Wenn der Sommer dem Ende entgegen geht, sollte man sich schon mal Gedanken machen über das Einwintern der Boote und Yachten. In Teil 1 unserer News widmeten wir uns am 14.9.2023 dem Thema „Benzin und Diesel halten nicht ewig“. Heute nennt die SeaHelp-Redaktion weitere Themen, die beim Einwintern von Booten Yachten unbedingt beachtet werden sollten, wenn man ein paar Monate später keine böse Überraschung erleben will.
Nicht nur die Tanks für Diesel und Benzin benötigen beim Einwintern besondere Zuwendung, denn Kraftstoffe halten entgegen der allgemeinen Meinung nicht ewig.
Dort wiesen wir unter anderem darauf hin, dass schon ein halbes Jahr ungenutzter Verbleib im Tank durchaus ausreichen kann, um die Kraftstoffeigenschaften von Benzin oder Diesel so weit zu verändern, dass moderne Motoren Schaden nehmen können. Lediglich drei Monate – oder besser gesagt 90 Tage – sollen Benzin und Diesel im Tank ihre Eigenschaften bewahren, heißt es aus der Mineralölindustrie.
Der Deutsche Motoryacht-Verband hat eine Checkliste zum Thema Einwintern veröffentlicht, in der weitere wichtige Punkte genannt werden, die unbedingt beachtet werden sollten, will man sein schwimmendes Schätzchen zum Beginn der nächsten Wassersport-Saison unbeschadet wieder in Betrieb nehmen.
Das Einwintern beginnt für viele Bootsbesitzer mit dem Kranen – hier gibt es einiges zu beachten
Das Einwintern beginnt für viele Bootsbesitzer mit dem Kranen. Hier sollte sicherheitshalber ausschliesslich mit einer Traverse gearbeitet werden, und es sollte vorher überprüft werden, ob die Tragfähigkeit, der Zustand und die Länge der Sicherungsgurte passt bzw. in Ordnung ist. Hilfreich können hier Informationen des Herstellers zur korrekten Positionierung der Gurte sein. Und: zur besseren Absicherung sollten die Gurte miteinander verbunden werden, um ein Verrutschen zu verhindern.
Die Geber sollten durch Blindstopfen ersetzt werden, und das Boot sollte zuerst auf den Kiel gestellt werden – erst dann sollten die Stützen vorsichtig vorsichtig an den Rumpf gedreht werden. Bei Booten mit stehendem Mast sollte unbedingt beachtet werden, dass sie verstärkt gegen Umfallen gesichert werden (z.B. durch eine Sicherung am Boden). Bewährt hat sich auch der Abschluss einer Versicherung gegen etwaige Schäden beim Kranen.
Weitere Themen beim Einwintern sind Maschine, Kühlflüssigkeit, Frostschutzmittel und Propeller
Die Maschine bedarf beim Einwintern besonderer Zuwendung: zuerst sollte das Öl und der Filter gewechselt werden, der Seewasserfilter-Einsatz und die Dichtung sollte mit säurefreiem Fett oder Vaseline gereinigt werden, und der Impeller samt Welle sollte aus dem Pumpengehäuse genommen werden – man kann beides beispielsweise in einem sauberen Putzlappen aufbewahren.
Als nächstes sollte die Kühlflüssigkeit (Zweikreiskühlung) kontrolliert werden; bei Bedarf sollte Flüssigkeit nachgefüllt werden. Beim Be- bzw. Nachfüllen von Frostschutzmittel sollte der Motor gestartet und laufengelassen werden. Der Zahnriemen sollte überprüft – und bei Beschädigung ausgetauscht werden. Bei Z- oder Saildrive-Antrieb wird empfohlen, ggf. die Dichtungsmanschetten auszuwechseln.
Desweiteren sollte der Propeller vom Boot entfernt und gereinigt werden, und die Welle sollte geschmiert werden. Bei Booten mit Wellenanlage sollte jetzt das Spiel der Welle im Stevenrohr und am Wellenbock überprüft werden. Benutztes Getriebeöl sollte abgelassen und neues aufgefüllt werden.
