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Überwinterung von Sportbooten im Wasser: Welche Möglichkeiten gibt es, und was sind die Vor- und Nachteile?

Die Wintertemperaturen in Deutschland haben sich seit den 1980er Jahren merklich erhöht. Die Häufigkeit von kalten Wintern nimmt ab, während milde Winter und höhere Durchschnittstemperaturen zur neuen Normalität werden. Aus diesem Grund – und um Mühe und Kosten zu sparen – entscheiden sich immer mehr Bootseigner für die Überwinterung ihres Bootes im Wasser. Doch hierbei sollte einiges beachtet werden, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Die Entwicklung der winterlichen Temperaturen in Deutschland über die letzten 100 Jahre zeigt eine deutliche Erwärmung, insbesondere in den letzten Jahrzehnten. Dies ist ein Ergebnis der globalen Klimaerwärmung, die auch in Mitteleuropa spürbare Auswirkungen hat. Seit den 1980er Jahren stiegen die durchschnittlichen Wintertemperaturen merklich an, mildere Winter wurden häufiger, besonders seit den 1990er Jahren.

Lagen die durchschnittlichen Wintertemperaturen in den 1950er Jahren in Deutschland noch bei etwa 0 °C bis -1 °C, so stiegen diese im Zeitraum von 2010 bis 2020 auf durchschnittlich +2 °C bis +3 °C. Kalte Winter wie zum Beispiel 1962/63 (Durchschnitt: -5 °C) sind seltener geworden; aktuell gehören die Winter (insbesondere der von 2019/20 und 2022/23) sogar zu den mildesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, mit Durchschnittstemperaturen über +3 °C.

Verschiedene Klimamodelle prognostizieren bis zum Ende des 21. Jahrhunderts einen weiteren Anstieg der Wintertemperaturen um 1 bis 3 °C, abhängig von den globalen Emissionen. Zwar könnten könnten gelegentliche Kälteextreme durch veränderte Luftströmungen weiterhin auftreten, doch der Trend scheint klar zu sein: in den nächsten Jahren werden milde Winter dominieren.

Die Winter werden weiterhin milder – das Überwintern von Booten im Wasser wird dadurch für viele Eigner interessant

Warum also sein Boot jeden Winter aufs neue aus dem Wasser nehmen und an Land aufslippen, fragen sich viele Bootseigner. Die Vorteile des Überwinterns im Wasser liegen auf der Hand: zum einen spart man sich viele Kosten, denn es ist kein Krantermin mehr erforderlich, und man kann sich auch den teuren Stellplatz an Land sparen.

Ein weiterer Vorteil könnte darin bestehen, dass Boote vor dem Austrocknen geschützt werden, denn bestimmte Rumpfmaterialien, insbesondere Holz, können durch zu starke Austrocknung in der (teilweise beheizten) Halle Schaden nehmen.

Außerdem kann man mit dem Boot schneller in die Saison starten; denn Wartezeiten für das Zuwasserlassen im Frühjahr gibt es für Boote, die sich bereits im Wasser befinden, nicht. Bei Segelbooten kann man den Mast stehenlassen, und schließlich – auch das ein gutes Argument für das Überwintern im Wasser: bei mildem Winter können Bootsfahrten auch während der kalten Monate stattfinden.

Bei der Wasser-Überwinterung von Booten sind Vor- und Nachteile vorab gewissenhaft gegeneinander abzuwägen

Doch den Vorteilen stehen auch einige gewichtige Nachteile gegenüber, die bedacht werden sollten.

Da ist zum einen die Frostgefahr: besonders in kalten Regionen besteht die Gefahr, dass Teile des Bootes einfrieren und dadurch beschädigt werden. Liegt das Boot auch im Winter im Wasser, gibt es einen höheren Wartungsaufwand, regelmäßige Kontrollen und verschiedene Schutzmaßnahmen sind erforderlich.

Und nicht zuletzt: es gibt keine Garantie dafür, dass die Wintersaison eisfrei bleibt. Insbesondere diese Gefahr durch Eisbildung und die Bewegung des Eises sollte stets mit bedacht werden, wenn man ein Überwintern des Bootes im Wasser in Betracht zieht.

Besonders bei Wind können Eisschollen Schäden am Rumpf und den Festmachern bei der Überwinterung im Wasser verursachen. Und schließlich kann es im Winter auch einen eingeschränkten Zugang zum Boot geben: Häfen können in der kalten Jahreszeit schwer zugänglich sein, was die Kontrolle erschwert.

Bei der Überwinterung im Wasser bieten sich verschiedene bewährte Systeme an, um das Boot vor dem Einfrieren im Eis zu schützen

Wer sich dennoch dafür entscheidet, sein Boot im Winter im Wasser zu überwintern, dem bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Neben der Eisfreihaltung durch elektrische Systeme (Geräte, die das Wasser in Bewegung halten, verhindern die Eisbildung rund um das Boot, elektrische Heizstäbe, die im Wasser eingesetzt werden, können das Einfrieren der unmittelbaren Umgebung verhindern), haben sich in der Praxis besonders Luftblasen-Systeme und Tauchpumpen bewährt.

