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Tsunami Maretazo in Peru: Tsu-nami – die zerstörerische Hafenwelle

Am 28. Dezember 2024 brachte der Maretazo genannte Tsunami in Peru mit bis zu 4 Meter hohen Wellen viele Boote zum Kentern und zerstörte Hafenanlagen und touristische Infrastruktur im Zentrum und Norden des Landes. 20 Jahre vorher wurden durch den großen Tsunami in Südostasien mindestens 231.000 Menschen getötet. Doch wie entstehen Tsunamis? Und vor allem: was sollte man im Falle eines Falles als Bootsbesitzer beachten?

20 Jahre ist es her, als am 26. Dezember 2004 durch den großen Tsunami in Südostasien mehr als 200.000 Menschen getötet wurden. Ausgelöst wurde die Welle durch eines der stärksten Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen. Die verheerende Wirkung beruhte hier vor allem auf dem großen Wasservolumen, das pro Kilometer Küstenlinie auf das Land traf, während die Wellenhöhe mit zumeist nur wenigen Metern vergleichsweise niedrig war.

Ganz aktuell sorgte der „Maretazo“ genannte Tsunami mit 4 Meter hohen Wellen in Peru für Zerstörungen von Booten und Infrastruktur im Zentrum und Norden des Landes; betroffen seien etwa 3.000 Fischer, berichtete La Nacion, 81 Häfen an der Nord- und Zentralküste des Landes, von Tumbes bis San Juan de Marcona, seien vom Hafanamt vorübergehend geschlossen worden.

Die starken Wellen, die an den nördlichen Stränden nahe der Grenze zu Ecuador ihre volle Wucht entfaltet hätten, hätten Dutzende von Booten und Yachten zum Kentern gebracht, Docks und touristische Infrastruktur zerstört und darüber hinaus Tausende von Fischern ohne Existenzgrundlage zurückgelassen.

 

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Beim Maretazo in Peru gab es zwar eine Warnung, die Höhe der Wellen übertraf jedoch die Erwartungen der Behörden

Vorausgegangen sei eine Warnung der Direktion für Hydrographie und Navigation der peruanischen Marine, dass ab Mittwoch, dem 25. Dezember, starke Wellen auftreten würden und dass alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Auswirkungen zu minimieren. „Wir hatten in dieser Gegend bereits ungewöhnliche Wellen, aber dies war die verheerendste, so etwas war nicht zu erwarten “, zitierte La Nacion Jaime Yacila Boulangger, Bürgermeister der Provinz Contralmirante Villar in Tumbes.

Am stärksten betroffen seien die Geschäfte in der Nähe der Strände von Máncora, Cabo Blanco, El Ñuro, La Caleta und Los Órganos, Ferienorte, die jeden Sommer eine große Zahl in- und ausländischer Touristen auf der Suche nach Spaß und Entspannung anlocken. Das Meer habe auch Lobitos in der Provinz Talara schwer getroffen hieß es. „Diese Welle wurde tausende von Kilometern von Peru entfernt, vor den Vereinigten Staaten, erzeugt und ist eine Welle, die durch einen anhaltenden Wind auf der Meeresoberfläche hervorgerufen wurde“, erklärte Lieutenant Commander Enrique Varea Loayza von der Direktion für Hydrographie und Navigation der peruanischen Marine in dem Zeitungsbeitrag.

Der Bürgermeister von Los Órganos in Piura, Manuel Garrido, habe sich besorgt gezeigt, weil Dutzende Fischer aufs Meer hinausgefahren seien, um zu verhindern, dass ihre Boote durch die rauhen Wellen zerstört werden. In ihrer Verzweiflung seien sie Richtung offenes Meer gefahren, um ihre Boote tiefer zu bringen und so zu verhindern, dass die Welle sie umwerfe, sagte Garrido. Doch nun würden mindestens 80 Fischerboote vor der Küste als vermisst gelten.

Was ist – und wie entsteht eigentlich ein Tsunami? Und was ist zu tun, wenn ein Tsunami (jap., wörtlich ‚Hafenwelle‘), deutsch ehemals Erdbebenwoge oder Erdbebenfluten genannt, droht? Als Tsunami bezeichnet man zunächst eine Abfolge besonders langer Wasserwellen, die sich über sehr große Entfernungen auszubreiten vermögen und als solche eine Verschiebung von Wasser bzw. Meer in Folge einer Verdrängung darstellen.

Japanische Fischer tauften die mysteriösen Welle als „Welle im Hafen“, deutsch: Tsu-nami

Beim Vordringen in Bereiche geringer Wassertiefe wird das Meer schließlich gestaucht und türmt sich dadurch an Küsten zu mehreren hohen Flutwellen auf. Diese tragen so das Wasser mit großer Wucht weit über die Uferlinie und richten dabei meist große Zerstörungen an.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Entstehung des Begriffes Tsunami: angeblich prägten ihn japanische Fischer, die vom Fischfang zurückkehrten und im Hafen alles verwüstet vorfanden (obwohl sie auf offener See keine Welle gesehen oder gespürt hatten) – aus diesem Grund hätten sie diese mysteriösen Wellen Tsu-nami getauft, wörtlich: „Welle im Hafen“.