Merke: wenn die Farbe des ÖL nicht mehr honigfärbig/durchsichtig, sondern eher milchig ist, sollte unbedingt ein Mechaniker kontaktiert werde, da Wasser in das Getriebe eingedrungen ist. Wer sein Getriebeöl im Herbst nicht kontrolliert, riskiert auf Grund von möglicher Korrosion einen Totalschaden.
Sea-Help Tipp für die Einwinterung von Watermakern: der Wasseraufbereitungs-Kreislauf kann auch mit „Vodka“ konserviert werden. Im Frühjahr eine halbe Stunde das gewonnene Wasser ins Meer laufenlassen, und danach kann der Betrieb wieder normal fortgesetzt werden. Auch die Opferanoden sollten bei der Gelegenheit überprüft – und bei Bedarf gleich ausgewechselt werden.
Auch Kraftstofftank, Bordbatterien und wasserführende Armaturen bedürfen der Aufmerksamkeit
Als nächstes sollte der Kraftstofftank entwässert werden; zur Sicherheit sollten außerdem alle Filter sowie Filtereinsätze erneuert werden. Um das Boot zu schonen, sollte der Kraftstoff, mit Kraftstoffadditiv versetzt (Hinweis: Motor vorher einmal laufenlassen) im Tank gelassen werden, damit sich keine entflammbaren Gase und kein Kondenswasser bilden kann.
Wichtig: die Zulässigkeit dieses Vorgehens sollte vorab mit dem Winterlager-Betreiber abgeklärt werden.
Auch die Bordbatterien bedürfen besonderer Aufmerksamkeit: zunächst sollten die Bordbatterien (in aufgeladenem Zustand) abgeklemmt werden. Kabel und Polklemmen sollten kontrolliert und bei Beschädigungen gleich ersetzt werden. Die Pole sollten gereinigt und anschließend eingefettet werden. Die Batterien sollten trocken und frostfrei gelagert und mindestens einmal im Monat aufgeladen werden.
Besondere Vorsicht ist bei wasserführenden Armaturen geboten. Die Wassertanks und -leitungen sollten jetzt geleert werden. Etwas Frostschutzmittel sollte eingefüllt und durch den gesamten Kreislauf gepumt werden. Auch ggf. vorhandene Watermaker und Warmwasserboiler sollten unbedingt entleert werden.
Ein nicht zu vernachlässigendes Thema ist die Sicherheit des Bootes im Winterlager
Stichpunkt Sicherheit: Bootsbesitzer sollten ein sicheres Winterlager wählen, möglichst mit Außenbeleuchtung und Bewegungsmeldern ausgestattet. Zudem sollten alle Wertgegenstände, aber auch nautische Gegenstände, wie z.B. Plotter, GPS und Rettungswesten, von Bord genommen werden. Es wird empfohlen, auch Gegenstände wie Batterien, Tanks, Werkzeug u.ä. nicht an Bord zu lassen.
Schließlich sollte das Boot auch und gerade im Winterlager immer abgeschlossen werden. Auch der Trailer, auf dem das Boot im Winter steht, sollte unbedingt gegen unbefugten Abtransport abgesichert werden (siehe dazu schon unsere News zum Thema „Trailern, aber richtig: Teil 1, Teil 2“). Sollte das Boot einen Edelstahl-Propeller besitzen, sollte dieser zur Sicherheit abgenommen und gesondert gelagert werden.
Zum Schluss rät der Deutsche Motoryacht-Verband, regelmäßig nach dem Boot zu sehen. Falls ein Einbruch festgestellt wird, sollten sofort entsprechende Maßnahmen ergriffen werden (Polizei und ggf. Versicherung informieren).
Wer so vorgeht, kann sich unbeschwert auf die kommende Wassersport-Saison freuen, denn – so abgesichert – wird es jedenfalls beim Auswintern des Bootes keine „bösen Überraschungen“ geben.