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Bojenfelder in Kroatien: Die sechs häufigsten Irrtümer über Bojen

Bojenfelder Kroatien: Bojen immer vorher prüfen

Ihre genaue Zahl kennt niemand. Doch grob geschätzt gibt es weit über 120 Bojenfelder für Yachten in Kroatien. In diese Zahl nicht eingerechnet ist die unübersehbare Menge von Restaurant-Bojen sowie kleinen Campingplatz-Bojen für Trailerboote. Woran man erkennen kann, wie sicher eine Boje ist und warum Fehleinschätzungen zu Unfällen führen, erläutert der folgende Beitrag.

„An die Boje gehen ist allemal sicherer als Ankern.“

Diese weit verbreitete Meinung hört man häufig. Doch wie steht es wirklich damit?

Fakt ist: Ein gut gewartetes Bojenfeld ist sicher. Doch in den einschlägigen Törnführern finden sich immer wieder Hinweise auf unsichere, weil mangelhaft gewartete Bojenfelder – die „schwarzen Schafe“ unter Bojenfeldern sind also seit Jahren bekannt. SeaHelp-Gründer Wolfgang Dauser schätzt, dass immerhin 15% aller Bojenfelder für Yachten Wartungsmängel aufweisen.

Zu den Aufgaben von SeaHelp gehören auch Bergungen. Bergung bedeutet Fahrzeuge zu retten, die sich aus eigener Kraft nicht mehr in Sicherheit bringen können. „Etwa 80% dieser Bergungs-Einsätze werden verursacht, weil Bojen oder Anker nicht halten“, fasst Wolfgang Dauser seine Erfahrungen bei SeaHelp zusammen. „Und davon entfallen 70% auf Trailerboote, die anderen 30% auf größere Yachten. Die meisten davon erleiden Grundberührungen, die am Liegeplatz – also Bojenfeld oder Ankergrund – und nicht in Fahrt verursacht werden.“

Die häufigsten Ursachen sind abgerissene Leinen bis hin zu Yachten, die samt Boje im Starkwind auf Drift gehen, weil das Bojengewicht am Grund oder das Bojengeschirr dem Winddruck nicht standhalten.

Und wie steht es jetzt wirklich um die obige Einschätzung?

Wolfgang Dausers Einschätzung: „Wenn man korrekt ankert, ist Ankern für mich sicherer als die Boje. Es sei denn, man taucht zum Betonblock nach unten und zieht einen zusätzlichen Festmacher durch die Öse nach oben.“ Ein Verfahren, das man vor allem in Starkwind- oder Sturm-Situationen anwenden sollte.

 

Bojenfelder Kroatien: An Boje festmachen

 

„Die sieht doch gut aus. Da häng ich mich dran!“

Woran erkennt man eine Boje mit Wartungsmängeln? Dazu reicht oft schon der Augenschein.

Kriterium 1: Vor allem die Bojen innerhalb größerer Häfen wie beispielsweise Umag oder Novigrad werden vom lokalen Hafenamt, also einer nautischen Behörde betreut. Vertrauenswürdige Bojen wie diese sind mit Tonnage-Angaben zur Haltekraft in Tonnen sowie mit aktuellen Preisen beschriftet – ein erster Hinweis auf Sorgfalt eines Betreibers bei der Bewirtschaftung des Bojenfeldes.

