Wer die Kroaten lange genug kennt, der weiß, dass Anordnungen der Regierung selbst in Form von Gesetzen und Verordnungen, wenn überhaupt, nur widerwillig befolgt werden. Zagreb ist weit und meist kennt man jemanden, der einem noch einen Gefallen schuldet oder ein Auge zudrückt. Dieser besondere Charme, der die südlichen Länder prägt, scheint in Zeiten des Coronavirus aber außer Kraft gesetzt zu sein.
Von Izola nach Pula
Relativ problemlos gelangte der Skipper, der versuchte, einen Katamaran von Izola nach Istrien zu bringen, nach Slowenien. Auch die Übernahme des Schiffes und das Auslaufen aus der Marina in Izola gestaltete sich problemlos. Auf dem Weg nach Pula, wo er einklarieren musste, meldete er noch via WhatsApp: „Drei Polizeiboote passiert, keine Kontrollen“.
Kroatische Grenzpolizisten freundlich, aber bestimmt
Die Hoffnung auf einen reibungslosen Verlauf der Reise mit anschließendem Aufenthalt in Kroatien sollten sich allerdings schon beim Einklarieren zerstreuen. Sehr freundlich, aber auch bestimmt ließen ihn die Grenzpolizisten wissen, dass selbst ein kürzlich durchgeführter negativer Coronatest, eine kroatische Steuernummer OIB, die Tatsache, dass er Geschäftsführer einer in Kroatien geführten d.o.o. dringende Tätigkeiten vor Ort zu erledigen habe und er den langfristigen Mietvertrag eines Appartements vorweisen könne, nicht zum Aufenthalt im Land berechtigten. Einzig und allein eine Aufenthaltsberechtigung in Form einer kroatischen ID-Card hätten ihn vor einer vorzeitigen Ausreise bewahrt, nicht aber vor der üblichen 14-tätigen Quarantäne. Ein Zöllner erklärte freundlich bedauernd, warum es so streng gehandhabt wird: „Wir müssen jetzt so handeln, um schon möglichst bald die Grenzen wieder öffnen zu können“.
Der Skipper musste sich umgehend in Kurz-Quarantäne begeben, ein Mitarbeiter seiner Firma aus der ACI Marina Pomer nahm den Katamaran in Empfang und überführte ihn in die Heimatmarina.
Kontrolle an jeder Mautstelle
Am nächsten Tag beförderte ihn dann ein spezielles, für den Transport zugelassenes Taxi zur slowenischen Grenze. Der Taxifahrer mit Mundschutz und Handschuhen, der Gast musste zwingend hinten sitzen. Und: An jeder Mautstation kontrollierte die Polizei den Passierschein.
An der kroatischen Grenze hieß es dann erst einmal „Aussteigen“, der Weg durchs Niemandsland erfolgte zu Fuß. Auf der slowenischen Seite ging es deutlich entspannter zu: Pass zeigen und ins bereits wartende Taxi einsteigen, dass der Skipper zuvor telefonisch geordert hatte. Hier nahm man es wohl mit dem Virus nicht so genau. „Der Taxifahrer fuhr ohne Mundschutz und Handschuhe und auf den Plätzen in der Stadt saßen die Leute in den Cafés in der Sonne, als würde COVID 19, Coronavirus SARS-CoV-2 gar nicht existieren. Man fährt zwanzig oder dreißig Kilometer und ist in einer ganz anderen Welt.“
Österreich ohne Zwischenstopp
Weiter ging es mit dem eigenen Fahrzeug zur österreichischen Grenze. Hier wurde man nur gefragt, ob man genügend Benzin im Tank habe, um Österreich ohne Zwischenstopp zu durchqueren und musste eine Erklärung unterschreiben, die den Fahrer verpflichtet, möglichst ohne Halt durch die Alpenrepublik zu fahren. Gegen den Besuch eines „stillen Örtchens“ an einer Autobahnraststätte hatte man aber keine Einwände.
Deutschland: „Sind Sie gesund?“
Die Grenzüberquerung am Grenzübergang Walserberg geriet dann fast schon zur Farce: Obwohl dort starke Polizeikräfte und Grenzschützer versammelt waren, reichte ein Blick auf den Ausweis und die Frage: „Sind sie gesund?“, um die Grenze anstandslos zu passieren. Kein Hinweis auf eventuelle Quarantäne, keine Frage nach der Herkunft – es hätte ja auch die Region Bergamo oder Mailand sein können. Sein Fazit: „Die Kontrolle an der deutsch-österreichischen Grenze hätte man sich getrost sparen können“.
Fazit: Maßnahmen in Kroatien am strengsten
Zurück in Deutschland und mit der nötigen Distanz zu seinem Kurztrip nach Kroatien bleibt in der Bewertung der Gesamtsituation in Europa nur eines hängen: „Wenn es ein Land wirklich ernst meint mit den Einschränkungen, dann ist es von allen besuchten Ländern anlässlich des Kurztrips wohl wirklich nur Kroatien. Hier redet man nicht nur von Einschränkungen, hier lebt man sie täglich. Wohl wissend, dass von Tourismus und einer schnellen, risikolosen Grenzöffnung die Wirtschaft des ganzen Landes maßgeblich profitiert.“
Solche Schilderungen geben berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass Kroatien die Situation um COVID 19, Coronavirus SARS-CoV-2 wirklich schnell in den Griff bekommen könnte und die Touristen vielleicht doch noch den Sommer an ihrer geliebten Adria verbringen können. Ob solch eine Reise allerdings wirklich Sinn macht, steht auf einem anderen Blatt. In diesem Fall sprachen wirklich dringende Gründe dafür, nach Kroatien zu reisen und dort nach der Quarantäne die Arbeit aufzunehmen.
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