SeaHelp News

Kroatien: Hohe Inflation, steigende Preise, unzufriedene Bootsurlauber

Kroatien Urlaub: Hohe Preise sorgen für leere Konoba's und Restaurants.

Kroatien war in den letzten Jahren insbesondere bei deutschsprachigen Bootsurlaubern äußerst beliebt. Die Gründe dafür waren – neben dem Klima, der schönen Natur, dem kristallklaren Wasser, gemütlichen Konobas und einer guten Infrastruktur für Wassersportler vor allem die Preise. Die lagen teilweise deutlich unter denen der Mitbewerber wie etwa Spanien, Italien oder Frankreich. Damit ist´s, so scheint es, nun erst einmal Schluß. Viele Bootssportler und Touristen sind unzufrieden und kehren Kroatien den Rücken. Grund: die in der letzten Zeit teilweise stark gestiegenen Preise.

Und die Preise in Kroatien steigen weiter, teilweise in schwindelerregende Höhen. Der Kölner Express wird mit den Worten zitiert, Kroatien sei zurzeit das Urlaubsland mit der höchsten Teuerungsrate.

Was hat es auf sich mit der vielerorts behaupteten „Preisexplosion“ in Kroatien? Was sind die Gründe dafür? Lohnt es sich für Sportskipper oder Land-Touristen überhaupt noch, in Kroatien den Urlaub zu verbringen? Oder ist man anderenorts zum selben (hohen) Preis vielleicht sogar besser bedient? Und vor allem: ist ein Ende des hohen Preisniveaus in Sicht? SeaHelp machte einen Fakten-Check.

Zunächst einmal: Kroatien war und ist ein beliebtes Urlaubsziel insbesondere bei den deutschsprachigen, aber auch bei den italienischen Gästen. Fakt ist aber auch, dass das Land in den letzten Jahren spürbar immer teurer geworden ist. Insbesondere in den letzten Monaten hatten die Preise etwa für Lebensmittel, Gastronomie und Unterkünfte (auch: Bootsliegeplätze und Stellplätze für Camping) stark angezogen.

Teilweise wird behauptet, dass die Einführung des Euros schuld an diesen Preissteigerungen sei. Das wird von der Politik bestritten und mag bei genauerem Hinsehen zumindest nicht der Hauptgrund für die Teuerungen sein, die sich seit mehreren Monaten durch fast alle Zweige der kroatischen Dienstleistungs-Wirtschaft ziehen.

Größter Kostentreiber ist die stark gestiegene und derzeit auf hohem Niveau stagnierende Inflation

Als einen der größten Kostentreiber machten wir bei unseren Recherchen vor allem die stark gestiegene und derzeit auf hohem Niveau stagnierende Inflation aus, mit der Kroatiens Wirtschaft aktuell zu kämpfen hat. Nach Auskunft von Länderdaten-Info lag die Inflation in Kroatien im vergangenen Jahr bei 7,94 Prozent, 2022 wird sie sogar mit 10,78 Prozent angegeben, während die Inflation in den Jahren davor (2019 bis 2021) lediglich zwischen 0,15 (2020) und 2,55 Prozent (2021) betragen hatte.

Das hatte für plötzlich steigende Preise insbesondere für Unterkünfte, aber auf im Bereich der Dienstleistungen gesorgt; auch Lebensmittel waren auf einmal spürbar teurer als beispielsweise in Deutschland oder Österreich.

Viele SeaHelp-Mitglieder auf Kroatien-Törn berichteten von „explodierenden“ Preisen in den Restaurants entlang der Küste Kroatiens. Fakt ist nach unseren eigenen Recherchen, dass sich insbesondere in den beiden letzten Saisons in der kroatischen Gastronomie tatsächlich teilweise deutliche Preissteigerungen bemerkbar gemacht haben. Das gilt für Speisen und Getränke gleichermaßen, egal, ob man einfache oder gehobene Restaurants besuchte.

„In den Restaurants, welche wir auf unserem diesjährigen ausgedehnten Kroatien-Törn besucht hatten, wurde für ein Kilo Fisch zwischen 95 und 100 Euro verlangt“, berichtet SeaHelp-Geschäftsführer Wolfgang Dauser, der seit 15 Jahren mit dem Boot jeweils für mehrere Wochen im Jahr in Kroatien unterwegs ist.

 

 

Ein kleines Bier (0,33l) habe zwischen 4,50 und sechs Euro gekostet, und für ein großes Bier (0,5l) habe man zwischen fünf und sieben Euro berappen müssen, und zwar nicht in einer Bar, sondern in einer einfachen Konoba, das sei für kroatische Verhältnisse viel.

 

 

Reservierungen in Restaurants sind aktuell oft nicht mehr notwendig, da ausreichend Platz zur Verfügung steht

Freunde hätten berichtet, dass die Konoba’s aktuell häufig leer seien bzw. nur die Hälfte der Tische belegt seien, da die Crews auf die gestiegenen Preise reagiert hätten und nun viel seltener essen gehen- und sich stattdessen öfter selbst versorgen würden, sagt Wolfgang Dauser. „In Mitteldalmatien hatte ein Konoba-Besitzer gegen 21 Uhr sogar von der Terrasse gerufen: „ab jetzt halber Preis!“, da die Bucht voller Boote war, sein Lokal jedoch fast leer war“.

 

Kroatien Urlaub: Hohe Preise sorgen für leere Konoba's.
Reservierungen in Konoba’s & Restaurants sind – wie in den Vorjahren oft unumgänglich – nun zumeist nicht mehr notwendig.

