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Akkus an Bord: Lithium-Batterien – contra LiFePO4-Akkus

Northman 1200 Electric mit LiFePO4-Akkus
Northman 1200 Electric (Länge: 12,26 m, Breite: 3,50 m, Tiefgang: 0,80 m)© muencheberg.media

Natural Yachts heißt ein kleines Familienunternehmen aus dem niederländischen Ort Marknesse bei Vollenhove in der Provinz Flevoland, das bis zu 12 Meter lange Motor- und Segelyachten verchartert und verkauft. Das Besondere: alle Boote fahren rein elektrisch, und: statt konventioneller Lithium-Ionen-Akkus verbaut das innovative Unternehmen Akkumulatoren auf Lithium-Eisenphosphat-Basis (LiFePO4-Akkus). Die Vorteile liegen auf der Hand, sagt Natural Yachts-Geschäftsführer Jurjen Poorting im SeaHelp-Gespräch.

Die Zukunft auf dem Wasser ist elektrisch, daran scheint es keinen Zweifel mehr zu geben. Die Frage ist nur, wann es so weit sein wird (siehe dazu auch schon unsere News zu Mallorca, Marine-Hybrid-Antriebssysteme und Elektro-Antrieb von eD-TEC).

Einer, der seiner Zeit schon seit langem voraus ist, und die Elektrifizierung auf dem Wasser schon seit einigen Jahren vorweggenommen hat, ist Jurjen Poorting. Mit seinen Firmen Natural Yachts und Electric Ship Facilities, in denen auch seine drei Kinder Josien, Sarah und Hylke mitarbeiten, bietet er verschiedene Motor- und Segelyachten für die Charter und zum Verkauf an.

 

Josien, Sarah, Jurjen, Hylke Poorting von Natural Yachts
Josien, Sarah, Jurjen, Hylke Poorting von Natural Yachts© muencheberg.media

 

Alle Yachten von Natural Yachts fahren elektrisch, sogar die Werft-Pkw sind Stromer

„Unsere Yachten haben alle eines gemeinsam“, sagt Jurjen Poorting: sie alle würden keine konventionellen Diesel- oder Benzin-Verbrenner-Antriebe nutzen, sondern „alle fahren elektrisch“.

Selbst seine Werft-Pkw sind „Stromer“, und das Dach der großen Werfthalle werde demnächst mit Solarzellen bestückt werden, die eine Ladestation für Boote mit Energie beliefern solle. „Demnächst, vielleicht schon im nächsten Jahr, werden wir der weltweit erste „Natural Harbour“ sein, der komplett elektrisch funktionieren werde“, sagt Poorting.

Doch dabei belässt es der Tüftler nicht: Bei E-Antrieben haben Lithium-Batterien in den letzten Jahren aufgrund ihrer hohen Energiedichte und Leistungsfähigkeit an Beliebtheit gewonnen; sie würden oft als Ersatz für herkömmliche Blei-Säure-Batterien verwendet, da sie leichter und kompakter sind und eine längere Lebensdauer haben.

 

Natural Yachts X Shore Eelex mit LiFePO4-Akkus
Natural Yachts X Shore Eelex© muencheberg.media

 

Bei der Verwendung von Lithium-Ionen-Akkus gibt es einige potentielle Gefahren

Allerdings gebe es auch einige potenzielle Gefahren bei der Verwendung von Lithium-Batterien an Bord von Yachten, insbesondere wenn sie nicht ordnungsgemäß installiert oder gewartet werden würden, sagt Poorting.

Eine der größten Gefahren von Lithium-Batterien sei die Möglichkeit von Bränden oder Explosionen. „Lithium-Batterien können bei Überhitzung oder Beschädigung in Brand geraten oder explodieren. Dies kann durch Überladung, Kurzschlüsse oder mechanische Beschädigungen verursacht werden“.

Auch die Wahl der korrekten Lithium-Batterien sei entscheidend für die Sicherheit an Bord.

Eine weitere potentielle Gefahr von Lithium-Batterien sei die Möglichkeit von Gasemissionen. „Lithium-Batterien können bei Überladung oder Überhitzung Gase abgeben, die giftig oder explosiv sein können“.

