Eine ins Wasser gewehte Plastiktüte treibt auf den Wellen. Am Flutsaum finden sich vom Meerwasser stumpf gewordene Sonnenbrillen, einzelne Schuhe und leere Plastikflaschen. Und weit draußen, auf offener See, treiben künstliche Inseln, gebildet aus Plastikmüll. Die Vermüllung unserer Weltmeere ist erschreckend und bedroht das fragile Ökosystem. Die Crew des Outdoor- und Wassersportmagazins BeyondSurfing hat über 171 Statistiken zur Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll ausgewertet. Und zieht eine erschreckende Bilanz.
Die Fakten, die unter der Auswertung von BeyondSurfing zur globalen Herausforderung der Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll stehen, sprechen eine klare Sprache. Ungeschönt wird deutlich, dass jetzt gehandelt werden muss, wenn wir für unsere nachfolgenden Generationen die Ozeane als weltweit elementaren Bestandteil unseres Ökosystems erhalten wollen. Dabei geht es nicht nur darum, unsere liebsten Ankerbuchten vor herumtreibendem Plastikmüll zu verschonen, sondern auch um die Auswirkungen der vielen Milliarden Plastik-Kleinstpartikel auf die Lebewesen im Meer, die wiederum im Zuge der weltweiten Nahrungskette bis auf unsere Teller gelangen. Wir haben die wesentlichen Fakten der Auswertungen von mehr als 170 Studien zum Thema Plastikmüll für die SeaHelp LeserInnen übersichtlich zusammengestellt und zeigen auf, was jeder einzelne zum Meeresschutz beitragen kann.
Plastikmüll ist das größte Problem
Von allen untersuchten Meeresabfällen machen Kunststoffe, umgangssprachlich als Plastik bezeichnet, mit rund 80 Prozent die größte Gruppe aus. Jeden Tag gelangen etwa acht Millionen Plastikteile ins Meer. Das sind über 12,2 Millionen Tonnen jährlich! Zwei Drittel des Plastikmülls stammen aus Abfällen von Städten und Gemeinden. Der Rest gelangt durch illegale Ablagerungen sowie schlecht verwaltete Mülldeponien und Industrien ins Meer. Derzeit treiben schätzungsweise 5,25 Milliarden Makro- und Mikroplastikteile im offenen Meer. Das entspricht ca. 269.000 Tonnen Plastikmüll.
Plastiktüten als globale Herausforderung
Weltweit werden pro Sekunde 160.000 Plastiktüten benutzt, das sind pro Jahr fünf Milliarden Stück! Rund 10 Prozent davon landen in unseren Ozeanen, 300 Millionen allein im Atlantik – jährlich! Dabei ist die Nutzdauer einer Plastiktüte gemessen an der Zeitspanne, die es braucht, bis sie sich im Meer wieder zersetzt, dramatisch. Gerade einmal 12 Minuten wird eine Plastiktüte durchschnittlich genutzt. Im Meer dauert es aber rund 20 Jahre, bis sie sich zersetzt hat. Eine achtlos ins Wasser geworfene Plastikflaschen braucht sogar 450 Jahre!
Plastik auf unseren Tellern
Das hat massive Auswirkungen auf die Fische und Säugetiere in den Ozeanen: Bereits einer von drei Fischen, die für den menschlichen Verzehr gefangen werden, enthält giftiges Mikroplastik. Liebhaber von Meeresfrüchten essen nach Untersuchungen jedes Jahr ca. 11.000 Stück giftiges Plastik mit. Es wird vermutet, dass Plastiktüten jährlich für den Tod von über 100.000 Meerestieren und mehr als einer Million Seevögel verantwortlich sind. Aktuellen Hochrechnungen zur Folge wird es spätestens 2050 mehr Plastik als Fische im Ozean geben, sofern wir nichts an unserem Plastikkonsumverhalten ändern.
