Ganz klar, wer mit der Yacht vor der süddalmatinischen Küste unterwegs ist, für den ist zumeist ein Besuch von Dubrovnik obligatorisch. Doch nur wenige Seemeilen nordwestlich von Dubrovnik und südöstlich der Halbinsel Pelješac gibt es mit den bewohnten Elaphiten-Inseln Koločep, Lopud und Šipan gleich drei Juwelen, die teils mit ruhigen Buchten, vielen Sehenswürdigkeiten und urigen Konobas, die teilweise direkt am Strand liegen, zu einem Abstecher einladen.
Die Elaphiten (auch Hirschinseln, von gr. elaphos „Hirsch“), der zur Gespanschaft Dubrovnik-Neretva gehörende Archipel vor der süddalmatinischen Küste, liegen nur wenige Kilometer nordwestlich von Dubrovnik entfernt und laden daher zu einem Abstecher ein, wenn die Crew ohnehin einen Besuch von Dubrovnik plant oder von dort kommend, Richtung Nordwesten nach Peljesac oder Mljet unterwegs ist.
Dreizehn Inseln werden zu den Elaphiten gezählt: das sind neben Šipan, Lopud, Koločep, Jakljan, Daksa, Sveti Andrija, Ruda, Mišnjak, Kosmeč, Goleč, Crkvine und Tajan auch Olipa. Zu beachten ist, dass die unmittelbar vor dem alten Hafen von Dubrovnik gelegene Insel Lokrum (ital. Lacroma) verwaltungstechnisch nicht zu den Elaphiten, sondern zur Stadt Dubrovnik gehört.
Die Elaphiten sind durch den Koločeper Kanal vom Festland getrennt, die Wasserstraße zwischen Lopud und Šipan heißt Lopuder Durchgang (wörtlich „Tor von Lopud“), der enge, gewundene Korridor zwischen Šipan und Jakljan wird Harpoti genannt. Nur die drei größten Inseln des Archipels sind bewohnt und sollen deshalb hier näher vorgestellt werden.
Nur die drei größten Inseln des Archipels sind bewohnt: Koločep, Lopud und Šipan
Koločep (ital. Calamotta), die östlichste der drei Schwestern, ist nur 2,5 Quadratkilometer gross, in den zwei Siedlungen an der Küste (Gornje Čelo und Donje Čelo) leben etwa 150 Einwohner, von denen aber (das gilt für alle der drei Inseln) der größte Teil nur in der Tourismus-Saison auf dem Eiland lebt, die Wintermonate werden traditionell auf dem Festland verbracht.
Zwei Buchten laden auf Koločep zu einem Anker-Stopp ein: in Donje Celo im Norden der Insel liegt man gut bei südlichen Winden, die größere der beiden Buchten ist dafür nach Nordwesten ungeschützt. Achtung: die Mole am Westufer sollte für Fähren freigehalten werden. In der Konoba gibt es einfaches, relativ preiswertes Essen, und es gibt einen kleinen Supermarkt im Ort. Wer will, besichtigt die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche Mariä Himmelfahrt oder läuft etwa zwei Kilometer zu Fuß zu der kleineren Ankerbucht im Osten, die Gornie Celo heisst.
In Gornie Celo liegt man bei Winden aus Nord über Ost bis Süd ungeschützt. Achtung: der kleine Bootshafen hinter der Mole ist für einheimische Boote reserviert, und auch der Molenkopf selbst muss für Fähren freigehalten werden. Sehenswert ist die Kirche des Hl. Antonius in der Mitte des Fußwegs zwischen Donje Čelo und Gornje Čelo aus dem 14. Jahrhundert den Resten eines Wehrturms über dem Hafen von Gornje Čelo.
Ein Fußweg führt an der Kirche vorbei bis zum Steilufer. Dort gibt es eine beeindruckende, in den Stein gehauene Treppe hinab zu einer Badestelle im Meer. Rund um Koločep gibt es auch attraktive Plätze für Taucher. Direkt über dem Hafen lädt zudem von Mai bis Anfang Oktober die kleine Konoba Skerac zu Fleisch- und Fischgerichten und einem schönen Blick über die Bucht ein.
Die Insel Lopud wird italienisch auch Mezzo, die Mittlere, genannt.
Von Koločep kommend, ist die nächste der bewohnten Elaphiten-Inseln in nordwestlicher Richtung die Insel Lopud (ital. Lafota oder auch Mezzo, die Mittlere). Auf der etwa 4,5 Quadratkilometer großen Insel gibt es eine Siedlung gleichen Namens an der Nordwest-Küste, in der ca. 220 Einwohner leben. Lopud zählt ohne Zweifel zu den schönsten und auch architektonisch zu den interessantesten Orten im ganzen Elaphiten-Archipel.
