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welches Gerät ist für den Notfall besser geeignet? Personal Locator Beacon (PLB) contra Smartphone und EPIRB

Personal location beacon (PLB)
Personal location beacon (PLB) © snyfer | Adobe Stock

Während in unserem letzten Beitrag auf die Funktionsweise einer Emergency position-Indicating radiobeacon station (EPIRB) eingegangen wurde, geht es bei diesem Beitrag um PLB´s (Personal Locator Beacons), kleine, tragbare Geräte, die entwickelt wurden, um in abgelegenen oder gefährlichen Situationen Rettungsaktionen nach Personen auszulösen. Warum sind die PLB´s besser für den Notfall geeignet als Smartphones, und was zeigt ein direkter Vergleich zu einer EBIRB?

Eine Funkbake zur Kennzeichnung der Notposition (engl. Emergency position-Indicating radiobeacon station, oder kurz: EPIRB), gehört heute für jeden Langfahrtsegler zur Seenot-Sicherheits-Grundausstattung.

Die Geräte, welche auf deutsch auch „Funkbake zur Kennzeichnung der Seenotposition“ (oder kurz: Notfunkbake) genannt werden, sind, vereinfacht gesagt, zunächst nichts weiter als eine Funkstelle des Mobilfunkdienstes, deren Aussendungen die Such- und Rettungsarbeiten von Booten auf See erleichtern sollen.

In der Regel werden bei EPIRBs kleine Funksender eingesetzt, beispielsweise als Rettungsgerät-Funkstelle, mit deren Hilfe Satelliten oder Search-and-Rescue-Einsatzkräfte Flugzeuge, Schiffe oder Sportboote in Not orten und retten können. Befindet man sich jedoch auf unterschiedlichen Booten auf See, ist oft eine PLB sinnvoll, die personengebunden ist.

 

EPIRBs (für den Einsatz auf See)
© NOAA – US National Oceanographic and Atmospheric Association

 

Auch bei Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Camping in Gebieten ohne Mobilfunk-Anbindung, für Piloten und Luftsportler als zusätzliche Sicherheit oder bei Arbeiten an abgeschiedenen Orten (Expeditionen, wissenschaftliche Arbeiten oder Bauprojekte) machen die kleinen, tragbaren sogenannten Personal Locator Beacons oft Sinn.

EPIRB´s sind größer und schwerer als PLB´s und sind einem bestimmten Schiff zugeordnet

Eine Personal Locator Beacon (PLB) funktioniert dabei ähnlich wie ein bereits beschriebenes EPIRB-System, es gibt aber auch einige Unterschiede. So haben die (größeren und schwereren) EPIRBs beispielsweise eine standardisierte Sendeleistung und sind für den Betrieb über große Entfernungen ausgelegt, um im offenen Meer präzise Signale zu senden – optimiert für die Erkennung über Satelliten und Flugzeuge. Die Betriebsdauer beträgt mindestens 48 Stunden kontinuierlicher Signalübertragung nach Aktivierung.

PLBs bieten zwar ebenfalls eine globale Abdeckung, senden jedoch nicht so lange wie EPIRB´s und können auch eine etwas geringere Sendeleistung als EPIRBs besitzen. Dann sind sie für kürzere Entfernungen ausgelegt, was bei maritimen Einsätzen in entlegenen Gewässern einen Nachteil darstellen kann (moderne PLB´s können jedoch die gleich hohe Sendeleistung wie EPIRBs haben, ein Vergleich lohnt). Gemeinsam ist beiden Systemen, dass es sich jeweils um einen elektronischen Sender handelt, der Rettungskräfte auf eine lebensbedrohliche Situation des Besitzers aufmerksam macht.

Ein PLB ist zunächst ein kleines tragbares Gerät, das bei Aktivierung ein Notsignal aussendet, das von einem globalen Satellitensystem empfangen werden kann. Dieses leitet die Nachricht dann an Bodenempfänger und das entsprechende Rettungsleitzentrum (RCCS) weiter. Diese RCCs schicken dann ein Such- und Rettungsteam (SAR), um der in Not geratenen Person zu helfen (siehe dazu bereits Beitrag über EPIRB´s).

PLB´s werden heute oft schon in Mann-über-Bord-Ausrüstung (MOB) wie Rettungswesten, aber auch bei verschiedenen Wassersportarten verwendet

Die viel kleineren, handlicheren PLB-Ortungsgeräte sind eine relativ neue Ergänzung der Rettungsoptionen für Wassersportler und diejenigen, die Aktivitäten außerhalb der Zivilisation nachgehen. PLBs werden inzwischen oft in Mann-über-Bord-Ausrüstung (MOB) wie Schwimmwesten, aber auch bei Wassersportarten wie Kite- oder Windsurfen verwendet.

