Man muss keine Weltreise tun, um sich wie im Paradies zu fühlen. Das istrische Städtchen Pula ist nur ein paar Autofahrstunden von Österreich und wenige Seemeilen vom kroatischen Traumrevier Kvarner entfernt. Dank Vermittlung von Master Yachting Deutschland und auf Einladung von Kiriacoulis Mediterranean durften wir uns in der Gegend ein bisschen umschauen.
Nicht jedes Hafenmanöver gelingt glücklich. Wer etwas anderes behauptet, ist entweder ein Genie oder einfach nur vergesslich. Nun ist das Ablegen bei neun Knoten Seitenwind (bei Heck zum Steg) nicht grundsätzlich gefährlich, wenn dann aber noch eine Bö just nach dem Loswerfen der Heckleinen daher rauscht, als hätte sie nur auf diesen Augenblick gewartet, dann ist man doch froh, wenn man heil aus dieser misslichen Lage herauskommt. Erst recht, wenn man mit der neuen Yacht noch keinen Meter gefahren, also mit ihr nicht vertraut ist.
Das war jedenfalls unsere erste Tuchfühlung mit der neuen Fountaine Pajot Lucia 40 Maestro (= Eigner Version) von Kiriacoulis, als wir der Marina Veruda den Rücken kehrten. Nachdem wir nun aber abgespeichert hatten, dass die beiden Ruderblätter etwas kleiner sind als gewünscht und im Hafen nur wenig Wirkung zeigen, sodass die allermeiste Steuerarbeit über die Maschinen (110 PS) erbracht werden muss, genossen wir eine unbeschwerte Woche auf See. Wobei uns natürlich auch der gemütliche Spaziergang in Pula mit Besuch des Kolosseums und Abendmahl in der Altstadt sehr gut gefallen hat.
Unbewohnt. oder Doch?
Beste Stimmung vom Start weg also, die wir uns auch in der windigen Bucht von Medulin am Südzipfel Istriens nicht nehmen lassen. Bei Espresso und Kuchen beobachten wir vor Anker unzählige Surfer und Kiter und kommen zu dem Schluss, dass Aeolos in diesem Eck wohl Dauergast sein muss.
Daher fällt der Abschied nicht allzu schwer – bei Halbwindkurs segeln wir unserem Etappenziel, entgegen. Hier lächelt uns der nördliche Einschnitt Kavran an, wir parken uns bei lieblichen 2,5 Knoten Wind mit Anker und Landleine ein. Die unbewohnte Bucht wird tagsüber zwar von einigen Badegästen aufgesucht, die es sich auf den von Wind und Wetter passgenau geformten Liegefelsen gemütlich machen. Aber mit Einbruch der Dämmerung hat man die Bucht für sich ganz allein. Fast. Denn erst nach Sonnenuntergang und Abendessen an Bord stellen wir begeistert fest, dass wir das bacherlwarme Badewasser mit Plankton teilen, das mit dem fantastischen Sternenzelt über uns um die Wette zu funkeln scheint.
Fremdgehen lohnt nicht
So cool die Begegnung mit den außerirdisch anmutenden Kleinstlebewesen auch war, so kühl verläuft auch die Nacht. Nach einem üppigen Frühstück unter den ersten wärmenden Sonnenstrahlen wagen wir den Sprung auf die Nachbarinsel Cres. Fast 15 der 25 Meilen bis zum Etappenziel Uvala Banja im Norden der Insel tragen uns dank günstiger Winde die Segel auf Kreuzkurs. Die völlig windgeschützte Bucht verleitet uns zum Bleiben, Schnorcheln im klaren Wasser und Kochen auf italienisch: Linguine con Pesto, dazu ein Gläschen Barolo aus dem Piemont. Die kroatischen Götter quittieren unseren kulinarischen Seitensprung mit lästigem Schwell, der die ganze Nacht über anhalten soll, sodass wir diesem Fluch gleich bei Sonnenaufgang entfliehen.
Kaum ist Cres im Norden über Steuerbord gerundet, schläft der Wind und heizt uns die Sonne ordentlich ein. So verlockend der Strand in der Uvala Beli auch aussieht – wir lassen Cres rechts liegen, setzen über auf die Insel Krk und machen erst in der Luka Sveti wieder Halt. Zwar wäre das Etappenziel Punat nur noch fünf Seemeilen entfernt, doch bei der Hitze will noch ein ausgiebiger Badestopp genossen sein, ehe wir in der Marina festmachen. Und die Bucht ist perfekt dafür: Türkises Wasser, alte Kaifragmente, rostige Poller, von Vogelgesang eingefärbte Natur, die nur von einem Jauchzer der Jugend aus dem Salon durchbrochen wird. Das Wasser in den Flaschen, die auf Anraten des Skippers gleich in die Tiefkühltruhe gelegt wurden, ist tatsächlich zu Eis gefroren. Die Sonne hat ganz offensichtlich auch die Solarpanele nicht kalt gelassen.
Vom Strand ins Restaurant
In der Marina Punat wird uns freundlicherweise gleich ein Platz längsseits am Kopf des Steges zugewiesen und die Crew wunschgemäß per Bummelzug an den Strand Medane verfrachtet. Am Abend lassen wir uns im Marina- Restaurant verwöhnen: Steaks werden Open Air gegrillt, und mit Blick von der Terrasse auf die Bucht genießen wir auch die Live- Musik, die uns bis in die Nacht begleitet.
Gibt’s etwas Schöneres? Ja, wenn man Naturliebhaber ist. Dann nimmt man nämlich gleich am nächsten Tag Kurs auf die Südspitze der Insel und zieht vor der Felswand der Plaža Zlatna Obala mit feinem Kiesstrand die Handbremse. Die Bucht ist bei weitem nicht der einzige, dank seines in sattem Gold leuchtenden Felsrückens, der sich im kristallklaren Wasser wiederspiegelt, wohl aber der prächtigste Liegeplatz in dieser Ecke des Kvarner.
Natur – Schau – Spiel
Der Sprung auf Sveti Grgur fällt da schon schwerer, war das Eiland unter Tito doch Gefängnisinsel für Frauen. Als weiteres Naturjuwel erweist sich hingegen die dicht bewaldete Uvala Kristofor auf der Insel Rab, in der au er uns nur noch drei weitere Katamarane über Nacht bleiben.
Für ein weiteres Highlight sorgt die Natur am nächsten Tag in Balvanida auf der Insel Lošinj: über einen Trampelpfad erklimmen hier Jugendliche die Kante über der Grotte in der Felswand und stürzen sich vor Publikum (auf den umliegenden Yachten) ins tiefe Wasser. Das Schauspiel wird bis Sonnenuntergang gespielt, weshalb sich der Wirt der Bucht auch etwas länger gedulden muss, bis sich alle Gäste einfinden. Um leere Tische muss er sich nicht sorgen, denn für viele ist dies die letzte Gelegenheit vor der Rückkehr in die Basis-Marina.
So auch für uns. Der letzte Tag beginnt wie der erste: Mit überraschend mehr Wind als vorhergesagt, sodass wir die 33 Meilen zurück zur Marina Veruda überwiegend unter Segel bestreiten können.
Das mit gemischten Gefühlen, da die herrliche Zeit in der Kvarner Bucht wohl nur als Schnupperwoche durchgeht. Doch wie verabschiedete sich Renata Marević in der Marina Punat von uns? „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!“
Text: Tahsin Özen | Fotos: Harri Skrach | Quelle: ocean7