Yachten ankern hier am besten direkt vor dem Strand, denn der kleine Hafen am Fusse des Franziskanerklosters Lopud ist belegt. Doch Achtung: nur bei schönem Wetter liegt man hier wirklich sicher, bei stärkeren Winden aus West über über Nord bis Nordost kann man auf die gegenüberliegende Seite der Insel ausweichen, in die Bucht von Sunj, in der es auch einen einfachen (Strand-) Imbiss gibt. Bei Südwind liegt man hier allerdings nicht sicher; und sollte gar ein Gewittersturm drohen, empfiehlt es sich, rechtzeitig einen wirklich geschützten Hafen in der Nähe aufzusuchen.
Für die Ortschaft Lopud mit seinem Hafen in der etwa einen Kilometer langen Bucht, mit Häusern aus dem 15./16. Jahrhundert und der Franziskanerkloster mit der Kirche Hl. Maria von Špilice (15./16. Jahrhundert) direkt an der Hafeneinfahrt sollte man sich mindestens einen Tag (und einen Abend) reservieren. Wer will, besichtigt neben dem Kloster auch die Dreifaltigkeitskirche mit der Grabstätte des Kapitäns Vice Buna (15./16. Jahrhundert) oberhalb der Klippen vor der Hafeneinfahrt sowie die Pfarrkirche Hl. Maria von Šuni (15. Jahrhundert) unweit des Weges vom Ort Lopud zur Bucht Šuni.
Es gibt Reste mehrerer Wehrtürme und Häuser sowie Ruinen zahlreicher mittelalterlicher, zum Teil auf das 9./10. Jahrhundert zurückgehender Kapellen und Kirchlein im Landesinneren, von denen Sveti Ivan Krstitelj (Hl. Johannes der Täufer) einen schönen Panoramablick über die Bucht von Lopud bietet. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Ruine des Forts Španjola oberhalb des Ortes Lopud, die Parkanlage Đorđić-Mayneri und der Aussichtspavillon auf dem Promenadenweg gleich hinter dem Hotel Lafodia.
Was für Lopud gilt, gilt auch für die beiden Nachbarinseln Kolocep im Südosten und Sipan im Nordwesten: Wanderwege gibt es auf allen drei Inseln, ebenso Bademöglichkeiten an mehreren Plätzen, als attraktivste gilt jedoch der Sandstrand der Bucht Šunj auf Lopud, der von der Ortschaft aus nach Durchquerung der Insel (ca. 15 Minuten Fußmarsch) gut erreichbar ist. Hier gibt es auch mehrere Restaurants und Cafés, die teilweise direkt am Strand liegen.
Šipan, die nordwestlichste der drei bewohnten Elaphiten-Inseln, ist auch die größte
Šipan (ital. Giuppana), die nordwestlichste der drei bewohnten Elaphiten-Inseln, ist zugleich auch die größte: 16,5 Quadratkilometer misst die Insel, die zwei Siedlungen an der Küste (Suđurađ, Šipanska Luka) und vier kleinere Ansiedlungen im Landesinneren (Frajga, Sutulija, Vonjevo Selo, Ođak) mit insgesamt etwa 450 Einwohnern beherbergt.
In Šipanska Luka im Nordwesten der größten Elaphiten-Insel liegt man in einer tiefen und weitgehend geschützten Bucht am sichersten; lediglich bei starken Winden aus Nordwest muss mit Schwell gerechnet werden. An der Mole am östlichen Ufer sollten Yachten nicht festmachen, denn diese ist für Ausflugsboote reserviert. Genau südlich davon befindet sich jedoch die Stadtpier, wo man längsseits festmachen kann. Im Westen der Bucht gibt es Bojen zum Festmachen; diese gehören jedoch zur Konoba Kod Marka – ein Besuch lohnt.
Wer will, besichtigt in Šipanska Luka die Villa Sorkočević mit Wehranlage und Gärten, die Reste einer römischen Villa, die spätgotische Kirche des Hl. Stephan aus dem 13. Jahrhundert, Villen aus dem 19. Jahrhundert und – oberhalb des Ortes – die Überreste des sogenannten Rektorenpalastes (15. Jahrhundert).
Auf der gegenüberliegenden Seite von Šipan, an der Südost-Küste, liegt das Dorf Suđurađ mit Bauten aus dem 16. Jahrhundert, darunter die Villa Skočibuha mit Wehrtürmen (16. Jahrhundert) und die Villa Getaldić (16. Jahrhundert), die Wehrkirche zum Heiligen Geist (16. Jahrhundert) sowie einer Ruine der Kirche des Hl. Stephan (13. Jahrhundert) am Ortsrand sowie einer kleinen gotischen Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit auf dem gleichnamigen Berg oberhalb von Suđurađ.