Bei sogenannten Bubbler-Systemen werden Luftblasen unter das Wasser gepumpt, die eine Wasserzirkulation erzeugen und so einer Eisbildung rund um das Boot bei der Überwinterung im Wasser verhindern können. Dies Luftsprudel-Anlagen können für einzelne Liegeplätze installiert werden oder auch für ganze Häfen / Marinas oder bestimmte Stege. Besonders effektiv sind diese Systeme in geschützten Häfen oder ruhigen Buchten.

 

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Die Funktionsweise ist relativ simpel: ein Kompressor versorgt ein unter der Wasseroberfläche installiertes (zumeist: Plastik-) Rohrsystem mit Druckluft. Die etwa einen halben Meter unter dem Boot im Wasser „hängenden“ Rohre besitzen in einem Abstand von etwa einem Meter ca. 1-2 mm große Löcher, durch die Luft entweichen und in Form von Bläschen aufsteigen kann.

Diese Luftbläschen sorgen für permanente Bewegung an der Wasseroberfläche, so dass sich dort kein Eis bilden kann. Da – je nach Temperatur – der Kompressor nicht ständig laufen muss, empfiehlt sich die Verbindung mit einer Zeitschaltuhr zum Einstellen bestimmter Intervalle.

Neben dem sogenannten Bubbler- (Luftbläschen)-System entscheiden sich viele Eigner für Tauchpumpen

Wer es einfacher mag, entscheidet sich für den Einsatz von (einer oder besser: zwei) Tauchpumpen. Sie fördern (wärmeres) Tiefenwasser direkt unter den Bootsrumpf und halten diesen durch die dann erhöhte Temperatur an der Oberfläche (und zusätzlich durch die Bewegung des Wassers) eisfrei. Möglich wird das durch die sogenannte Dichte-Anomalie des Wassers: unterhalb einer Temperatur von etwa 4 °C sinkt Oberflächenwasser nicht nach unten.

Statt des damit verbundenen Auskühlens tieferer Gewässerschichten und eines vollständigen Durchfrierens von unten her können sich so verschiedene thermische Schichten bilden. In zwei bis drei Metern Wassertiefe können deshalb im Winter Temperaturen zwischen 2-4°C herrschen, während sich an der Oberfläche Eis gebildet hat.

Damit die Pumpen nicht rund um die Uhr laufen müssen, empfiehlt sich auch hier die Kombination mit einer Zeitschaltuhr (am besten in Reihe geschaltet mit einem Temperatur-Schalter, der durch einen schwimmenden Temperatur-Sensor aktiviert wird). Achtung: die Pumpen sollten auch Schmutzwasser abkönnen, sie sollten tief genug und korrekt unter dem Boot positioniert werden und gegen Bewegung gesichert werden.

Neben diesen beiden technischen Systemen kann man natürlich auch versuchen, sein Boot manuell vom Eis freihalten. Dies erfordert jedoch eine regelmäßige Kontrolle und ein ständiges Brechen des Eises. Diese (arbeitsintensive) Methode wird, wenn überhaupt, nur bei entsprechenden Wetterbedingungen und dünnem Eis in kleinen Marinas Sinn machen.

Das „A“ und „O“ bei der Wasser-Überwinterung ist eine gute Vorbereitung

Auf jeden Fall sollte eine geplante Überwinterung des Bootes im Wasser gut vorbereitet werden. Zusätzlich zu der Beschaffung / Anfertigung der oben beschriebenen elektrischen / elektronischen Systeme ist dafür zu sorgen, dass der Rumpf- und Unterwasserbereich in Ordnung ist: ein frischer Anstrich verhindert Algen- und Muschelbewuchs, Risse oder Schwachstellen im Rumpf müssen vorher repariert werden, um Lecks zu vermeiden, und alle Durchlässe und Dichtungen sollten vorab geprüft werden.

Jedenfalls ist beim Überwintern im Wasser der Aspekt Sicherheit und Kontrolle nicht zu unterschätzen. Ein geschützter Hafen ist für dieses Vorhaben unerlässlich, da offene Gewässer gefährlich werden können, und es sollte auf genügend Abstand des Bootes zum Steg geachtet werden.

Desweiteren sollte man bei der Überwinterung im Wasser robuste Festmacher und genügend Fender einplanen, um Schäden durch Eisbewegungen zu vermeiden. Es sollte eine dichte (ggf. frisch imprägnierte) Plane verwendet werden. Und schließlich ist im Winter ist eine regelmäßige Überprüfung des Bootes wichtig, um Schäden frühzeitig erkennen zu können.

Sollte die Technik oder die Zeit fehlen, können auch Fachbetriebe bei der Überwinterung im Wasser helfen. Generell gilt: jeder Eigner sollte sorgfältig abwägen, ob das Überwintern an Land – je nach Region und Wetterbedingungen – nicht langfristig doch eine sicherere und stressfreiere Option darstellt. Auch die Art, Beschaffenheit und Länge des Rumpfes spielen hierbei eine Rolle.

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