Die bisher früheste bekannte wissenschaftliche Beschreibung dieses Naturereignisses mit exakter Ursachenanalyse stammt von dem österreichischen Geowissenschaftler Ferdinand von Hochstetter aus den Jahren 1868 und 1869. Auch damals ging es um einen Tsunami im Zusammenhang mit Peru, einziger Unterschied war, dass diese Flutwellen durch ein Erdbeben in Peru verursacht worden war – und an der Ostküste Neuseelands sowie Australiens ihre zerstörende Kraft entfaltet hatten.

Tsunamis entstehen oft durch Erdbeben unter Wasser oder unterseeische Vulkanausbrüche

Ein Tsunami kann zunächst durch ein Erdbeben unter Wasser entstehen: durch tektonische Plattenverschiebungen (sogenannte Subduktionszonen) wird das Wasser über der Erdkruste ruckartig angehoben oder abgesenkt. Beispiel: Der Tsunami von 2004 im Indischen Ozean wurde durch ein Erdbeben der Stärke 9,1 ausgelöst.

Auch unterseeische Vulkanausbrüche oder massive Eruptionen, die ins Meer stürzen, können einen Tsunami auslösen. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der Ausbruch des Vulkans Krakatau im Jahr 1883.

Desweiteren können auch (unterseeische oder küstennahe) Erdrutsche eine enorme Wasserverdrängung bewirken, so geschehen etwa in der alaskischen Lituya Bay, wo 1958 ein Erdbeben einen Tsunami ausgelöst hatte, weil Millionen Kubikmeter Fels aus einer Höhe von 600 Metern in einen Fjord gestürzt waren. Die Welle dieses Tsunamis gilt als eine der größten überhaupt. Selten, aber möglich: auch größere Meteoriten können beim Einschlag ins Meer Tsunamis auslösen.

Im Atlantik entstehen Tsunamis zumeist durch unterseeische Erdrutsche. Besonders vor den Kanarischen Inseln könnten durch vulkanische Aktivität oder Erdrutsche jederzeit Tsunamis entstehen. Traurige Berühmtheit erlangte in diesem Zusammenhang der Lissabon-Tsunami von 1755.

 

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(©) NASA Video-Animation: Entstehung eines Tsunamis

Moderne Forschungen deuten darauf hin, dass die Hauptursache dieses Erdbebens Verwerfungen im Meeresboden entlang der tektonischen Plattengrenzen im Mittelatlantik gewesen waren. Das Erdbeben hatte damals einen Tsunami ausgelöst, der in Lissabon etwa sechs Meter hohe Wellen und in Cádiz (Spanien) sogar 20 Meter hohe Wellen erzeugt hatte.

Tsunamis können auch im Mittelmeerraum entstehen, etwa durch Erdbeben

Wer denkt, dass Tsunamis nur auf den Ozeanen dieser Welt auftreten können, irrt. Die kraftvollen Flutwellen können auch im Mittelmeerraum entstehen, zum Beispiel durch Erdbeben; potentiell gefährliche Subduktionszonen gibt es nämlich auch in der Ägäis, in der Tyrrhenischen See oder in der Hellenischen Bogenregion, eine im östlichen Mittelmeer gelegene Inselbogen-Struktur, die aus der Subduktion der Afrikanischen Platte unter die Ägäische Platte hervorgegangen ist.

Der Tsunami von 1908 in Messina, Italien, wurde etwa durch ein solches Erdbeben verursacht. Ein weiteres Beispiel ist das Erdbeben an der montenegrinischen Küste von 1979, das ebenfalls einen Tsunami ausgelöst hatte, der auf 15 Kilometern Küstenlänge ganze Häuser mit sich gerissen hatte.

Auch in der Nordsee gibt es Tsunamis, zwar sehr selten, aber durch Erdrutsche durchaus möglich. Ein historisches Beispiel hierfür ist die Storegga-Rutschung vor Norwegen vor etwa 8.000 Jahren.

Was sollte man als Boots-Besitzer tun, wenn ein Tsunami droht? Zunächst sollte man natürlich alle Frühwarnsysteme beachten: Tsunami-Warnungen kommen oft über Radiosender, Wetterberichte oder spezielle Skipper- oder Wetter-Apps. Hier gilt: je eher man die Info erhält, um so mehr Zeit bleibt, um sich vorzubereiten.