Es gibt verschiedene Arten und Modelle von PLB-Notfallbaken, von sehr einfach bis sehr fortgeschritten. Die einfacheren PLB`s besitzen lediglich einen 406-MHz-Sender, hierbei handelt es sich zumeist um die preiswerteren Versionen. Modelle mit einem 406-MHz-Sender plus einem 121,5-MHz-Zielsender (Homing) sind etwas teurer, können die Retter jedoch schneller und zielgenauer in die Nähe des jeweiligen Standorts schicken.

Alle neueren PLB`s verfügen heute jedoch über einen internen GPS-Empfänger (Global Positioning System), dieser ermöglicht es dem Gerät, den aktuellen Standort mit der Notrufmeldung zu senden.

Die Notfallkommunikation erfolgt, indem ein Notfallsignal an das COSPAS-SARSAT-Satellitensystem gesendet wird, das weltweit betrieben und unabhängig vom Mobilfunk ist. Dieses Signal enthält eine eindeutige Identifikationsnummer (Hex-ID), die auf den jeweiligen Benutzer registriert ist (im Gegensatz zu EPIRBs, deren Code einem speziellen Schiff zugeteilt ist).

PLB´s sind unabhängigkeit von Mobilfunknetzen – einer der Vorteile von PLB´s gegenüber Smartphones

In der Unabhängigkeit von Mobilfunknetzen ist auch der größte Vorteil von PLB´s gegenüber Smartphones zu sehen: Smartphones sind auf Mobilfunk- oder WLAN-Netzwerke angewiesen, die in abgelegenen Gegenden oft nicht vorhanden sind – ein Notruf mit dem Handy ist hier oft nicht möglich.

Eine Ausnahme bilden moderne Apple-Geräte wie das iPhone (ab iPhone 14) und die Apple Watch Ultra Modelle, die über eine Satelliten-Notruf-Funktion verfügen. Diese ermöglicht es den Nutzern, auch ohne Mobilfunkempfang einen Notruf abzusetzen und Rettungskräfte zu alarmieren. Laut Apple ist diese Funktion bei Aktivierung eines entsprechenden Geräts zwei Jahre lang kostenfrei nutzbar und stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, da sie insbesondere in entlegenen Gebieten eine zusätzliche Sicherheitsoption bietet.

Weitere Vorteile einer PLB gegenüber einem modernen Handy ist die lange Batterie-Lebensdauer: Batterien eines PLB halten oft fünf bis sieben Jahre im Standby-Modus und ermöglichen nach Aktivierung eine Betriebsdauer von 24 Stunden oder mehr. Darüber hinaus sind PLB´s speziell für Notfallsituationen entwickelt und getestet, Wetter (insbesondere extreme Temperaturen), Feuchtigkeit oder Stöße machen den Geräten nicht viel aus.

Zudem sind die PLB´s ganz einfach zu bedienen: es gibt keine komplexen Apps oder Menüs, die man auswählen muss – die einfache Aktivierung, zumeist durch einen Knopfdruck, genügt. Durch den Satellitenempfang und die Ortung via GPS können in kürzester Zeit exakte Koordinaten an die Retter geliefert werden – Smartphones können demgegenüber nur relativ ungenaue oder gar keine Standortdaten liefern, insbesondere bei schwachem Empfang.

Schließlich sind für PLB´s keine Abos oder Mobilfunkverträge nötig; nach der Registrierung (auf eine Person oder nach MMSI) fallen keine weiteren Gebühren an. Speziell für Wassersportler (Surfer, Kiter, Jollensegler, SUP, Paddler oder Ruderer) interessant sind die PLB´s, da sie neben der Wasserdichtigkeit auch einen gewissen Auftrieb besitzen, also nicht untergehen können, und zumeist praktische Halteclips besitzen.

Wer sich eine PLB zuzulegen will, sollte auf einiges achten

Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine PLB zuzulegen, sollte darauf achten, dass das Gerät klein und kompakt ist, dass es starke Schläge aushält, ohne auszulösen, und dass es sich um ein im Notfall einfach zu bedienendes Gerät handelt. Weitere Überlegungen sind, dass man das Gerät sicher und einfach befestigen können sollte.