Wer sich hier nicht auskennt, sollte die Bucht von Suđurađ jedoch nur bei Tageslicht anlaufen, da nordöstlich des Hafens mehrere unbefeuerte Klippen liegen. Es gibt zwei größere Molen, die jedoch für Fähren freizuhalten sind. Wer will, macht mit seiner Yacht einfach zwischen den Molen mit dem Heck fest; Muringleinen sind vorhanden. Achtung: unmittelbar an der Pier ist es nur 1,5 Meter tief.
Tipp: ein Besuch der Pakljena-Bucht im Nordosten der Insel Sipan
Im Nordosten der Insel lädt eine eine schöne Bucht mit kristallklarem Wasser zu einem Abstecher ein; ihr Name: Pakljena. Im Inneren der überschaubaren Bucht gibt es einen Anleger, an den allerdings nur eine Yacht passt. In einem ehemaligen Bootsschuppen eines Klosters wurde hier eine gemütliche Konoba eingerichtet. Tagsüber kommen oft Ausflugsboote aus Dobrovnik hierher, die aber am späten Nachmittag wieder zurückfahren. Außer bei Winden aus Nordost liegt man hier sehr ruhig.
Von hier aus bieten sich gleich mehrere Ausflüge ins Landesinnere an: mehrere Sakralbauten, darunter der Wehrkirchen-Komplex mit Kirchen der Hl. Maria von der Barmherzigkeit und des Hl. Michael, einem Pfarrhof und einem Wehrturm in Pakljena (16. Jahrhundert), den Resten der Kirche des Hl. Michael auf dem Berg Big (möglicherweise 7. Jahrhundert), sowie den Resten eines (wahrscheinlich) illyrischer Grabhügels auf dem Berg Sutulija laden zu ausgedehnten Wanderungen und Erkundungen ein.
Die erste schriftliche Erwähnung des Elaphiten-Archipels findet sich übrigens bereits in der Naturalis Historia Plinius‘ des Älteren (um 23–79), wo dieser bereits unter seinem noch heute gebräuchlichen Namen angeführt wird. Warum sich der Name Elaphiten jedoch vom vom griechischen „elaphos“: „Hirsch“ herleitet, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Zum einen wird behauptet, dass es auf den Inseln früher tatsächlich Hirsche gegeben haben könnte (was als sehr zweifelhaft gilt). Andere deuteten die Form der Inselgruppe als die eines Hirsches. Eine weitere Herleitung des Namens bezieht sich indes auf Hellas (griechisch: Griechenland) und „Phytos“ (griechisch: Pflanze), sinngemäß würde das also „Inseln der griechischen Pflanze“ bedeuten, womit Olivenbäume gemeint sein könnten.
Elaphiten: Siedlungsspuren aus illyrischer, griechischer und römischer Zeit
Fakt ist jedoch, dass auf den Inseln Siedlungsspuren aus illyrischer, griechischer und römischer Zeit existieren. Möglicherweise ist es hier im Jahr 47 v. Chr. bei Šipan sogar zu einem Gefecht zwischen den Anhängern Cäsars und Pompeius‘ gekommen. Nach der Auflösung der Republik Ragusa durch Napoleon im Jahr 1808 wurden die Elaphiten im darauffolgenden Jahr den unter französischer Kontrolle stehenden Illyrischen Provinzen angegliedert, vom Wiener Kongress 1815 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörten sie zum Kronland Dalmatien der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.
Von 1918 bis 1941 waren die Elaphiten Teil Jugoslawiens, von 1941 bis 1945 des Unabhängigen Staates Kroatien, ab 1945 der jugoslawischen Teilrepublik Kroatien, und seit 1991 gehören sie zur eigenstaatlichen Republik Kroatien.
Koločep, Lopud und Šipan werden – in dieser Reihenfolge – in der Tourismussaison mehrmals täglich von Gruž (ital. Gravosa), dem an der Mündung der Ombla (Rijeka Dubrovačka) gelegenen Hafens von Dubrovnik, von den blau-weißen Fährschiffen der staatlichen Jadrolinija (Adria-Linie) angefahren. Insofern bieten sich diese bewohnten Elaphiten-Inseln auch für einen Tages-Ausflug an, sollte man mit der eigenen Yacht ruhig und sicher in Dobrovnik liegen. Während der Saison verkehren darüber hinaus die roten Schnellboote der privaten Nova-Linie.