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TOP 5 Gewittermythen: Die Wahrheit hinter verbreiteten Annahmen zu Blitz und Donner

Gewittermythen: Die Wahrheit über Blitz und Donner
Gewitter über Krk in Kroatien© Miroslav Svetec

Gewitter sind oft von verschiedenen Mythen und Aberglauben umgeben. Ob man Buchen suchen muss, und der Blitz niemals zweimal einschlägt, und wie man sich an Land sowie als Sportskipper auf See (oder im Hafen) richtig verhält, wenn ein Gewitter aufzieht, das klärt unser aktueller Beitrag zum Thema.

Sportskipper kennen das: trotz guter Seemannschaft und vorheriger (!) Einholung des Seewetterberichtes kann es vorkommen, dass man auf See eine dunkle und bedrohliche Wolkenwand bemerkt – ein sich tatsächlich näherndes oder aufbauendes Gewitter. Neben stärkerem Wind und höheren Wellen bringen diese Sommergewitter oft auch Blitze mit sich, die teilweise großen Schaden anrichten können. Was tun?

Ein Gewitter ist zunächst einmal eine mit luftelektrischen Entladungen (Blitz und Donner) verbundene komplexe meteorologische Erscheinung. Im Durchschnitt treten auf der Erde etwa 1.600 Gewitter gleichzeitig auf, die auf über 0,3 Prozent der Erdoberfläche stattfinden. Gewitter werden in der Regel von kräftigen wolkenbruchartigen Regen- oder Hagelschauern begleitet.

Vor einer Gewitterfront wehen böige Winde mit bis zu Sturmstärke, starke Gewitter bezeichnet man als Unwetter

Vor einer Gewitterfront wehen böige Winde mit bis zu Sturmstärke. Seltenere Begleiterscheinungen sind Tornados und Downbursts. Starke Gewitter können auch als Unwetter bezeichnet werden. Sommergewitter treten wesentlich häufiger auf als Wintergewitter, die auch mit kräftigen Schneeschauern verbunden sein können.

Durch aufsteigende feuchtwarme Luftmassen baut sich eine große Gewitterwolke (auch Cumulonimbus genannt) bis in die höhere, kältere Troposphäre auf. Solche aufsteigenden Luftströmungen bilden sich, wenn in einem begrenzten Gebiet eine höhere Temperatur als in der näheren Umgebung erreicht wird (z. B. infolge der Sonneneinstrahlung oder unterschiedlicher Wärmeabgabe des Untergrundes, wie zum Beispiel bei Wasserflächen).

Die Blitzentladung sorgt für einen Abbau der in den Gewitterwolken aufgebauten elektrischen Spannung

Blitze entstehen dabei aufgrund der hohen Vertikalwindgeschwindigkeiten, die nur innerhalb von Gewitterwolken auftreten können. Eine weitere Bedingung für die Entstehung von Blitzen sind Eiskristalle innerhalb der Gewitterwolke. Eiskristalle transportieren aufgrund ihrer Größe unterschiedliche Ladungen und führen an den Grenzflächen zwischen Auf- und Abwinden zur weiteren Ladungstrennung. Die Blitzentladung sorgt schließlich für einen Abbau der aufgebauten elektrischen Spannung.

So weit, so bekannt. Mit einigen Mythen über Blitze – und wie man sich davor am besten schützen sollte – räumt die Debeka-Versicherung in einem jüngst versendeten Statement auf.

Mythos 1: Buchen musst du suchen, Eichen musst du weichen

Ein altes (deutsches) Sprichwort sagt: Vor den Eichen sollst du weichen. Und die Weiden sollst du meiden. Zu den Fichten flieh mitnichten, Linden sollst du finden, Doch die Buchen musst du suchen! Die Debeka sagt: falsch! Und sicherlich einer der gefährlichsten Mythen, denn: bei Gewitter sollte man alle Bäume meiden.

Schlägt der Blitz in den Stamm ein, kann die Spannung überspringen oder Äste brechen ab. Wer beim Gewitter unterwegs ist, sollte besser ein Gebäude aufsuchen oder sich ins Auto setzen. Im offenen Gelände eine Senke suchen, sich hinhocken und klein halten, um das Risiko eines Blitzeinschlags zu minimieren.

Mythos 2: Der Blitz schlägt nie zweimal an derselben Stelle ein

Falsch! Tatsächlich kann ein Blitz mehrmals an derselben Stelle einschlagen. Insbesondere, wenn der Ort eine hohe Anziehungskraft für Blitze hat bzw. einen geringen elektrischen Widerstand, wie beispielsweise hohe Gebäude oder Türme.

