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Seekrankheit verstehen und erfolgreich vorbeugen: Das Übel vieler Wassersportler beschert den Betroffenen Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Übelkeit.

Seekrankheit auf dem Boot: Übelkeit an Bord
Frische Luft, den Blick auf den Horizont gerichtet und in der Mitte des Schiffes lässt sich die bei rauer See aufkommende Übelkeit gut beherrschen

Die Seekrankheit ist eine sogenannte Bewegungskrankheit, eine Kinetose. Deshalb kann sie auch in Autos, Bussen oder Flugzeugen als Reisekrankheit auftreten. Sie entsteht, weil das Gehirn unterschiedliche Informationen von den Augen, dem Innenohr mit dem Gleichgewichtsorgan und der Muskulatur über Stellung, Haltung und Lage des Körpers im Raum erhält.

Wenn diese Informationen für das Gehirn nicht zusammenpassen, kommt es zur sogenannten „mismatch“ Theorie. Wenn ein Segler unter Deck am Kartentisch sitzt, signalisieren ihm seine Augen mit Blick auf Seekarte und Innenraum, dass die Umgebung ruht. Aber sein Gleichgewichtsorgan und die Bewegung ausgleichende Muskulatur schicken aufgrund der Schiffsbewegungen eine andere Information an sein Gehirn. Auf diese nicht zusammenpassenden Eindrücke reagiert der Körper, indem er Stresshormone ausschüttet. Eines davon ist Histamin. Zirkulieren große Mengen dieses Hormons durch den Blutkreislauf, sind Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen die Folge – Seekrankheit stellt sich ein.

Prominente Opfer der Seekrankheit

Der kaum fehlbare Goethe litt auf seiner italienischen Reise unter Übelkeit und empfahl als Abhilfe vorbeugend in horizontaler Stellung zu „rotem Wein und gutem Brot“. So leicht beduselt werden ihm die Schiffsbewegungen nur noch sanft in den Schlaf gewiegt haben. Und auch Charles Darwin, Evolutionstheoretiker und Naturwissenschaftler, quälte sich auf seiner fünf Jahre andauernden Weltreise oft tagelang im Rumpf der HMS Beagle. Sogar der britische Admiral Lord Horatio Nelson, bekannt für seine erfolgreich geführten Seeschlachten, litt nachweislich unter Seekrankheit. Und dem Schriftsteller Gorch Fock, dessen Name noch heute das Segelschulschiff der Deutschen Marine ziert, wurde an Bord so übel, dass er mit der Familientradition brach und nicht als Fischer zur See fuhr.

Wer wird seekrank?

Seekrankheit kann jeden treffen, den erfahrenen Hochseesegler genauso wie den Charterskipper in der Adria. Statistisch werden Frauen schneller seekrank als Männer und Kinder öfter als Erwachsene. Ebenfalls zu Seekrankheit neigen Migränepatienten und alle, die unter Heuschnupfen leiden.

Hausmittel gegen Seekrankheit

Ingwer, am besten roh oder als Tee aufgegossen, wird eine heilende Wirkung zugesprochen. Viele vertrauen auch auf den frischen Geschmack von Pfefferminz – ob als Tee oder auch als Kaugummi. Viele Segler nehmen vorbeugend vor ihrem Törn Vitamin C in hoher Dosis (2x1g/Tag), um sich so gegen Seekrankheit zu wappnen. Schon vor dem Törn können auch Akkupressurarmbänder (z.B. von SeaBand) angelegt werden. Deren absolut nebenwirkungsfreie Wirkweise beruht auf der chinesischen Medizin. Mit dem genau dosierten Druck auf den Akkupressurpunkt Nei-Kuan sollen Übelkeit und Brechreiz deutlich gemildert werden oder sogar ganz verschwinden.

