Wie aus dem Nichts mussten auch die Einsätze hochgefahren werden. An der HelpLine herrschte absoluter Hochbetrieb, auch SAR zählte in knapp zwei Stunden über 100 Anrufe. Wer eine Mitgliedschaft bei SeaHelp besaß, war in dieser kritischen Zeit besonders gut dran, denn SeaHelp-Mitglieder genießen an der HelpLine bei gleich gelagerten Einsätzen bevorzugte Behandlung: Ihnen wird immer zuerst geholfen. Gerade dann, wenn das Boot gestrandet ist oder auf den Felsen aufzulaufen droht, kann jede Minute entscheidend sein.
Die Bilanz der Gewitterfront an dem zuvor so beschaulichen Sonntagabend: Insgesamt 24 Einsätze in kurzer Zeit hielten die Einsatzkräfte zwischen Istrien und Dubrovnik auf Trapp. Elf heftige Grundberührungen, bei denen die Boote geborgen werden mussten, zweimal Freischleppen bei leichter Grundberührung, fünf Schleppvorgänge in den nächsten Hafen, zweimal Starthilfe und vier allgemeine Hilfeleistungen standen spät in der Nacht im Einsatzprotokoll der SeaHelp-Zentrale in Punat. Dabei sollte der Begriff „allgemeine Hilfeleistung“ hinsichtlich des Aufwandes nicht unterschätzt werden. In einer mehr als unverantwortlichen Situation hatte sich ein Erwachsener mit sechs kleinen Kindern von einem Campingplatz aus mit einem (aufblasbaren) Gummiboot trotz Gewitterwarnung auf die Adria herausgewagt und galt als vermisst. SAR, Kapitanerie und auch SeaHelp beteiligten sich an der Suche. Zum Glück ging es glimpflich aus, das maritime „Himmelfahrtskommando“ hatte es aus eigener Kraft an Land geschafft.
Dabei hatte SeaHelp schon früh über die App eine Unwetterwarnung herausgegeben, in der vor Gewitter und Sturmböen von 35 bis 40 kt gewarnt wurde. „Offensichtlich hat man angesichts des schönen Wetters die Warnungen in den Wind geschlagen“, so vermutete ein SeaHelp-Mitarbeiter.
Bereits um 19.00 h erreichte die Unwetterfront Istrien. Ein Team vom Stützpunkt Mali Losinj, das zur Unterstützung ausrückte, hatte einen mehr als beschwerlichen Rückweg: „Wellen, so hoch wie Häuser!“ meldete Stanko Kovacevic an die Einsatzzentrale, mehr als drei Knoten Höchstgeschwindigkeit waren kaum drin. Aber mit solchen Situationen kommen die SeaHelp-Einsatzkräfte und die leistungsfähigen Einsatzboote klar.
Eines fiel noch auf: SeaHelp hatte im Internet vor kurzem erst ausdrücklich dazu geraten, Ankerbojen bzw. Anker auf ihren festen Halt hin zu kontrollieren. Offensichtlich nicht nachdrücklich genug, denn die Mehrzahl der an diesem Sturmwochenende beschädigten Boote wurden an Land getrieben, weil die Leinen der Ankerbojen rissen bzw. Anker nicht hielten.
Außerdem zeigte sich an diesem Unwetter-Sonntag wieder einmal, wie wichtig es ist, eine SeaHelp-Mitgliedschaft zu besitzen. 22 Einsätze wurden für SeaHelp-Mitglieder gefahren, nur zwei Einsätze galten Nicht-Mitgliedern. Dabei ist das am Ende des Tages nicht nur, aber auch eine Kostenfrage: Laut AGB genießen SeaHelp-Mitglieder bei gleichrangigen Einsätzen verständlicherweise vorrangige Behandlung vor Nicht-Mitgliedern und zahlen für bestimmte Leistungen gar nichts, bzw. deutlich weniger.