Skipper sollten sicherstellen, dass genügend Treibstoff vorhanden ist, Boot und Ausrüstung sollten gesichert werden, und die Sicherheitsausrüstung sollte überprüft werden: sind die Rettungswesten einsatzbereit? Gibt es Funkgeräte an Bord? Auch für ausreichend Trinkwasser und Nahrung an Bord sollte gesorgt werden.

Besondere Bedeutung kommt bei einem drohenden Tsunami einer Standortanalyse zu

Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang einer Standortanalyse zu. Befindet sich das Boot in der Marina oder an einem (küstennahen) Ankerplatz, sollte bedacht werden, dass Boote im Hafen oder in flachen Ankerbuchten extrem gefährdet sind. Hier wird die Kraft des Tsunamis am stärksten sein. Sollte man also mit dem Boot aufs offene Meer hinausfahren, wenn man noch genügend Zeit dazu hat? Klare Antwort: ja.

Grund: auf hoher See haben Tsunami-Wellen lange Wellenlängen (oft mehrere Kilometer) und vor allem: geringe Wellenhöhen. Ihre zerstörerische Kraft entfaltet sich erst in Küstennähe durch den Wellenaufstau, die Dünung wird hier zur zerstörerischen Brandung. Oder anders gesagt: das Auftürmen der Wassermassen passiert nur durch die allmähliche Verflachung des Wassers, die dadurch bedingte Reduzierung der Ausbreitungsgeschwindigkeit und damit der Wellenlängen, was zur Erhöhung der Amplituden der Wassermassen führen muss.

Ist zudem die Küste buchtenförmig, dann kommt es zusätzlich zu einer lateralen Überlagerung oder Fokussierung der Wassermassen. Die Wellenhöhen sind auf tiefer, offener dagegen zumeist kleiner als ein Meter und auf Grund der großen Wellenlängen für Schiffe ungefährlich(er). Erst bei Annäherung an die Küste, vor allem in flachen Buchten, können sich die Wassermassen dann über zehn Meter, in Extremfällen auch mehr als 30 bis 50 Meter hoch auftürmen.

Wie weit sollte man mit dem Boot hinausfahren? Mindestens 50 bis 100 Meter Wassertiefe sollten angesteuert werden. Hierbei gilt: je tiefer, desto besser, um die Auswirkungen der Entstehung von hohen, steilen Brandungswellen zu minimieren. Zu beachten ist aber hierbei, dass es trotzdem auch in tiefem Wasser bei einem Tsunami zu starken Strömungen und chaotischen Wellenbewegungen kommen kann, die potentiell gefährlich sein können. Auch unvorhergesehene Änderungen im Tsunami-Muster sollten hierbei unbedingt beachtet werden.

Ausreichenden Abstand zur Küste einhalten und keinesfalls in den Hafen einfahren, rät das GFZ

Für den Aufenthalt auf offener See wird empfohlen, ausreichenden Abstand zur Küste einzuhalten und keinesfalls in den Hafen einzufahren, rät auch das Deutsche Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ).

Weitere Ratschläge des GFZ für den Fall eines Tsunami sind etwa, dass Informationen und Warnungen der örtlichen Behörden beachtet und an andere Menschen in der Umgebung weitergegeben werden sollen.

Beim Aufenthalt an Land empfiehlt das GFZ die Flucht an möglichst küstenferne, erhöhte Orte zu Fuß, da in Panik flüchtende Autofahrer oft zu Verkehrsstaus führen. Im Falle sehr kurzer Vorwarnzeit könne es gegebenenfalls sicherer sein, in einem stabilen, neueren Gebäude eines der höchstgelegenen Stockwerke aufzusuchen, als noch die Flucht ins Landesinnere zu versuchen. Ausdrücklich wird auf die Gefahr weiterer, eventuell höherer Wellen nach Abklingen der ersten Flutwelle hingewiesen.

Auch auf Binnenseen können sich sogenannte Binnen-Tsunamis bilden

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Tsunamis nicht nur auf den Weltmeeren entstehen können, auch auf Binnenseen können sich sogenannte Binnen-Tsunamis bilden. Binnentsunamis entstehen entweder durch Erdbeben oder durch Rutschungen, welche die Seefläche erreichen oder sich unterhalb der Wasseroberfläche ereignen.

Mehrere Tsunamiereignisse sind etwa in der Schweiz durch historische Dokumente oder durch Sedimentablagerungen nachgewiesen, so das Tauredunum-Ereignis von 563. Damals ereignete sich ein Erdrutsch am Ostende des Genfersees. Dadurch wurde ein 13 Meter hoher Tsunami ausgelöst. Ähnliche Binnentsunamis sind vom Vierwaldstättersee (1601 und 1687) und vom Lauerzersee (1806) bekannt.

Ein eher kleiner, ausgelöst durch einen Bergrutsch in einem gefluteten Tagebausee, schwemmte 2009 ein Ausflugsschiff auf das gegenüberliegende Ufer des Concordiasees der Gemeinde Seeland in Sachsen-Anhalt/Deutschland.

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