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Training für den Ernstfall: Spezielle Seesicherheitstrainings schulen Skipper und Crew für das richtige Verhalten im Notfall

See-Sicherheitstraining: Rettungsinsel
© Sandra-Valeska Bruhns

Für die Teilnahme an Hochseeregatten sind sie verbindlich vorgeschrieben: Vom Weltsegelverband World Sailing zertifizierte spezielle Sicherheitstrainings für Seglerinnen und Segler. Cruiser und Charterer hingegen müssen nie nachweisen, dass sie den Umgang mit Feuerlöscher und Seenotmunition beherrschen und wissen, wie man in eine Rettungsinsel klettert. Eigentlich ist das falsch, denn ein Seenotfall kann jedem passieren. Gut, wenn man weiß, wie man im Extremfall richtig handelt.

Ein See-Sicherheitstraining ist für alle interessant und wichtig, die gemeinsam auf Tour gehen und nicht nur von einem belebten Hafen in die nächste beliebte und entsprechend gut gefüllte Ankerbucht wechseln. Und zwar für alle Crewmitglieder, nicht nur für Skipper oder Skipperin. Im Ernstfall kommt es darauf an, dass alle wissen, was getan werden muss. Nicht nur in der Theorie, sondern auch praktisch erprobt. Verletzen kann man sich überall, und wenn es den Skipper oder die Skipperin trifft, muss ein vermeidlich unbedarftes Crewmitglied eingreifen können. Und egal ob Regattayacht oder Familien-Cruiser: Die meisten Schiffe brennen gleich gut. Insofern sollte jeder Passagier wissen, wo der Feuerlöscher deponiert ist und wie man ihn bedient.

In einem speziellen Sicherheitstraining werden der Einsatz von Rettungsinsel und Automatikweste im Schwimmbad erprobt, kleinere Brände auf offenem Gelände gelöscht und Seenotmunition testweise abgeschossen. Dazu kommen Theorieeinheiten, in denen die Erfahrungen aus der Praxis vertieft werden.

Spezielle Sicherheitstrainings für Segler

Nur wer einmal mit Ölzeug im Wasser lag – auch wenn es sich um ein wohltemperiertes Schwimmbad handelt – weiß, wie schwer es ist, mit vollgesogenen Klamotten zu schwimmen. Und nur der kennt das Gefühl, von einer sich selbsttätig aufblasenden Rettungsweste über Wasser gehalten zu werden. Um diesen Ernstfall möglichst realistisch nachzustellen, bringen die Teilnehmer der Sicherheitstrainings ihr eigenes Ölzeug sowie wenn vorhanden die eigene Rettungsweste mit.

Je nach Fahrtgebiet wird empfohlen, auch Gummi- oder Seestiefel für die Übung im Schwimmbad anzuziehen sowie warme Bekleidung unter dem Ölzeug. Nur so lässt sich am besten simulieren, wie viel Kraft es kostet, mit aufgeblasener Rettungsweste und Bekleidung in eine bestimmte Richtung zu schwimmen. Deutlich leichter ist es dagegen, sich auf dem Rücken treibend von der Weste über Wasser halten zu lassen.

 

See-Sicherheitstraining: Rettungsweste
© Sandra-Valeska Bruhns

 

Seenotfall wird im Schwimmbad simuliert

Ebenso zeigt sich bei der harmlosen Übung im Schwimmbad, das es gar nicht so leicht ist, über die wackelige Strickleiter der Rettungsinsel in die lebensrettende, schwimmende Kapsel zu gelangen. Auch wenn in dem türkisgrün gekachelten Becken kein hoher Wellengang herrscht und das Wasser entspannte 20 Grad hat: Die Strickleiter bewegt sich durch die Köperbewegungen der Schwimmer eher vom Körper weg- als hin, die wackeligen Hölzer hinaufzuklettern erfordert eine gute Koordination und viel Kraft in den Armen.

 

See-Sicherheitstraining: Rettungsinsel - Strickleiter
© Sandra-Valeska Bruhns

 

Ist die maximale Anzahl von Personen für die Rettungsinsel erreicht, werden auch bei der Übung im Schwimmbad die Luken bzw. die Reißverschlüsse zugemacht. Schnell wird so deutlich, dass es in der Rettungsinsel sehr eng ist, je nach Witterung sehr warm und alle, die zur Seekrankheit neigen, das dringende Bedürfnis verspüren, schnell wieder auszusteigen.

Notfallpläne werden erarbeitet

Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, die Rettungsinsel ins Wasser zu lassen und das sinkende oder vielleicht auch brennende Schiff zu verlassen? Genau das lernt man in einem Seesicherheitstraining, das mit einem guten Mix aus Theorie und Praxis nicht nur das richtige Verhalten in Gefahrensituationen lehrt, sondern auch Denkanstöße für die Gefahrenpotenziale an Bord gibt.

