Das Abschleppen von manövrierunfähigen Schiffen, Booten und Yachten zählt beim nautischen Pannendienst SeaHelp zum Tagesgeschäft und ist die zahlreichen kostenlosen Leistungen einer SeaHelp-Mitgliedschaft integriert, weil sich technische Probleme in einer Marina deutlich besser und einfacher lösen lassen als auf hoher See. Auch wenn die SeaHelp-Einsatzboote schon gut ausgestattet sind, um havarierten Booten und Yachten „erste Hilfe“ zu leisten, manchmal erscheint ein Schlepp in die nächste Marina zu einer Fachwerkstatt unumgänglich.
Beim Abschleppen von Schiffen, insbesondere dann, wenn der Schleppvorgang von ungeübten Skippern durchgeführt wird, lauern vielerlei Gefahren und Fallstricke sowohl rechtlicher als auch technischer Natur, so dass sich dieser Beitrag zunächst einmal mit dem richtigen Abschleppen von Booten und Yachten beschäftigen wird, bevor im zweiten Teil zum Thema „Boote und Yachten richtig Abschleppen“ rechtliche Fragen beantwortet werden.
Tipps und Grundlagen für das richtige Abschleppen von Booten, Schiffen, Yachten
Damit erst gar keine falsche Tonalität aufkommt: Natürlich gehört es zu einer guten Seemannschaft, dass sich Skipper gegenseitig helfen, also in Notfällen havarierten Wassersportlern das Tau reichen, um zu helfen. Diese Tipps und Grundlagen für einen richtigen, gefahrlosen Abschleppvorgang stammen von den SeaHelp-Profis, die tagtäglich damit zu tun haben und solche Abschlepp-Vorgänge von Booten immer wieder üben, damit keine unnötigen Schäden am schleppenden Boot wie auch am abgeschleppten Boot entstehen.
Wie positioniert man das abzuschleppende Schiff?
Kommt es zu einer Gefahrensituation auf See, die ein Abschleppen von Booten und Yachten erforderlich macht, stellt sich zunächst einmal die Frage: Wie positioniert der Helfende sein Boot richtig? In engen Marinas lässt sich ein Schleppverband, bei dem der Schleppende längsseits am zu schleppenden Schiff festgemacht hat, deutlich besser manövrieren als beim Schleppen mit einer Schleppleine. Bei starkem Wellengang sollte man aber je nach den örtlichen Gegebenheiten immer auf längsseitiges Schleppen verzichten.
Der klassische Schlepp als „Anhang“
Schleppt man klassisch ab, also mit dem zu Schleppenden als „Anhang“, sollte man einen Hahnepot verwenden, um die Kraft statt auf einen Punkt auf zwei Befestigungspunkte zu verteilen. Damit halbiert sich logischerweise die Kraft, die sonst nur auf einen einzelnen Fixpunkt einwirkt und schont die Klampen, was insbesondere bei starkem Seegang oder schweren, zu schleppenden Havaristen sinnvoll sein dürfte. Bei Segelbooten kann es jedoch Sinn machen, einen Hahnepot statt der normalen Befestigung am Achterstag zu verwenden, um die Kraft gleichmäßig auf Backbord und Steuerbord zu verteilen.
Schleppleine richtig fixieren
Um die Leine zu übernehmen, passiert der Schleppende das havarierte Schiff in Lee und lässt sie sich zuwerfen. Der Havarist sucht zunächst einen sicheren Halt für die Schleppleine, belegt den Fixpunkt an Bord aber nur mit einem Rundtörn, um beim Anfahren des Schleppverbandes die Möglichkeit ausschöpfen zu können, die Leine ein wenig zu fieren, um eine ruckartige Belastung des Fixpunktes möglichst zu vermeiden bzw. zu verringern.
