SeaHelp Frage 1:
Immer mehr Ankerbuchten werden in Kroatien zu kostenpflichtigen Bojenfeldern – stimmt das?
Thomas Käsbohrer: Das sehe ich differenziert. Wenn man den Norden Kroatiens mit dem Süden vergleicht, dann gibt es im Norden weitaus mehr Bojenfelder und Bojenliegeplätze als im Süden. Der Süden ist dagegen mehr das Revier der Konoba- und Restaurant-Stege, wo man kostenlos anlegen kann, wenn man zum Abendessen bleibt.
Das sieht man auch, wenn man den Nationalpark Kornaten im Norden mit dem Nationalpark Mljet im Süden vergleicht. In den Kornaten liegen an die 100 Bojen, die von der Nationalparkverwaltung für Ticketinhaber kostenlos ausgelegt wurden. Das ist typisch für den Norden. Auch die benachbarte Telascica-Bucht ist ähnlich. Im Nationalpark Mljet liegen dagegen kaum Bojen. Dafür habe ich in den Buchten des Nationalparks über 20 Restaurants mit kleinen Stegen, wo Yachten als Gast des Restaurants anlegen können. Der Platz am Steg ist kostenlos, sofern man dort essen geht. Es sind also unterschiedliche Gegebenheiten. Wenn man nur den Norden nimmt, ja, entsteht dort sicherlich das ein oder andere Bojenfeld neu, aber es gibt immer noch genug Ankermöglichkeiten.
SeaHelp Frage 2:
Ist das Ankern in Kroatien immer kostenlos?
Thomas Käsbohrer: Nicht immer, aber meistens. Beispielsweise gilt für die Bucht von Pula, dass man dort fürs Ankern ein Liegegeld an die örtliche Lucka Kapetanija, die Port Authority, entrichten muss. Im Süden ist das Liegegeld fürs Ankern, das die Port Authority erhebt, verbreiteter. Auf Korcula ist Ankern in den Buchten rund um die Inselhauptstadt immer gebührenpflichtig. Es kostet etwa 3 Euro pro Meter Bootslänge. Abends kommt ein Boot mit der Aufschrift Lucka Kapetanija, also der Port Authority, das das Liegegeld einsammelt. Auch in und um Dubrovnik ist Ankern selten kostenlos, hier ist das Liegegeld durch die Hafenbehörde teurer. Grob geschätzt, sind immer aber noch über 95% aller ankerbaren Buchten in Kroatien kostenlos.
SeaHelp Frage 3:
Bin ich in jeder Bojenbucht sicher?
Thomas Käsbohrer: In der Regel ja. Allerdings muss ich genau wie beim Ankern die aktuellen Wetterverhältnisse berücksichtigen. Wenn ich also in einer Bucht an der Boje liege, die nach Nordosten offen ist und es ist plötzlich Bora, dann kann das ungemütlich oder sogar unhaltbar werden. Das zweite ist natürlich, dass man die Boje vor dem Anlegen prüfen sollte. An gut gewarteten Bojen hängt unten kein grüner Bewuchs, sie treiben auch nicht halb versunken im Wasser und der Abstand zu anderen Bojen muss stimmen. Nach dem Anlegen sollte man immer mal hinschwimmen und nachsehen, ob auch das Bojengeschirr, also die Taue, nicht Scheuerstellen haben und die Schäkel in Ordnung sind.
Selten gibt es aber auch schwarze Schafe unter den Bojenbetreibern, die wie zum Beispiel auf der Insel Kakan bekannt dafür sind, dass sie Ankerlieger in der Nähe eines Bojenfeldes nicht gern sehen. Manchmal gehen sie selbst bei Einhaltung des gesetzlichen Mindestabstands von 150 Metern gegen die Ankerer vor. Diese wenigen Bojenbetreiber sind bekannt und sind auch in den jährlich aktualisierten Hafenhandbüchern wie meinem „Revier Kompass Kroatien“ und anderen vermerkt. In der Regel ist man an einer Boje schon sicher.
SeaHelp Frage 4:
Was hat dich bewogen, die beiden Bände des „Buchtenfinder Kroatien“ herauszugeben?