Blitze schlagen in der Regel an Orten mit dem Weg des geringsten elektrischen Widerstands ein. Hohe, spitze Strukturen wie Bäume, Gebäude, Türme und Berge sind typische Angriffsziele für Blitze, weil sie den kürzesten Weg zur Erde bieten. Dazu zählen jedenfalls auch Masten an Yachten, insbesondere hohe Segelboot-Masten. Vorhersehbar sei das allerdings nicht, so die Versicherungsprofis.

Mythos 3: Bei Gewitter ist Schwimmen lebensgefährlich

Wahr! Sofort raus aus dem Wasser! Wasser ist ein exzellenter Leiter für elektrische Energie, auch wenn der Blitz nicht direkt ins Wasser einschlägt, kann er elektrische Ladungen in der Umgebung verteilen.

Das gilt sogar in mehr als 100 Metern Entfernung. Beim Schwimmer können diese Ströme einen Schock auslösen und zum Ertrinken führen.

Mythos 4: Bei Gewitter ist man im Auto sicher

Wahr! Das Auto dient bei einem Blitzeinschlag als sogenannter Faraday’scher Käfig. Der Strom wird bei einem einschlagenden Blitz dank der Karosserie um die Insassen herum gelenkt und direkt in die Erde abgeleitet. Das gelte jedenfalls, solange man im Auto keine Metallteile berühre, so die Versicherungsexperten. Für Wohnmobile und Cabrios gelte das auch, wenn das Verdeck geschlossen bleibe. Fahrradfahrer und Motorradfahrer sollten bei Gewitter besser absteigen und sich von dem Gefährt entfernen.

Für Yachten gilt: Schiffe aus Metall (Ganzmetallkonstruktionen) bieten im Inneren den besten Schutz, ein Aufenthalt an Deck während eines Gewitters sollte vermieden werden. Hier gilt wie bei Landfahrzeugen, Fenster und Türen geschlossen zu halten und den Kontakt mit metallischen Gegenständen zu meiden. Boote hingegen, die aus Kunststoff oder Holz gefertigt sind, bieten wenig bis gar keinen Schutz, es sei denn, es befindet sich ein eingearbeitetes und durchgehendes Drahtgitter in Kajüte und Rumpf, oder das Boot besitzt einen eigenen Blitzableiter.

Mythos 5: Bei Gewitter alle Stecker ziehen

Jein, in Gebäuden mit Blitz- und Überspannungsschutz ist es eigentlich nicht nötig, alle Stecker der Elektrogeräte bei Gewitter herauszuziehen. Wer sich unsicher ist, ob ein solcher Schutz überhaupt vorhanden ist, sollte besonders teure oder empfindliche Elektronik vom Netz nehmen.

Überspannungsschäden an Elektrogeräten sind über die Hausratversicherung abgesichert. Allerdings lohnt ein Blick in die Versicherungsbedingungen: Je nach Anbieter oder Versicherungstarif ist die Entschädigungsgrenze für Überspannungsschäden prozentual gedeckelt.

Generelle Verhaltensregeln beim Aufenthalt im Freien während eines Gewitters:

Um die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz an Land verletzt zu werden, zu minimieren, gilt es, Folgendes zu beachten: Schutz in Gebäuden oder Fahrzeugen suchen. Fahrzeuge mit geschlossener Metallkarosserie und viele Gebäude mit einem Blitzschutzsystem wirken in guter Näherung wie ein Faradayscher Käfig und bieten so im Inneren Sicherheit vor hohen elektrischen Feldstärken.

Wenn kein Schutz in Gebäuden oder Fahrzeugen gefunden werden kann: um nicht direkt vom Blitz getroffen zu werden, Aufenthalt in offenem Gelände sowie auf Hügeln und Höhenzügen vermeiden, Aufenthalt in Gewässern und Schwimmbecken vermeiden.

Um bei einem Blitzeinschlag in der Nähe die Schrittspannung klein zu halten: Füße zusammenstellen, in die Hocke gehen, Arme am Körper halten und den Kopf einziehen. Nicht flach auf den Boden legen, Gummisohlen und isolierende Materialien als Standfläche sind vorteilhaft.

 

Gewittermythen: Gewitter über Krk in Kroatien
Gewitter über Krk in Kroatien© Miroslav Svetec

 

Auch die sogenannten Sekundäreffekte von Blitzen können gefährlich sein

Um nicht von Sekundäreffekten betroffen zu sein, die unmittelbare Nähe von Bäumen, Masten und Türmen meiden. Blitze schlagen besonders häufig in hohe Objekte ein, gerade wenn sie freistehen. Wenn die Grundfläche des Objekts klein ist, ist die Potentialdifferenz des Bodens in seiner unmittelbaren Nähe besonders groß und die mögliche Schrittspannung deshalb besonders hoch.