Länge der Schleppleine entscheidend
Generell sollte die Leine mindestens viermal so lang sein wie das Schiff, das geschleppt werden muss. Optimal, auch wenn nicht immer möglich, sollte die Leine über so viel Durchhang verfügen, um noch in der Mitte die Wasseroberfläche zu berühren. Kann wegen fehlender Länge so etwas nicht gewährleistet werden, hilft auch ein sogenanntes „Reitergewicht“ in der Mitte der Schleppleine, die nötige Dämpfung zu erzeugen.
Auf richtige Schleppgeschwindigkeit achten
Ein Fehler, der immer mal wieder vorkommt: Beim Abschleppen möchte man dem Havaristen gern einmal zeigen, was das eigene Boot zu leisten vermag und überschätzt dabei schnell die theoretische Rumpfgeschwindigkeit des Havaristen. Nimmt man die halbe Bootslänge des zu schleppenden Schiffes in Knoten, liegt man immer auf der sicheren Seite, auch wenn es gefühlt deutlich schneller gehen sollte.
Sonderfall: Schleppen nach Grundberührung
Als Sonderfall gilt das sogenannte Freischleppen bei Grundberührung, da hier von Anfang an deutlich mehr Kraft aufgewandt werden muss, um den Havaristen wieder flott zu machen als im tiefen Wasser nötig ist.
Man sollte sich dabei bewusst machen: Nicht nur der Widerstand des Wassers, auch die Reibwirkung des Meeresgrundes, auf dem das havarierte Schiff festsitzt, müssen überwunden werden.
Die logische Folge: Die einwirkende Kraft sollte noch deutlich besser auf verschiedene Fixpunkte an Bord des Grundsitzers verteilt werden, um Beschädigungen an Klampen etc. zu vermeiden. Dazu eignet sich auch hier der eingangs schon erwähnte Hahnepot.
Gleiches gilt natürlich auch für das schleppende Schiff. Auch wenn es in solchen Fällen manchmal hektisch zugeht, die akribische Vorbereitung solch eines Schleppvorgangs sichert letztlich den Erfolg und schont das wertvolle Material.
Längsseits schleppen sorgt für Sicherheit in Marinas
Als weitere Variante, ein Schiff zu schleppen, kann man beispielsweise in Marinas oder engen Fahrwassern das Längsseitsschleppen wählen. Wichtig dabei: Das schleppende Schiff nimmt das abzuschleppende Schiff immer an der Seite auf, zu der sich der Propeller des Schleppenden dreht, in den meisten Fällen dürfte es sich dabei um die Backbordseite handeln. Möglichst dicke Fender sollten beide Schiffe vor Beschädigungen schützen, doch Vorsicht: Viele Fender verfügen im oberen Bereich über Stahlösen, die nur einseitig abgedeckt sind. Ein Umstand, der in der Hektik allerdings schnell übersehen werden kann und zu Beschädigungen am Gelcoat der Außenhaut führt.
Längsseits schleppen: festen Verbindung schaffen
Das Heck des schleppenden Bootes sollte freibleiben, um die Manövrierfähigkeit des Schleppverbandes zu erhalten. Dabei ist von Vorteil, wenn die Leinen so gespannt werden, dass sich der Schleppverband als kompakte Einheit präsentiert. Vorleine, Vorspring, Achterleine und Achterspring müssen je nach den Gegebenheiten, die sich anbieten, eine möglichst feste Verbindung schaffen.
Für den Schlepp lieber gleich die Profis vom SeaHelp Pannendienst rufen
Wem das allerdings letztlich zu aufwendig erscheint oder wer Bedenken hegt, solch eine ungewohnte Situation auf Anhieb zu meistern, ohne unnötige Schäden zu verursachen, dem bleibt immer noch ein Anruf bei der SeaHelp HelpLine. In durchschnittlich 20 Minuten sind die Schlepp-Profis von SeaHelp vor Ort und haben mit ihrer langjährigen Erfahrung die Situation schnell im Griff.
