Die Zukunfts auf dem Wasser ist elektrisch: auf der diesjährigen International Multihull Show im französischen La Grande Motte wurde Joool vorgestellt, ein hybrides Antriebs- und intelligentes Energiesystem, entwickelt vom Team “Alternatives Energies” in Frankreich. Verbaut wird das System unter anderem im neuen Leopard-Segelkatamaran 46 “Electric Drive”. SeaHelp sah sich das System einmal genauer an und und stach ab Port Santa Lucia in St. Raphael an der Cote d` Azur mit dem neuen Kat – ebenfalls als Europapremiere in La Grande Motte vorgestellt – in See.
Robertson & Caine, Südafrikas größter Bootsbauer für den Export, der größte Katamaranbauer der südlichen Hemisphäre und der drittgrößte weltweit, hatte seinen neuesten Wurf, den modernen und komfortablen Segelkat 46 Electric Drive gerade erst als Europa-Premiere im französischen La Grande Motte im April 2025 vorgestellt – nur einen Monat später ging SeaHelp für einen Testschlag an der Cote d` Azur an Bord.
Neben einem Fuß mehr Länge gegenüber dem Vorgängermodell 45, einem höheren Mast für eine verbesserte Leistung sowie einem (optional erhältlichen) High Performance-Segelpaket aus Aramid ist die wichtigste Neuerung des französischen Bestsellers jedoch das ab sofort (ebenfalls optional erhältliche) Hybrid-Elektroantriebssystem von Joool.
“Zusammen mit integrierten Sonnenkollektoren für mehr Autonomie bietet dieses System eine nachhaltige Alternative zu der Standard-Motorisierung mit konventionellen Diesel-Motoren”, sagt Leopard-Manager Arnaud Savignat, selbst begeisterter Segler und Eigner einer Figaro 1.
Charterer und Eigner größerer Segel-Kats kennen das Problem: herkömmliche Diesel-Aggregate auf den Doppelrümpfern sind oft laut, emittieren Schadstoffe, sind wartungsintensiv, und ständig hat der Skipper im Kopf, dass man “demnächst mal wieder tanken” muss.
Mit viel tanken ist jetzt Schluss: das Team hinter “Alternatives Energies” stellte ein hybrides Antriebs- und intelligentes Energiesystem vor
Damit könnte jetzt Schluss sein, wenn es nach dem französischen Unternehmen Joool geht. Das Team hinter “Alternatives Energies” stellte sein hybrides Antriebs- und intelligentes Energiesystem vor, dem neben Leopard Catamarans auch schon Werften wie Fountaine Pajot (Aura 51 / 2 x 25 kW-Pod-Motoren, 64 kWh-Batterypack + 24 kW-Aggregat) und Dufour Yachts vertrauen. Auch die Day One 80 von Yacht Concept setzt für den emissionsfreien Betrieb in Schutzgebieten auf die Lösungen des französischen Herstellers.
Das System ist modular und vorkonfiguriert und soll nach Herstellerangaben mit “plug and play” einfach in Boote und Yachten integrierbar sein. Nach eigenen Aussagen verfügt das Team von Joool über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Schiffs-Elektrifizierung; weltweit sei das System bereits auf mehr als 100 Schiffen und Yachten verbaut.
Herzstück des Systems ist die von Joool so genannte OneBox, eine Energiemanagement- und -umwandlungseinheit, die alle Energiequellen und -leistungen an Bord integriert, darunter Solar-, Wind- und Wasserkraft, die Generatoren und den Landstrom. Die OneBox verfügt über intuitive Benutzeroberflächen und Echtzeitüberwachung.
Der Antrieb auf dem Kat erfolgt durch zwei geräuscharme, elektrische Pod-Antriebe, die durch recycelbare Lithium-Eisenphosphat-Batterien mit Energie versorgt werden
Außerdem gibt es einen elektrischen Pod-Antrieb für leises Fahren, recycelbare Lithium-Eisenphosphat-Batterien sowie ein intelligentes Energie-Managementsystem mit der Möglichkeit der Ferndiagnose, falls unterwegs doch mal etwas mit dem ansonsten wartungsfreien System passieren sollte.
Vorteile für Segler: fast geräuschloses Cruisen in abgelegene Buchten, Besuch von Meeresschutzgebieten, die für Verbrenner tabu sind, tagelanges Ankern ohne Generatorbetrieb sind damit möglich. Weitere Argumente sind die Wartungsfreiheit des Systems und eine einfache und komfortable Bedienung mittels Screen direkt vom Steuerstand aus.
In der neuen Leopard 46 “Electric drive” sind 54 kWh-Batterien und ein 32 kW-Generator verbaut. Unter Höchstgeschwindigkeit des gut 17 Tonnen schweren Kats (8,4 kn; 1.095 U/min) zeigte das System eine mögliche maximale Fahrzeit von 80 Minuten an (volle Akkus), bei einer Leistung von im Schnitt 28 kW / Motor.
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Als wir den Speed auf 6,5 kn reduzierten (733 U/min, Leistung 8 kW), betrug die mögliche Rest-Fahrzeit schon 2 h 40 min. Und bei 5 kn Geschwindigkeit (537 U/min, 3 kW) wäre es theoretisch möglich gewesen, ganze 7 Stunden unter Maschine(n) zu laufen.
“Schaut man in die Motorenräume achtern, so sind diese clean, aufgeräumt und bieten wirklich viel mehr Platz als vorher”, sagt Leopard-Mitarbeiter Arnaud Savignat. Man erreiche durch das Hybrid-System eine “unglaubliche Autonomie”. Man sei nicht länger limitiert durch Tankstellen. “Und ist es nicht fantastisch, emissionsfrei und fast lautlos aus der Box gleiten und aus dem Hafen fahren zu können?”, fragt Savignat.
Ergänzt wird das E-Hybrid-System an Bord durch vier große Solarpaneele auf dem Dach
Ergänzt wird das E-Hybrid-System an Bord durch vier große Solarpaneele auf dem Dach, die der Eigner als Option sogar noch weiter aufstocken kann. Diese sind hinter dem Sitzbereich auf der Fly und dem Steuerstand angebracht. “Das ist nicht nur sehr praktisch, es ist auch nachhaltig”, sagt Savignat. Von den bisher 11 gebauten bzw. im Bau befindlichen Einheiten würden bereits zwei den Hybrid-Antrieb besitzen.
Man habe sich bei dem System für die französische Firma Joool entschieden, da das Unternehmen bereits “viel Erfahrung im Bau von elektrischen Antrieben für Boote (habe) sammeln” können; das Team mache eine “gute Arbeit”, deshalb würde er ihm vertrauen.
“Wir können von diesem reichen Erfahrungsschatz profitieren und müssen das Rad insofern nicht selbst neu erfinden”, sagt Savignat. Alles komme aus einer Hand – für das gesamte System würde man nur einen einzigen Ansprechpartner benötigen, das mache die Sache nicht nur für ihn sehr einfach, sondern auch für die Käufer.
© Joool Energy