Fakt ist: In den Büros an der Cantieri di Aprilia stand das Wasser einen halben Meter hoch, Autos, die im Hafenbereich geparkt waren, wurden ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie an Land stehende Yachten. „Das war das schlimmste Hochwasser seit 1966“, meinte ein Marina-Mitarbeiter zu SeaHelp.
Marineros waren die ganze Nacht im Einsatz, um Festmacher-Leinen zu verlängern. Auch die Stadt Lignano blieb von dem Unwetter nicht verschont: Überschwemmte Straßen, hochgedrückte Gullideckel und vollgelaufene Keller – THW und Feuerwehr befinden sich quasi im Dauereinsatz. Ein erhebliches Tiefdruckgebiet, Herbststürme und Vollmond – diese brisante Wetterkonstellation sorgte für ein Hochwasser, wie es in den letzten 50 Jahren nach Angaben Ortskundiger wohl nicht mehr aufgetreten sein dürfte.
Warum bei Vollmond? Vereinfacht erklärt: Die Anziehungskraft des Mondes ist bekanntlich verantwortlich für Ebbe und Flut auf der Erde. Dessen Masse ist allerdings unveränderlich. Bei Vollmond stehen Sonne und Mond genau in einer Ebene zur Erde, das heißt, zur Anziehungskraft des Mondes addiert sich die Anziehungskraft der Sonne, die diese dann noch einmal um ca. 46 % verstärkt. Wenn dann auch noch zusätzlich der Wind von See auf Land weht, wird die Flut noch zusätzlich verstärkt.
Zu diesem Phänomen werden auch noch in den nächsten Tagen weitere heftige Regenfälle im Bereich der Nordadria, teilweise bis runter zur Südspitze Istriens erwartet. Einige Meteorologen erwarten örtlich bis zu 300 Liter Regen auf den Quadratmeter, andere gehen lediglich von leichten Schauern aus. Die Schwierigkeit einer präziseren Vorhersage ist der Tatsache geschuldet, dass man es im Bereich der Nordadria aufgrund der augenblicklichen Wetterlage mit ständig wechselnden Winden zu tun hat.
Update 13.11.2019:
Für den Bereich Lignano liefert SeaHelp hier schon einmal ein paar Bilder vom Dienstag, den 12.11.2019. Mit weiteren Updates werden wir an dieser Stelle informieren. Derzeit ist in Teilen der Marina der Strom noch ausgefallen.
Update 14.11.2019:
Nach dem Hochwasser folgt das große Aufräumen. Glücklicherweise spielte der Wettergott hier einmal mit und bescherte den geschädigten Ladenbetreibern in der Cantieri di Aprilia ein paar sonnige Momente, die die Trocknung des Inventars beschleunigten. Strom kommt erst um 21.30 h zurück.
Über die genaue Höhe des Schadens gibt es allerdings noch keine Angaben. Wie sich jedoch schon jetzt abzeichnet, sollten die meisten Eigner mit einem “blauen Auge” davongekommen sein, nicht zuletzt wegen des unermüdlichen Einsatzes der Marineros in der Hochwasser-Nacht.
Update 15.11.2019:
Komplett gebannt scheint die Gefahr noch nicht zu sein. Auch am Freitag, den 15. November 2019 gegen 11.00 Uhr (Bild) steigt bei Flut das Wasser wieder bedrohlich hoch, Parkplätze sind überschwemmt. Viele Eigentümer, die Apartments oder Häuser in dem Komplex besitzen, sind bereits eingetroffen und versuchen, die entstandenen Schäden so gut wie möglich zu beseitigen.
Da jetzt auch wieder Strom zur Verfügung steht, können die Pumpen endlich anlaufen.
Update 17.11.2019:
Sturmflut Lignano – die Zweite! Am 17.11.2019, vormittags um 11.00 h kam die zweite Welle der Sturmflut. Mit dem normalen, gezeitenbedingten Hochwasser einher gingen starke Regenfälle, teilweise Gewitter und abermals auflandiger Wind. Im Vergleich zur Sturmnacht vom 12. auf den 13. November blieb das Wasser aber knapp unter der damaligen Höchstmarke. Das Segelboot auf dem Foto hatte sich losgerissen und schwimmt jetzt in Höhe des SeaHelp-Büros in der Marina. Da können die Einsatzkräfte mal zu Fuß zu einer “Bergung” gehen…