollten, mussten im Ausreiseland, insbesondere Italien, eine wahre Odyssee in Angriff nehmen, um die entsprechenden Papiere zu erhalten. In vielen Fällen verirrten sie sich im Kompetenzdschungel der italienischen Behörden und machten sich „illegal“ auf den Weg.
Der bevorstehende Beitritt Kroatiens zum Schengenraum, der bisher 26 europäische Staaten (ohne Kroatien) umfasst, soll EU-Bürgern einen Grenzübertritt ohne Pass. und Grenzkontrollen ermöglichen. Die Betonung liegt dabei auf soll, denn einige Staaten wie Deutschland, Österreich und Dänemark haben zumindest punktuell wieder Kontrollen eingeführt. Sie sollen dazu dienen, illegale Zuwanderung zu bekämpfen.
Nur ein Thema muss derzeit noch auf diplomatischem Weg gelöst werden: Der Grenzstreit zwischen Kroatien und Slowenien um den Verlauf der Land- und Seegrenze in der Bucht von Piran. Eines dürfte aber schon jetzt feststehen: Der kroatische Tourismus profitiert sicherlich vom Wegfall der Grenzkontrollen, denn dieses, wenn auch nicht einzige, Hindernis auf dem Weg an die Adria dürfte viele Österreicher in den Sommermonaten davon abgehalten haben, schnell mal etwas Sonne zu tanken und Adria-Luft zu schnuppern. Andererseits gilt die Juncker-Aussage auch als eine Art Ritterschlag für das junge EU-Mitglied Kroatien: Die EU traut dem Land den Schutz der Schengen-Außengrenzen in ihrem Bereich vollends zu.