Wenn die Leitfähigkeit des Objekts eingeschränkt ist, wie zum Beispiel bei Bäumen, besteht die Gefahr umhergeschleuderter abgesprengter Teile und des Austritts des Blitzes in Bodennähe.

Was tun, wenn man auf See von einem Gewitter überrascht wird?

Doch was tun, wenn man sich gerade mit seinem Boot auf See befindet? Ist das gefährlich? Das komme ganz auf die Konstruktion an, sagt etwa segelschief.com. Der Blitz werde in der Regel, wenn er einschlägt, im Mast-Top einschlagen. Der Entladungsweg erfolge dann über Wanten und Stage, dabei suche der Blitz den kürzesten und stärksten Weg zur Erdung. Meist leide dann die Elektronik an Bord bzw. brenne durch die hohe induktive Spannung durch.

Und: durch die rasant verglühenden Applikationen am Mast (z.B. Funkantenne) könne massiver Funkenflug entstehen, warnt segelschief.com. Das wiederum könne zu Brandlöchern an Deck, Sprayhood, Bimini etc. und im schlimmsten Fall zu einem Schiffsbrand führen.

Tipp der Segelprofis: bei einem Gewitter sollte man niemals die Reling oder die Takelage berühren, und jeglicher Kontakt zu leitenden Oberflächen am Schiff sollte unbedingt vermieden werden. Klassische Charteryachten, die einen GFK Rumpf besitzen, würden auch keinen Faradayschen Käfig darstellen, die Blitzableitung erfolge hier über den kürzesten Weg vom Einschlagsort (typischerweise dem Mast) hin zum Wasser.

Wanten und Stage sollten eine direkte, leitende Verbindung zum Kiel haben bzw. einen soliden leitenden Kontakt ins Wasser besitzen

Wanten und Stage sollten daher eine direkte, leitende Verbindung zum (leitenden) Kiel haben bzw. einen soliden leitenden Kontakt ins Wasser besitzen, rät der Segelprofi. Sei das der Fall, werde der Blitz ins Wasser abgeleitet, und für das Schiff bestehe dann relativ geringe Gefahr (für die Elektronik allerdings nach wie vor schon). Wichtig sei hierbei die Verbindung zum Wasser.

Dabei solle der Skipper auf eine Wanten-Stärke von mindestens sechs Millimeter Stärke achten sowie eine sehr starke und mehrfache Verbindung ins Wasser. Sei bei aussenliegendem Metallkiel ein Mast aus Aluminium vorhanden, genüge eine leitende Verbindung zwischen Mastfuß und Metallkiel beziehungsweise Metallschwert.

Bei Stahl-/Aluminium-Schiffen bestehe konstruktionsbedingt eine durchgehende, leitende Verbindung zum Wasser. Somit sei der komplette Rumpf ein Faradayscher Käfig und leite den Blitz optimal auf direktem Weg ins Wasser ab. Trotzdem werde mitunter von einem Totalverlust der Elektronik berichtet.

 

Gewittermythen: Blitz & Donner
Gewitter über Krk in Kroatien© Miroslav Svetec

 

Wenn das Schiff keinen Blitzschutz hat, kann man improvisieren

Sollte das Schiff keinen Blitzschutz haben, gebe es trotzdem einige Möglichkeiten, um den Schaden an Bord begrenzen zu können, so die Experten von segelschief.com. So könne man zum Beispiel (vor Ausbruch des Gewitters) mangels eines Blitzableiters die Ankerkette ums Vorstag wickeln (Kontakt mit dem Aluminium des Vorstags müsse dabei gewährleistet sein). Anschliessend sollte der Anker mindestens 1,5 Meter ins Wasser gehängt werden.

Mit Spezialklemmen könne man zudem dicke Kupferleitungen an den Wanten befestigen. Diese Kupferleitungen sollten abisoliert sein und mindestens 1,5 Meter tief ins Wasser gehängt werden.

Bei einer vorhandenen Blitzschutzanlage sollte regelmäßig der Potentialausgleich gecheckt werden

Während des Gewitters (wenn es unvermeidbar ist an Bord zu bleiben) sollte man möglichst unter Deck stehenbleiben (Faradayscher Käfig). Es sollten keine Wanten, Stage, die Reling oder andere metallische Gegenstände an Bord berührt werden.