Müllinseln und tote Zonen
Die größte Müllinsel im Ozean ist ca. 1,6 Millionen Quadratkilometer groß und damit fast neunzehnmal so groß wie Österreich bzw. fünfmal so groß wie Deutschland. Durch die Verschmutzung mit Giftstoffen wird die Meeresumwelt zu sogenannten toten Zonen. Inzwischen gibt es bereits 500 solcher toten Zonen in unseren Ozeanen, die der Fläche des Vereinigten Königreichs (245.000 km²) entsprechen. In diesen Gebieten nimmt der Sauerstoffgehalt so stark ab, dass es zum Aussterben von Wasserpflanzen kommt und Meerestiere dort nicht mehr überleben können. Zusätzlich lässt sich in immer mehr Fischen giftiges Mikroplastik nachweisen.
Kampf gegen den Plastikmüll
Um die Verschmutzung der Meere zu bekämpfen und aktiv etwas zum Umwelt- und Meeresschutz beizutragen, ist jeder von uns gefordert. Schon der Verzicht auf Plastikverpackungen und Tüten im Alltag leistet einen wertvollen Beitrag. Doch nicht nur die Reduktion des Plastikmülls durch jeden einzelnen Verbraucher senkt das weltweite Müllaufkommen, auch die Beseitigung von Plastikmüll an Flussufern und Stränden liefert einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Vermüllung unserer Ozeane.
World Cleanup Day
Als zentralen, weltweiten Aktionstag gibt es den International Coastal Cleanup Day, an dem Aktive weltweit vor der eigenen Haustür Strände und Küsten von angeschwemmten oder arglos weggeworfenem Müll befreien. Der nächste Coastal Cleanup Day findet am 17. September 2022 statt.
Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, das eigene Konsumverhalten zu überdenken und so einen wertvollen Beitrag zur Rettung der Ozeane beizutragen. Wir haben die Crew von BeyondSurfing gefragt, wie sie sich aktiv am Kampf gegen die Verschmutzung der Ozeane beteiligen.
Wo werden Wassersportler besonders stark mit Plastikmüll im Wasser konfrontiert?
Plastikverschmutzung ist ein globales Problem. Beim Wassersport ist Plastikverschmutzung sichtbar in Form von liegengebliebenem Plastik an Stränden oder Flüssen. Besonders stark sind Kanu- und Kajakfahrer von der Verschmutzung betroffen, die gerne über Flüsse touren. Aus Flüssen stammen 90 Prozent des weltweiten Meeresmüll. Zu den Flüssen mit der stärksten Plastikverschmutzung gehören der Chang Jiang, der Indus und der Huang He.
Was kann jeder tun, um Plastikmüll zu vermeiden?
Keine Plastikprodukte wie z.B. Plastiktüten, Plastikstrohhalme usw. zu verwenden und – wann immer möglich – Produkte kaufen, die nicht in Plastik verpackt sind. Ebenso ist es wichtig beim Kauf neuer Produkte darauf zu achten, dass sie möglichst nachhaltig hergestellt wurden.
Inwieweit achtet ihr bei der Auswahl der Produkte, die ihr bei BeyondSurfing vorstellt und vergleicht, auf Nachhaltigkeit bzw. möglichst umweltschonende Produktion?
Bei BeyondSurfing versuchen wir in unserer Produktauswahl stets umweltschonende und nachhaltige Produkte mit aufzunehmen und vorzustellen. Uns ist Nachhaltigkeit sehr wichtig, deshalb haben wir uns auch vor kurzem der Initiative von ClimatePartner angeschlossen. Damit tragen wir einen kleinen Beitrag zum CO2-Ausgleich bei, der durch unsere Webseite verursacht wird. Wie das genau funktioniert, haben wir hier beschrieben.
Die vollständige Auswertung der über 170 Studien des Outdoor- und Wassersportmagazins BeyondSurfing ist hier zusammengestellt.
SeaHelp Artikel vom 25.07.2021
Die Plastikflut: SeaHelp bittet nicht sorglos mit Plastikmüll umzugehen