Natural Yachts verbaut konsequent ausschliesslich Lithium-Eisenphosphat-Akkus auf seinen Yachten

Um diese potentiellen Gefahren zu vermeiden, verbaut Jurjen Poorting in seinen Booten der Marken Northman, Nexus, Maxus und X-Shore ausschließlich LiFePO4-Akkus, wiederaufladbare Akkumulatoren, die auf Lithium-Eisenphosphat-Technologie basieren, auch als Lithium-Eisen- oder LFP-Akkus bezeichnet.

„LiFePO4-Akkus können bei Verwendung hochwertiger Baukomponenten eine höhere Sicherheit als herkömmliche normale Lithium-Ionen-Akkus aufweisen“, ist sich Poorting sicher, denn „sie weisen eine höhere thermische Stabilität auf und sind weniger anfällig für Überhitzung und thermische Instabilität“. Auch sei die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Feuer oder Explosionen verursacht würden.

Ein weiterer Vorteil der LiFePO4-Akkus bestehe in der Langlebigkeit, sagt Poorting: „LiFePO4-Akkus haben mit der passenden Konfiguration und einem guten Batterie-Management-System eine längere Lebensdauer als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus“. Bis zu 4.000 Ladezyklen könne man erreichen.

LiFePO4-Akkus sind zwar etwas teurer, können aber trotzdem kosteneffektiver sein

Den Vorteilen stünden aber auch einige Nachteile entgegen, dazu gehöre vor allem der Preis: „Obwohl LiFePO4-Akkus in der Regel teurer sind als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus, können sie aufgrund ihrer längeren Lebensdauer und höheren Leistung bei entsprechender Konfiguration mit Range-Extendern und Solaranlagen in einigen Anwendungen doch viel kosteneffektiver sein“, relativiert Poorting dieses Argument gleich wieder.

Weiterer Nachteil: LiFePO4-Akkus besitzen eine etwas geringere Energiedichte als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus, was bedeutet, dass sie weniger Energie pro Gewichtseinheit speichern können. Schließlich haben LiFePO4-Akkus auch eine geringere maximale Entladetiefe als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus, und sie liefern eine etwas geringere Leistung bei niedrigen Temperaturen.

Sicherheit an Bord geht über Alles, sagt Jurjen Poorting

Doch für Jurjen Poorting, der aus einer alten Fischer-Familie stammt, überwiegen die Vorteile von LiFePO4-Akkus eindeutig die Nachteile. Insbesondere wenn es um die Sicherheit an Bord geht, will der Bootsspezialist keine Kompromisse eingehen und Gefahren, wenn möglich komplett eliminieren.

Wir machen den Test – und sind überrascht: nach einer Fahrt mit einer Northman 1200, die mit Lithium-Eisenphosphat-Akkus bestückt ist, inklusive Kochen und der Benutzung der Heizung an Bord, leert sich der Engiespeicher nur minimal. Kurz an die Steckdose, und den Rest erledigt das Solarpaneel auf dem Dach der Motoryacht.

Ein gutes Gefühl, mit diesem Boot sicher, flüsterleise und kraftvoll unterwegs sein zu können – auch auf langen Strecken. Eines seiner Charter-Boote werde im Sommer mit einem Fuel Cell-Antrieb ausgestattet werden, sagt Jurien Poorting. SeaHelp wird darüber an dieser Stelle im September-Heft berichten.

Info Northman 1200 Electric: CE-Kategorie B, Länge: 12,26 m, Breite: 3,50 m, Tiefgang: 0,80 m. 6 Kojen, aufgeteilt in 3 Doppelkabinen, 2 x WC/Dusche, Bug- und Heckstrahlruder, Heizung, Induktionsherd, Solarkollektoren. Alle Energiesysteme des Bootes arbeiten vollelektrisch. Die Test- Yacht war mit einem Akkupaket mit einer Kapazität von 84 kWh bestückt (LiFePO4). Bei einer Geschwindigkeit von knapp 5 Knoten (9 km/h) hatte unser Test-Schiff eine Reichweite von 13 Stunden oder 115 km. Weitere Informationen: naturalyachts.com.

 

 

Gut zu wissen: SeaHelp ist mit aktuell vier Stützpunkten auch in den Niederlanden vertreten; und die Einsätzkräfte sind geschult im Umgang mit elektrisch angetriebenen Booten. Die Stützpunkte Makkum, Enkhuizen, Edam und Muiderzand werden gemeinsam mit dem holländischen SeaHelp-Partner Reddingsdienst betrieben. Helpline-Telefonnummer für die Niederlande: 0043 50 43 112.

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