Je nach Größe des Einsatzbootes können die Gelben Engel der Adria bis zu 100 Tonnen schwere Yachten (bis zu ca. 35 Meter Yachtlänge) sicher in Schlepp nehmen. Um es exakt zu formulieren: Ein kleines Einsatzboot mit 2 x 150 PS Yamaha-Motoren kann Yachten bis 30 Tonnen Eigengewicht (bis ca. 20m Yachtlänge) schleppen, die überwiegend im Einsatz befindlichen Technomarine-Einsatzboote mit 2 x 600 PS sind in der Lage, Yachten bis 100 Tonnen (bis ca. 35m Yachtlänge) in Schlepp zu nehmen.
Spezialausrüstung auf SeaHelp-Einsatzbooten: Bis zu 100 Tonnen kein Problem!
Im Gegensatz zu herkömmlichen Booten und Yachten verfügen die SeaHelp-Einsatzbooten über spezielle Abschlepp-Poller, die durchgehend bis zum Kiel in GFK einlaminiert sind und zusätzlich noch abgestützt werden auf die Spiegelplatte im Heck, an die die 600 PS der beiden Yamaha-Außenborder drücken. Die Spezialvorrichtung sorgt für entsprechenden Schutz des Schleppers, den so in der Form kaum ein privates Boot oder eine private Yacht bieten kann.
Ein weiterer Vorteil bei der Inanspruchnahme der SeaHelp-Dienstleistung „Abschleppen“: Beim abschleppen durch SeaHelp ist der Abzuschleppende über SeaHelp versichert gegen eventuell auftretende Schäden, die durch den Schleppenden verursacht werden.
Achtung: Motor kann beim Abschleppen überhitzen
Aber auch ein weiterer Aspekt, der sich oftmals nicht sofort auftut, sollte nicht außer Acht gelassen werden: Wem das nötige Gefühl und die Erfahrung beim Schleppen fehlt, der neigt schon mal dazu, den Motor in der Hektik zu überhitzen. Auch wenn sich solch ein Schaden nicht sofort zeigt, sind Langzeitschäden nicht ausgeschlossen.
Risikoabwägung Schlepp: Von Privat oder doch lieber vom Profi?
Die Pflicht zur Hilfeleistung, wenn Leib und Leben in Gefahr sind, besteht auf See in jedem Fall. Doch in vielen Fällen besteht nicht die Notwendigkeit eines sofortigen Eingriffs, eine zeitliche Verzögerung von weniger als einer halben Stunde bis zum Eintreffen des SeaHelp-Einsatzbootes erscheint oftmals tolerierbar. Und bei sorgfältiger Risikoabwägung dürfte es wohl in den meisten Fällen einer Havarie auf See sinnvoller sein, die Abschlepp-Profis von SeaHelp zu rufen und damit unnötige Risiken zu vermeiden.
Schnelle Schlepp-Hilfe dank SeaHelp-App
Mit nur zwei Klicks auf der kostenlosen SeaHelp-App für iOS (Apple) und Android (z.B. Samsung, Xiaomi, Oppo, Huawei, Sony, LG, usw.) Betriebssystem, die übrigens für alle Skipper, ob SeaHelp Mitglieder oder Nicht-Mitglieder, deutliche Vorteile bringt, ist man bereits in der SeaHelp-Zentrale, hat seinen Standort bereits automatisch übermittelt und erhält nach telefonischer Rückmeldung durch die Zentrale auf Wunsch schnelle Hilfe. Für SeaHelp-Mitglieder sind die Schleppvorgänge bis in den nächsten sicheren Hafen sogar kostenfrei. Ein Grund mehr, warum sich eine Mitgliedschaft in Europas größtem nautischen Pannendienst in jedem Fall lohnt, um sicher und beruhigt auf den nächsten Törn zu gehen.
Teil 2 folgt: Rechtliche Aspekte beim Schleppen von Schiffen, Booten, Yachten
Übrigens: Den rechtlichen Aspekten, die das Abschleppen von Schiffen, Booten und Yachten betreffen, widmen wir einen unserer nächsten Beiträge.