 

Seekrankheit auf dem Boot: Übergeben
Wer sich übergeben muss, sollte mit einer Rettungsweste und Lifebelt gesichert sein und spuckt am besten über die Reling in Lee

 

Gute Luft gegen Übelkeit

Wenn der Magen beginnt zu rebellieren, geht der Betroffene am besten an Deck und versucht, freie Sicht auf den Horizont zu haben. Kontraproduktiv sind vor allem Essensgerüche, der Duft von Schiffsdiesel, ein angestrengter Blick auf die Papierseekarte auf dem Navigationstisch oder auch Lesen. Bewährt hat sich vor allem eine gemütliche Position in der Mitte des Schiffes. Das einfachste Mittel gegen Seekrankheit ist, das Steuer zu übernehmen und den Körper so, durch die Konzentration am Ruder und die gleichzeitige Fixierung des Horizonts, auszutricksen. Wer sehr müde ist, sich aber den Gang in die Koje zutraut, sollte schlafen. Im Schlaf ist der Gleichgewichtssinn deaktiviert, wenn die Erkrankten aufwachen, geht es ihnen oft besser.

Seekrankheit mit gesunder Ernährung vorbeugen

Wer an Bord auf Alkohol, Zigaretten und Kaffee verzichtet, fühlt sich bei Welle und Wind oft deutlich besser. Und wer sich nicht ganz sicher ist, ob die schlechte Konstitution mit dem letzten Abend oder den rollenden Schiffsbewegungen zusammenhängt, verzichtet besser auf ein Konterbier. Und greift zu Wasser oder Fruchtsaft, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Zu fettiges Essen oder auch Nahrungsmittel wie Salami, Schinken und Räucherfisch, die einen hohen Histamingehalt haben, wirken auch seekrankheitsfördernd. Besser: Viel frisches Obst und leichte Kost.

Wie können Skipper und Crew bei Übelkeit helfen?

In erster Linie mit Verständnis und Mitgefühl, auch wenn es einem selbst wunderbar geht. Ein dummer Spruch über den Erkrankten, der „Fische füttern geht“ kommt nicht immer gut an. Kauert ein seekranker Mitsegler in Lee, unbedingt darauf achten, dass er eine Schwimmweste trägt und mit dem Lifebelt an Deck gesichert ist. Seekranke frieren leicht und sind dankbar, wenn sie mit einer warmen Jacke oder Decke versorgt werden. Um den nervösen Magen zu beruhigen, helfen Tee, Brühe und auch Zwieback, Salzstangen oder trockene Kekse. Und wer sich trotz allem übergeben muss, ist anschließend für ein Glas Wasser und Zahnbürste mehr als dankbar.

Medikamente gegen Seekrankheit

In die Bordapotheke gehören Tabletten oder auch Zäpfchen mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat, wie z.B. Vomex A. Die Medikamente dämmen den Spuckreiz ein, machen aber oft müde. Im Idealfall kann sich der Patient in die Koje rollen und erschöpft einschlafen, während die seefesten Crewmitglieder weitersegeln. Alternativ gibt es Kaugummis gegen Reisekrankheit, die entweder Antihistaminika enthalten oder auch mit einem hohen Anteil an Vitamin C einen beschleunigten Abbau des Histamins bewirken (z.B. SeaGum). Wer bereits weiß, dass er unter heftiger Seekrankheit leidet, sollte sich vor dem Törn mit seinem Arzt beraten und stärkere Medikamente verschreiben lassen.

Wann ist die Übelkeit vorbei?

Sobald das Schiff in ruhigeres Fahrwasser kommt, die rollende Welle von achtern oder auch das rhythmische Eintauchen des Bugs in die Wellen vorbei sind, erwachen bei den Seekranken die Lebensgeister wieder. Auf einem längeren Törn, ohne abends im Hafen oder vor Anker festzumachen, tritt nach zwei bis drei Tagen ein Gewöhnungseffekt ein. Dann sind die „Seebeine“ gewachsen und die Beschwerden verschwunden.

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