 

Reservierungen in Restaurants seien – wie in den Vorjahren oft unumgänglich – nun zumeist nicht mehr notwendig, da stets ausreichend Platz zur Verfügung stehen würde, so Dauser weiter. Absoluter „Höhepunkt“ (im negativen Sinne) sei der Preis für eine einfache Vorspeise und einen Fisch für zwei Personen ohne alkoholische Getränke vor ein paar Tagen auf der Insel Zut gewesen: „hierfür sollten wir mehr als 170 Euro bezahlen“.

 

 

Generell sei in dieser Saison „weniger los am Meer“, so die Einschätzung des Boots-Profis Dauser, man konnte „weniger Charteryachten und auch viel weniger Yachten unter italienischer Flagge“ ausmachen – die ja in den letzten Jahren mehr als die Hälfte der Buchtenlieger ausgemacht hatten.

Weitere Impressionen von der diesjährigen Bootssaison in Kroatien schildert der SeaHelp-Geschäftsführer wie folgt: „Im Norden von Dugi Otok mussten wir 75 Euro (5 Euro pro Meter Bootslänge) pro Nacht für eine Boje bezahlen“. In Hvar hätten er und seine Crew Bord-Müll entsorgen wollen, das habe sich als „wirklich mühsam“ herausgestellt, da in keiner der angelaufenen Buchten mehr Müllständer (wie früher üblich) aufgestellt gewesen seien; ein Müllboot der Insel-Verwaltung von Hvar habe für einen großen Müllsack sieben Euro Entsorgungsgebühr verlangt.

 

Hohe Preise für Müllentsorgung in Kroatien - Müllboot Hvar
Müllboot: 7,- € für die Entsorgung eines Müllsacks!

 

Die Gründe für die Preisanstiege in der Gastronomie und in anderen Branchen sind mannigfach

Die Gründe für die Preisanstiege in der Gastronomie und in anderen Branchen sind mannigfach: neben der hohen Inflation spielen hierfür auch steigende Rohstoffkosten und erhöhte Lebensmittelpreise eine entscheidende Rolle. Dazu kommen aktuell noch Maßnahmen der Regierung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen (speziell geht es hierbei um die Erhöhung des Mindestlohns), was die Betriebsausgaben insbesondere im Gastro-Bereich weiter in die Höhe treibt.

„Die durchschnittlichen realen Bruttolöhne stiegen im 1. Quartal 2024 um 10 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Zu Jahresbeginn trat außerdem eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns um 20 Prozent in Kraft“ wird Stefanie Ziska, die Geschäftsführerin der Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer (AHK Kroatien) von Germany Trade & Invest auf ihrer Seite gtai.de zu diesem Thema zitiert; im öffentlichen Sektor habe es im April 2024 „kräftige Gehaltssteigerungen“ gegeben, für die Wettbewerbsfähigkeit Kroatiens seien diese steigenden Lohnkosten aber „ein Problem“.

Wie sollte man sich als Bootssportler, landseitiger Tourist und generell als Kroatien-Liebhaber nun zukünftig verhalten? Letztlich muss jeder Gast diese Frage für sich selbst entscheiden. Doch es gibt einige Anzeichen dafür, dass sich die Situation demnächst bessern könnte und sich die Preise in Kroatien bald wieder etwas normalisieren könnten – wenngleich anzunehmen ist, dass ein Preisniveau wie etwa vor drei oder vier Jahren wohl nicht mehr erreicht werden wird.

Im Mai 2024 hat die Preissteigerung in Kroatien bei 6,1 Prozent gelegen. Die kroatische Nationalbank erwartet jedoch eine baldige deutliche Drosselung

Wie Germany Trade & Invest auf ihrer Seite gtai.de jüngst berichtete, beflügelt – trotz vieler „Preisexplosionen“ im Land – aktuell der Konsum die Konjunktur in Kroatien. Kroatiens Wirtschaftswachstum sei zurzeit eines der stärksten der EU, heißt es dort, und: der Tourismus sorge für steigenden Verbrauch. Vor allem könne festgestellt werden, dass die Inflation in Kroatien zurückgehe.

Konkret habe der private Konsum im 1. Quartal 2024 einen Zuwachs von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen können, diese Dynamik solle laut Analysten über das gesamte Jahr weiter anhalten. Eine wichtige Rolle spiele dabei der starke Tourismus: in den ersten vier Monaten 2024 habe die Gesamt-Zahl gemeldeter Touristen 4,7 Prozent über dem Wert der Vorjahresperiode gelegen. Noch kräftiger als der private Verbrauch seien im 1. Quartal 2024 die Bruttoanlage-Investitionen mit einem Plus von 10,8 Prozent gewachsen.

Wie gtai.de weiter berichtet, kämpfe Kroatien jedoch auch weiterhin mit einer hohen Inflation. Im Mai 2024 habe die Preissteigerung bei 6,1 Prozent gelegen. Die kroatische Nationalbank erwarte jedoch für das Gesamtjahr eine Drosselung auf 3,8 Prozent und für 2025 eine Absenkung auf 2,6 Prozent.

Dabei weisen die Autoren des Berichts auf ein kroatisches Paradoxon hin: „eine stärkere Tourismussaison kann als Konsumtreiber das BIP-Wachstum weiter beschleunigen“, zu viel Tourismus könne die Inflation jedoch erneut anheizen“. Das Fazit: Kroatien sei „gut beraten, die hohe Abhängigkeit vom Tourismus zu reduzieren und für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen“.

SeaHelp MitgliedschaftWerbung
SeaHelp Service
Für tagesaktuelle Kraftstoffpreise
bitte hier klicken!
SeaHelp Service

Push Service & Newsletter

Werbung

SeaHelp Neueste Artikel

Werbung
ocean7 - Magazin für Yachting, Reisen und MeerWerbung
Marina MitanWerbung
SeaHelp News

Ähnliche Beiträge