Thomas Käsbohrer: Ich war auf meinen Törns mehr und mehr unzufrieden, wieviel Zeit ich am Abend für die Suche nach einer passsenden Ankerbucht aufwenden musste. Es gibt viele Informationsquellen wie Hafenhandbücher und Online-Foren, in denen Leute ihre Meinung schreiben, wie sie eine Bucht empfunden haben. Es gibt fast zu viele Informationen, und doch fehlte meist das, was wirklich wichtig ist: eine verlässliche Beschreibung des Ankergrunds. Ich habe auch einen schnellen Preisvergleich zwischen Boje und dem benachbarten „kostenlosen“ Restaurantsteg oder einer Marina vermisst.
Ich muss auf der Suche nach einer passenden und auch sicheren Bucht viel zu viel im Internet rumklicken. Daraus entstand der Wunsch, alle relevanten Buchten samt Informationen im Umkreis von zwei Segelstunden auf einem Blatt vor mir zu haben und innerhalb von 3 Minuten die Entscheidung treffen zu können: „Das ist für heute Abend genau die richtige Bucht für mich und meine Crew!“ Es dauerte bisher einfach viel zu lang, wirklich stichhaltige Information zu finden, die mich auf der Suche nach einer Bucht zur richtigen Entscheidung bringen. Ich habe die Ausgabe 2024 meines „Revierkompass Kroatien Nord“ und „Süd“ sowie die beiden Bände des „Buchtenfinders“ genau so aufgebaut.
SeaHelp Frage 5:
Was ist das Besondere am Konzept des Buchtenfinders?
Thomas Käsbohrer: Die Ideen dahinter sind sehr einfach. Es gibt drei Symbole: Eins für die Marina. Eins für Bojen. Und eins für Ankerbuchten. Je nach Wetterlage kann ich entscheiden: Brauche ich bei Schlechtwetter heute Nacht eher eine Marina? Dann sehe ich mir auf einem Blatt nur die gelben Marina-Symbole an. Oder brauche ich eine Bojenbucht, weil ich heute fest und sicher liegen will? Dann lese ich nur die kurzen Texte mit dem roten Bojensymbol. Oder kann ich unbesorgt ankern? Dann suche ich die Texte mit dem weißen Ankersymbol raus. Anhand der Symbole identifiziere ich innerhalb kürzester Zeit die für mich geeignete Bucht.
Alle Preise von Bojen und Marinas sind auf das praktische Format „Euro pro Meter Schiffslänge“ umgerechnet und auf einen Blick blitzschnell vergleichbar. Es gibt keine Überraschungen mehr – auch nicht bei den „kostenlosen“ Konoba-Stegen, denn ich habe auch die Preise als „Euro pro Person“ für ein Abendessen mit eingebaut. Die Investition in den „Revierkompass Kroatien Nord“ und „Süd“ sowie den „Buchtenfinder“ macht sich schon beim ersten Anleger bezahlt.
SeaHelp Frage 6:
Kroatien hat doch viel mehr als die fast 400 Ankerbuchten, die in den neuen Ausgaben des „Revierkompass Kroatien Nord“ und „Süd“ beschrieben sind. Gibt es da nicht noch viel mehr?
Thomas Käsbohrer: Es gibt das zehn bis zwanzigfache an Buchten in Kroatien. Aber entweder ist die Wassertiefe zu groß – wenn eine Bucht 10 Meter vom Ufer entfernt 15 Meter Wassertiefe aufweist, ist sicheres Ankern über Nacht nur bei besten Bedingungen möglich.
Bei den meisten Buchten ist der Ankergrund ungeeignet. Felsplatten mit Spalten und Seegraswiesen sind nicht sicher. Ich habe zu jeder Ankerbucht in meinen beiden Bänden „Nord“ und „Süd“ die Untergründe durch eigene Recherchen vor Ort ermittelt. Und später mit den im Buch verwendeten Satellitenfotos abgeglichen, um herauszufinden, ob wirklich ein geeigneter Ankergrund vorhanden ist. Der schlechteste aller Ankergründe ist eine wirklich dichte Seegraswiese oder Fels vermischt mit Seegras. Und viele Buchten vor allem im Süden Kroatiens weisen genau das auf.
SeaHelp: Thomas Käsbohrer, danke für das Gespräch.
REVIER KOMPASS UND BUCHTENFINDER gibt es bei millemari.de, in jeder guten Buchhandlung oder in Österreich bei Freytag & Berndt.