Bei vorhandener Blitzschutzanlage sollte regelmäßig vorher (und nicht erst während eines Gewitters) kontrolliert werden, ob der Potentialausgleich (das heißt die Verbindung aller metallisch leitenden Einrichtungen an Bord mit dem Blitzableiter) in Ordnung ist.

Gewitter kommen nicht aus heiterem Himmel, ein sicheres Indiz ist – neben anderen – zumeist ein stark fallender Luftdruck

Die Sicherheit an Bord hängt vom vorausschauenden Verhalten ab: Ein Gewitter kommt (außer in den Alpen und im Alpenvorland), niemals „aus heiterem Himmel“; wer regelmäßig einen Blick in den Himmel wirft, kann ein sich näherndes Gewitter schon früh an den dunkel und bedrohlich wirkenden Wolken erkennen.

„Ein herannahendes Gewitter erkennt man an dem stark fallenden Luftdruck“, sagt SeaHelp-Geschäftsführer Wolfgang Dauser; die Wolken seien dann zumeist „dunkel und höher als breit“. Weitere Merkmale eines aufziehenden Gewitters: man hört fernen Donner und nimmt unter Umständen Wetterleuchten wahr.

Regen- oder Hagelschauer ziehen übers Wasser. Auch krachende Geräusche beim Radioempfang im Mittelwellen- und Langwellenbereich können Anzeichen für ein sich aufbauendes oder sich näherndes Gewitter darstellen.

Wenn der Blitz eingeschlagen und die Elektronik lahmgelegt hat, kann unter Umständen der Motor nicht mehr gestartet werden

„Wenn man in der Bucht vor Anker oder an einer Ankerboje liegt, oder wenn man auf dem offenen Meer segelt, sollte vor dem Gewitter der Motor gestartet werden, und so lange wie das Gewitter dauert, sollte dieser laufengelassen werden“, empfiehlt Dauser. Grund: wenn der Blitz erst einmal eingeschlagen und die Elektronik lahmgelegt habe, könne der Motor unter Umständen nicht mehr gestartet werden.

Außerdem empfiehlt der SeaHelp-Profi: „Hafen- und Marina-Lieger sollten das Landstromkabel vom Netz trennen und geschlossene Gebäude aufsuchen“ (siehe oben). Man sollte im Hafen, wenn möglich, das Schiff verlassen. Alle mobile Elektronik wie Tablets, tragbare GPS-Geräte, Funkgeräte etc. sollte man möglichst mitnehmen, sagt Wolfgang Dauser. Nicht-mobile Elektronik sollte abgeklemmt-, und der Hauptschalter für den Bord-Strom ausgeschaltet werden.

Lose Ausrüstungsgegenstände an Deck sollten vor dem Gewitter gesichert werden; Ankerbojen-Leinen und Ankerketten sollten etwas aufgefiert werden

Da während des Gewitters mit starken Sturmböen, Starkregen oder sogar Hagel gerechnet werden müsse, sollten lose Ausrüstungsgegenstände an Deck gesichert werden. „Die Festmachleinen bei Ankerbojen sollten etwas verlängert werden, damit der Zug auf das Gewicht der Bojen flacher und damit etwas abgeschwächt wird“, empfiehlt der SeaHelp-Geschäftsführer außerdem; Ankerlieger sollten zusätzlich Kette ausbringen.

Gewitter künden sich glücklicherweise meist vorher an – genug Zeit, um einen sicheren Zufluchtsort aufzusuchen

Gewitter bilden sich an den mitteleuropäischen Meeresküsten meist über einen längeren Zeitraum. Dem entspricht z. B. die Sprachregelung des britischen Seewetterdienstes für Sturmwarnungen: imminent (unmittelbar bevorstehend) bedeutet innerhalb der nächsten sechs Stunden, soon (bald) bedeutet innerhalb von zwölf Stunden und later (später) in der danach folgenden Zeit. Der deutsche Seewetterbericht gibt Sturmwarnungen für die nächsten zwölf Stunden heraus.

Oberster Grundsatz bleibe: „Wenn das Gewitter bemerkt wurde, sollte abhängig von seiner Entfernung und Geschwindigkeit der sicherste erreichbare Zufluchtsort angestrebt werden“, sagt SeaHelp-Geschäftsführer Wolfgang Dauser.

24h NOTRUF EUROPA: 0043 50 43 112

In einem Notfall können die Einsatzboote von SeaHelp mittels der praktischen SeaHelp-App, oder unter der kostenlosen Notrufnummer für Europa 0043 50 43 112 (bzw. unter der alternativen Notrufnummer für Europa 00385 919 112 112 gerufen werden.

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