Eines der derzeit kompaktesten am Markt erhältlichen PLB´s ist das nur 77 x 51 x 32,5 mm messende und lediglich 116 g wiegende RescueMe PLB1 von Ocean Signal. Dieser Seenotsender bietet im Notfall gleich drei Möglichkeiten, um den Standort zu übertragen bzw. auf sich aufmersam zu machen: neben dem 406 MHz-Signal (Satellit) gibt es ein Homing Signal auf 121,5 kHz sowie ein LED-Blitzlicht mit hoher Intensität.

Die RescueMe PLB1 von Ocean Signal wird einfach an der Rettungsweste oder einem Gürtel befestigt; die Antenne wird beim Einsatz herausgezogen. Vorteil des Gerätes: es kann zur Not auch nur mit einer Hand bedient werden. Eine Abdeckung schützt die Taste zur Aktivierung und verhindert eine versehentliche Auslösung.

Die Batterie-Lebensdauer wird vom Hersteller auf sieben Jahre beziffert, das Gerät soll bis zu 15 m wasserdicht sein, die Arbeitstemperatur wird mit einer Range von -20° C bis +55°C angegeben.

Was ist bei der Sendeleistung zu beachten?

Zu den Fakten (und den Unterschieden) bei PLB´s und EPIRB´s befragten wir Steve Moore, Produktmanager bei der Ocean Signal Ltd.

„Die Sendeleistung ist wichtig für die Reichweite, muss aber auch begrenzt sein, damit ein EPIRB oder PLB für die vorgeschriebene Zeit senden kann“, sagt Steve Moore. Ein EPIRB müsse 48 Stunden senden und ein PLB müsse nach der Aktivierung 24 Stunden senden können. Die verschiedenen Frequenzen, die von EPIRBs und PLBs gesendet werden, dienten völlig unterschiedlichen Zwecken und würden sich daher auch in der Ausgangsleistung unterscheiden.

„Die primäre Übertragung für ein EPIRB und PLB ist das 406-MHz-Satellitensignal Cospas-Sarsat. Die auf dieser Frequenz gesendeten Daten enthalten die Identität des „Beacons“ und die GNSS-Positionsinformationen und werden von Instrumenten an Bord von Satelliten in geostationären und niedrigen Erdumlaufbahnen empfangen. Atmosphärische und Seegangsbedingungen haben nur minimale Auswirkungen auf diese Übertragung“, sagt Steve Moore.

Die Frequenz 121,5 MHz sei dagegen lediglich „ein Zielsignal, das Such- und Rettungsdienste innerhalb des lokalen Suchbereichs“ leiten würde. Richtungsempfänger seien hier im Allgemeinen an Rettungsfahrzeugen (Hubschraubern und Rettungsbooten) angebracht. Dieses Signal werde zwar von den atmosphärischen Bedingungen und dem Seegang beeinflusst, werde aber lokal zusammen mit sichtbaren und infraroten Blitzlichtern zur endgültigen Ortung eines Unfallopfers verwendet.

Die Ocean Signal EPIRB3 und PLB3 enthielten im übrigen auch DSC- und AIS-Sender, die Signale im VHF-Frequenzband (im Allgemeinen als Sichtlinienbereich bezeichnet) senden würden, die von jedem Schiff in Reichweite empfangen werden könnten, das mit einem DSC-Radio oder AIS-Empfänger ausgestattet sei, ergänzt der Produktmanager von Ocean Signal.

Übrigens: eine Programmierung ist im Preis von ca. 400 Euro bei diesem Gerät mit inbegriffen (MMSI-Nummer). Weitere Anbieter von PLB´s sind etwa Garmin, Onwa und McMurdo. Erhältlich sind die Geräte bei allen gängigen Wassersport-Ausrüstern und Online-Händlern.

Bei der PLB – wie auch bei den EPIRB´s gilt: der Besitzer sollte sich vorher mit der Funktionsweise beschäftigen

Bei der PLB – wie auch bei den bereits beschriebenen EPIRB´s – sollte sich der Benutzer vor Beginn seines Törns bzw. Ausfluges mit der Funktionsweise des Gerätes beschäftigen, denn es handelt sich um kein Spielzeug – auch ein versehentliches Auslösen bedeutet unweigerlich die Auslösung einer Rettungskette. Jeder Nutzer sollte deshalb die Bedeutung einer PLB, die Grundzüge des Funktionierens und die Art der Auslösung kennen.

Dazu gehört beispielsweise auch, dass bei einem versehentlichen Auslösen nicht nur die PLB sofort wieder ausgeschaltet werden muss, sondern zusätzlich auch (nach Möglichkeit) unverzüglich die entsprechenden Rescue-Center zu informieren sind, dass kein Notfall vorliegt.

