Das Geräusch, wenn der Motor des Schiffes oder der Yacht wegen eines Gegenstandes, der sich im Propeller verfangen hat, plötzlich abstirbt, treibt wohl so manchem Eigner die Schweißperlen auf die Stirn. Die erste Reaktion: Auskuppeln. Der nächste Gedanke gilt einem kapitalen Motorschaden, aber auch Treibstoffprobleme oder ein Fehler in der Elektronik können die Ursache sein. Meist stellt sich allerdings recht schnell Erleichterung ein, wenn es „nur“ eine Leine, eine Schnur oder eine Plastiktüte ist, die den Antrieb blockiert.
„Leinen freimachen“ – Kostenlose Leistung für SeaHelp-Mitglieder
Wer in solchen Fällen eine SeaHelp-Mitgliedschaft besitzt, ist fein raus: Die Gelben Engel der Adria sind mit ihren Einsatzbooten schnell zur Stelle und befreien – für Mitglieder kostenlos – den Propeller von seinem störenden Ballast, so dass die Fahrt in den meisten Fällen schnell wieder fortgesetzt werden kann.
Einer der häufigsten Gründe für Einsätze
Ein Sprecher der SeaHelp-Einsatzzentrale in Punat: „Dass sich Gegenstände im Propeller der Boote und Yachten unserer Mitglieder verfangen, passiert in der Hauptsaison fast täglich, unsere Einsatzkräfte haben in solchen Fällen schon Routine.“ Nur in ganz schwierigen Fällen muss auch mal der Taucheranzug herhalten, um die Gegenstände aus dem Propeller zu schneiden.“

Selbst ist der Skipper
Eigner, die es sich zutrauen, zu tauchen, können natürlich das Problem auch ohne fremde Hilfe lösen. Unter Wasser leistet ein Wellenschliff-Messer meist gute Dienste. Doch ganz so einfach stellt sich die Befreiungsaktion für den Prop dann doch nicht dar. Nach dem Freischneiden sollte man sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, den korrekten Sitz des Sicherungssplints zu überprüfen. Wenn der gerissen sein sollte, kann sich schnell der Propeller selbständig machen und man findet ihn, wenn überhaupt, auf dem Meeresgrund wieder.
Gefährliche Angelschnüre
Gefährlich kann es aber auch werden, wenn eine dünne Schnur, wie sie beispielsweise von Anglern benutzt wird, um den Propeller wickelt. Auch wenn es nicht oft vorkommt, sie kann sich durch die Simmerringe in Richtung Getriebe vorarbeiten. Dann drohen meist kostspielige Schäden. Eine leichte Ölspur in der Heckwelle zählt zu den sichtbaren Vorboten solch eines Schadens. Deshalb ist es in den meisten Fällen besser, gleich einen Experten zu Rate zu ziehen, der mit solchen Schäden vertraut ist.
Gefahr lauert auch knapp unter der Wasseroberfläche
Ungemach in Form von Gegenständen, die vom Propeller eingefangen werden können, droht allerdings immer. Ob es losgelöste Badeleinen der Hotels sind, die den letzten Sturm nicht überstanden haben oder Teile von Fischernetzen, die knapp unter der Wasseroberfläche zur Gefahr zu werden drohen – die Adria ist längst nicht mehr so sauber, wie es ihr Türkis bis Blau an sonnigen Tagen vorspiegelt. Häufig kommt es ebenfalls vor, dass von den Bojen der Fischernetze oder Reusen die Leinen schlampig aufgeschossen werden und eine große Schlaufe im Bereich der Boje treibt. Deshalb wichtig: Immer genügend Abstand halten zu Bojen auf dem offenen Meer!
Plastikmüll ein Problem
Ein weiteres Problem: Plastikmüll. Ob absichtlich vom Schiff geworfen oder aus Richtung Albanien nach Kroatien getrieben – die unendlich vielen Plastik-Wegwerfartikel werden oftmals gedankenlos im Meer entsorgt, wo sie dann deutlich länger als ein Jahrhundert auf die Verrottung warten.
Doch nicht immer sind nur die anderen schuld. Eine gar nicht oder nur schlecht gesicherte Ankerleine, die bei der nächsten hohen Welle über Bord geht oder generell schlecht gesicherte Gegenstände an Bord haben schon so manchem Eigner den Törn vermiest.
Schiffe schnell manövrierunfähig
Richtig gefährlich werden kann es für Yacht und Crew, wenn das Verfangen von Gegenständen im Propeller bei einem Unwetter geschieht. Wenn beispielsweise der Antrieb bzw. Propeller (wie beim Z-Antrieb) auch gleichzeitig das Ruder/Steuer ist, dann wird eine Motoryacht auch bei nur einer betroffenen Maschine manövrierunfähig.
Bei Segelyachten, so die SeaHelp-Erfahrung aus zahlreichen Einsätzen, sind es oft Leinen vom Rigg oder ganze Segel, die sich im Propeller oder Ruder verhängen und für Manövrierunfähigkeit sorgen. Selbst die Schleppseile vom Beiboot geraten sehr häufig beim „Einparken“ in den Propeller. Oft zu einem Zeitpunkt, an dem man es gar nicht gebrauchen kann, dass die Maschine ausfällt. Während in der Marina meist ein paar kräftige Hände mit anfassen und kaum Fremdschaden entsteht, hat der Skipper bei Schlechtwetter auf dem Meer kaum die Chance, mit eigenen Mitteln den Schaden zu beheben. Das Schiff treibt dann ohne Motorantrieb – und zumeist Richtung Felsen.
Zu solch einem Vorfall mussten auch unlängst wieder die SeaHelp-Einsatzkräfte von Mali Losinj ausrücken. Sie konnten das antriebslose Schiff in Schlepp nehmen, damit eine windgeschützte Bucht anlaufen und dort den Propeller freischneiden. Kurz darauf setzte der Eigner dann seine Fahrt fort.
Hilferuf: SeaHelp-App nutzen
Update
Offensichtlich haben manche Skipper den SeaHelp-Beitrag über die Gefahr von Leinen im Propeller nicht gelesen oder einfach nur Pech gehabt: Schon am Samstag musste abermals ein SeaHelp-Einsatzboot ausrücken, um eine Leine aus dem Propeller einer Yacht schneiden. Das zeigt einmal mehr, wie aktuell die von SeaHelp beschriebenen Themen sind.