Kriterium 2: Bojen ohne Muscheln sind neu. Ältere Bojen sollten an der Unterseite frei von wucherndem Muschelbewuchs sein. Grober Muschelbewuchs deutet darauf hin, dass sie – anders als erforderlich – über den Winter nicht aus dem Wasser kamen und vermutlich auch im Frühjahr die Verankerung nicht durch Taucher kontrolliert wurde. Wolfgang Dauser: „Wenn der Schwimmkörper oben nicht gepflegt ist, siehts unten an der Verankerung genauso ungepflegt aus. Wenn Haltetaue mit Muscheln besetzt sind, ist das Zeichen, vorsichtig zu sein. Auch Bojen, die den Kopf hängen lassen und schräg dümpeln, sollte man genauso misstrauisch begegnen wie solchen, die tief im Wasser hängen. Ihr Schwimmkörper könnte beschädigt oder die Spannung nach unten zur Verankerung zu groß sein.“

 

Bojenfelder Kroatien: Leine der Boje prüfen

 

Kriterium 3: Ist man im Zweifel, ob eine Boje hält, schadet es nie, dem Bojenbetreiber beim Kassieren tief in die Augen zu sehen und ihn arglosauf die Haltekraft und die letzte Wartung anzusprechen. Zwei Fragen, die auf konkrete Daten und Angaben zielen. Fällt die Antwort vage und unbefriedigend aus oder kommt ein Achselzucken, sollte man misstrauisch bleiben.

Kriterium 4: Nach dem Festmachen ist es gut, zu Schnorchel und Taucherbrille zu greifen und kurz die Boje unter Wasser in Augenschein nehmen. Führt die Leine vom Betonblock geradewegs nach oben? Oder liegt der Betonblock auf dem Kopf und hat Öse samt Leinenbefestigung unter sich begraben, so dass die Leine bei Zug an der Unterkante des Betonblocks scheuert?

 

Bojenfelder Kroatien: Betonblock der Boje unter Wasser prüfen

 

„An die Boje gehen ist easy. Man kann nicht viel falsch machen.“

Viele Skipper belegen die Leine zur Boje auf ihrem Vorschiffs falsch, ist Wolfgang Dauser Beobachtung: „Die Leine V-förmig von der Steuerbord-Klampe durch die Öse der Boje zu führen, um sie dann auf der Backbordklampe zu belegen, ist gefährlich. Es kann zum Durchscheuern der Leine führen. Die Öse ist oft rauh wie ein Reibeisen, das an scheuernden Festmachern stundenlang sägen kann. Gerade bei Starkwind die Nacht über kann es sein, dass die Leine aufgibt. Korrekt belegen heißt immer, Leinen-Anfang und Leinen-Ende auf einer Klampe zu belegen. Ich kann dann auch auswählen, ob ich Wind oder Sonne auf Backbord oder Steuerbord haben will.“

Was die Befestigung der Leine an der Boje angeht, sollte man sich unbedingt an die Beschreibung halten, die auf die meisten Bojen aufgedruckt ist. Ist an der Boje ein Leinenvorlauf vorhanden, sollte man diesen Leinen-Vorlauf verwenden, wenn er und die Boje tadellos aussehen.

 

Bojenfelder Kroatien: Befestigung der Boje prüfen

 

 

Immer mehr in Gebrauch kommen in Kroatien auch Bojen, die neben dem üblichen Leinenvorlauf auch eine Pilotleine zu einer Muring haben, die man als Landfeste am Heck befestigen sollte. Oder Bojenfelder nach dem englischen System, bei dem für ein Schiff je eine Boje am Bug und am Heck bereit liegt. So ungewohnt diese Sonderformen beim ersten Mal sein mögen: Man sollte sich stets an die Anweisungen auf der Boje halten.

„An der Boje weiß ich immer, was ich bezahle.“

Selbst bei Hafenämtern unterschieden sich oftmals die aufgedruckten Preise von den tatsächlich verlangten und beide wiederum von dem, was letztlich auf der Quittung steht. Oft gibts „Aufschläge“ gegenüber den angegebenen Preisen. Häufig weigert sich der Bojenbetreiber hartnäckig, eine Quittung auszustellen. Für den Skipper ist das nicht hinnehmbar. Wenn bei behördlichen Kontrollen von Schiffen keine Quittung vorgelegt werden kann, können Geldstrafen von einigen 100 Kuna verhängt werden.