Einen direkten Vergleich zwischen PLB und EPIRB soll die nachfolgende Tabelle veranschaulichen:

Vergleich

PLB (Beispiel RescueMe PLB1 von Ocean Signal)

EPIRB (Beispiel RescueMe EPIRB2 von Ocean Signal)

Anwendung

  • soll Rettungskräfte auf eine lebensbedrohliche Situation in der Luft, auf dem Wasser oder in abgelegenen Gebieten aufmerksam machen

  • personengebunden Registrierung

  • wird auf See verwendet, um Such- und Rettungsdienste (SAR) in Not oder bei einem Notfall zu alarmieren, wird auf Schiffen installiert

  • Registrierung über ein bestimmtes Boot 

Einsatz

weltweit auf See oder an Land (je nach Frequenz)

auf See / Hochsee

GPS-Empfänger

66-Kanal GPS 

72-Kanal GPS

Auslösung

manuell (Knopfdruck)

automatisch im Wasser oder manuell

Batterie-Lebensdauer

Jahre

10 Jahre

Standortübertragung

  • 406 MHz  Satelliten-Kommunikation für globale Abdeckung

  • 121,5 kHz Homing Signal zur Lokalisierung durch Rettungskräfte

  • AIS-Transmitter, LED Blitzlicht mit hoher Intensität

  • 406 MHz  Satelliten-Kommunikation für globale Abdeckung

  • 121,5 kHz Homing Signal zur Lokalisierung durch Rettungskräfte

  • Infrarot LED-Blitzlicht: Hohe Intensität für bessere Sichtbarkeit in der Dunkelheit

Sendedauer

24 h bei -20°C

48 h bei -20°C

Reichweite/Leistung

406MHz Transmitter

  • Transmit Power 5W

  • Typische Frequenz 406.031 MHz ±1KHz

  • Modulation Phase ±1.1

  • Radians (16K0G1D)

  • Encoding Biphase L

  • Rate 400 bps

  • Transit Power (EIRP) 12W

  • Frequenz 406.031 MHz ±1KHz

  • Modulation Phase ±1.1

  • Radians (16K0G1D)

  • Encoding Biphase L

  • Rate 400 bps

AIS Transmitter

  • Transmit Power (EIRP) 1Watt ±3dB

  • Frequenz 161.975/162.025MHz ±500Hz

  • Baud rate 9600baud

  • Synchronisation UTC

  • Messages Message 1 (Position)

  • Message 14 (Status)

  • Repetition interval 8 messages/minute

  • Message 14 sent twice every 4 minutes

  • Transmit Power (EIRP) 1Watt ±3dB

  • Frequenz 161.975/162.025MHz ±500Hz

  • Baud rate 9600baud

  • Synchronisation UTC

  • Messages Message 1 (Position)

  • Message 14 (Status)

  • Repetition interval 8 messages/minute

  • Message 14 sent twice every 4 minutes

121.5MHz Transmitter

  • Transmit Power (PERP) 25-100mW

  • Frequency 121.5 MHz

  • Modulation Factor 0.85-1.0

  • Modulation Duty Cycle >35%

  • Frequency Stability ±50ppm

  • Duty Cycle 98%

  • Modulation Swept Tone AM (3K20A3X)

  • Transmit Power (PERP) 50mW ±3dB

  • Frequency 121.5 MHz

  • Modulation Factor 0.85-1.0

  • Modulation Duty Cycle >35%

  • Frequency Stability ±50ppm

  • Frequency Stability ±50ppm

  • Duty Cycle >98%

Arbeitstemperatur

-20° C - +55°C

-20° C bis +55° C

Abmessungen

7,7 cm x 5,1 cm x 3,25 cm

41 cm (Höhe) x 10,1 cm (Durchmesser) mit Antenne

Wasserdicht

JA

JA, bleibt beim Schwimen aufrecht

Gewicht

116 g

422 g

Preis

ca. 400 Euro

ca. 800 Euro

Registrierung

  • als personenbezogene PLB mit englischer Programmierung oder mit Programmierung der MMSI-Nummer

  • Erstprogrammierung einer MMSI ist beim Kauf im Preis inbegriffen

  • personenbezogene Registrierung erfolgt direkt durch den Nutzer in UK

  • MMSI-Nummer

  • Erstprogrammierung ist im Preis inbegriffen

  • ID Code der EBIRB wird dem Boot zugewiesen

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