Wie reagiert man richtig, wenn die Pantry Feuer fängt? Die meisten von uns wissen sicher noch, dass man einen Fettbrand nicht mit Wasser löscht und versuchen sollte, die Flammen mit einem Tuch zu ersticken. In einem speziellen Sicherheitstraining darf jeder mit einem herkömmlichen Pulverlöschen probieren, ein loderndes Feuer zu bekämpfen. Wobei Experten empfehlen, in der Nähe der Pantry, wo die meisten Brände an Bord entstehen, eine Dose Feuerlöschspray zu deponieren. Dieses Spray – das einer herkömmlichen Haarspraydose entsprechend per Knopfdruck bedient wird – löscht zuverlässig und schnell einen lokalen, kleinen Brandherd und dringt nicht wie der Schaum der Feuerlöscher in alle kleinen Ritzen und Winkel im Schiff und in die Kabelkanäle ein.

Korrekte Verwendung von Seenotmunition

Ebenfalls Bestandteil eines Seesicherheitstrainings sind das Kennenlernen der verschiedenen Seenotmunitionen und ihre korrekte Verwendung. Wann ist ein orangefarbener Rauchtopf, der lange seine Farbe abgibt, ein gutes Mittel, um gesehen zu werden? Wann sollte besser eine sehr hoch aufsteigende, aber rasch verglimmende Seenotrakete gezündet werden?

 

See-Sicherheitstraining: orangefarbener Rauchtopf
© Sandra-Valeska Bruhns

 

Diese praktischen Übungen werden in den Seminaren mit theoretischen Einheiten kombiniert, wenn die Seglerinnen und Segler über mögliche Gefahrensituationen bei sich an Bord in der bekannten Crewkonstellation nachdenken. Wer länger in einsamen Revieren auf Tour ist, kann mit ausgearbeiteten Notfallplänen, die alle Crewmitglieder kennen müssen, für den Notfall vorbereiten. Diese ausgearbeiteten Notrollen, die gedruckt und laminiert beispielsweise in der Navigationsecke für alle schnell zugänglich verstaut werden können, sind eine sinnvolle Erweiterung zur obligatorischen Sicherheitseinweisung zu Beginn eines Törns.

Interessant für alle Crewmitglieder

Weitere Themen, die auf einem speziellen Sicherheitsseminar für Wassersportler besprochen werden müssen, sind Leckabwehr, Mensch-über-Bord Manöver, erste Hilfe auf See, das richtige Verhalten bei schwerem Wetter und Hilfe bei Seenotfällen. Wichtig ist, dass alle Kursteilnehmer lernen, wie die an Bord vorhandene Ausrüstung im Notfall korrekt angewandt wird.

Die meisten dieser Kurse finden als kompakte Wochenendseminare statt, bei denen eine Gruppe von bis zu 20 Personen alle theoretischen und praktischen Stationen gemeinsam durchläuft und in kleinen Teams Lösungs-Szenarien zu von den Trainern vorgegeben Problemstellungen erarbeitet. Insbesondere der Austausch der Teilnehmer untereinander, die alle einen unterschiedlichen seglerischen Erfahrungshorizont haben, gibt dem Seminar zusätzliche Impulse und Denkanstöße.

Die speziellen Kurse für Sicherheit auf See werden von verschiedenen Segelschulen und Verbänden angeboten, wer für die Teilnahme an einer Regatta oder einer Geschwaderfahrt einen Nachweis über die erfolgreiche Durchführung des Trainings braucht, sollte beim Buchen des Kurses darauf achten, dass es sich um ein von World Sailing zertifiziertes Kursangebot handelt.

Die Kurse kosten je nach Anbieter rund 350,00 Euro. Der Weltsegelverband empfiehlt die Auffrischung des Kurses alle fünf Jahre. Im schleswig-holsteinischen Ratzeburg organisiert das Team H3 seit vielen Jahren sehr erfolgreich diese Trainings in Kooperation mit einem Segelclub und der Freiwilligen Feuerwehr. Auf dem Programm der Akademie des Deutschen Segler-Verbandes stehen ebenfalls spezielle Sea Survival Trainings.

Im Westen Deutschland führt Sailing Island diese Kurse in Kooperation mit dem Hallenbad in Mönchengladbach durch. Seglerinnen und Segler aus Bayern können bei Activesail in Nürnberg ein entsprechendes Seminar buchen. In Österreich bietet der erfahrene Offshore- und Mintransat-Segler Christian Kargl von World Sailing zertifizierte Sicherheitstrainings an.

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