„An der Boje kann ich auf keinen Fall mit einem anderen Schiff kollidieren. Oder auf Grund laufen.“

Häufig trifft man auf ungewöhnlich eng liegende Bojen, ein Hinweis darauf, dass daran hängende Schiffe während der Saison im Sturm samt Boje auf Drift gingen und das Betongewicht am Grund für die Schiffsgröße nicht ausreichend war.

Wolfgang Dauser: „Gerade Campingplätze bieten als Zusatzservice häufig für Trailerbootfahrer günstige Bojen. Vor allem bei diesen kleineren Bojenliegeplätzen sind die Grundgewichte auch mal irgendwelche betonierten Sonnenschirmständer. Geht ein Sommergewitter über das Bojenfeld eines Campingplatzes und es haut 30 Boote an Land, sind wir oft Tage beschäftigt, die Boote vom Ufer wieder ins Wasser zu ziehen. Selbst für leichte Trailerboote sind die Bojen-Verankerungen häufig nicht ausreichend.“

Wie muss ein Grundgewicht dimensioniert sein?

„In der Regel beträgt die Masse eines Betonklotzes einen halben Kubikmeter, was 1,2 bis 1,3 Tonnen Gewicht entspricht“, weiß Wolfgang Dauser. „So einen Betonklotz kann man nicht versetzen. Wenn der im Schlamm sitzt, hält das Vakuum ihn anseinem Platz und nichts bringt ihn mehr raus. Derart dimensionierte Betonklötze halten im Zweifel mehr aus als das Geschirr, das da dran ist.“

Wer gerne ruhig schläft, sollte also zu eng liegende Bojen meiden. Vor allem nächtliche Windstille kann trügerisch sein – und schwojende Yachten kollidieren.

„Bojenbetreiber? Die verdienen sich eine goldene Nase an ihren Bojen. Und dafür nehmen sie oft nicht mal den Müll mit.“

Anders als man denken könnte, ist der Betrieb eines Bojenfelds wenig lukrativ und wird meist im Nebenerwerb gemacht – „das typische Zubrot einer kroatischen Familie“, sagt Wolfgang Dauser.

Eine Boje bringt etwa an 100 Tagen im Jahr Umsatz. Rechnet man den üblichen Durchschnittspreis von 20kn je Meter, erwirtschaftet eine Boje im Jahr etwa 3.000 Euro. Davon abgezogen werden müssen erst 25% kroatische Mehrwertsteuer. Dann die Kosten für die staatliche Konzession von etwa 0,50 Euro pro Quadratmeter für die Wasserfläche; bei 1.500 – 2.000 Quadratmeter also bis zu 1.000,- €. Hinzu kommen die Kosten für Neuanschaffung einer sicheren Boje samt Geschirr und Verankerung von etwa 1.000 – 1.500€ – macht auf 5 Jahre Nutzung 300-400 Euro pro Boje im Jahr aus. Von den restlichen 1.050,- € müssen noch 2-3 % Konzession auf Umsatz, die jährliche Bojenwartung, Taucher, ein Motorboot samt Treibstoff sowie das saisonale Bojenpersonal bezahlt werden.

Es ist wenig verwunderlich, dass Bojenbetreiber bei dem schmalen Nettoverdienst nicht auch noch eine teure Haftpflichtversicherung abschließen können, um durch die Boje verursachte Schäden an Yachten zu decken. Ein Ärgernis für jeden Skipper, doch bei Schäden haftet deshalb nicht der Bojenbetreiber, sondern jeder Skipper selbst.

Der Abtransport des Mülls ist ein Service, den viele Bojenbetreiber kostenlos bieten. Wenn sein Boot Abends voll ist mit den Müllsäcken, muss er sich schon überlegen, ob er es sich an 100 Tagen leisten kann, zwei oder gar dreimal täglich unentgeltliche Müll-Entsorgungsfahrten zu machen.

Kein Wund also, dass Wolfgang Dauser zu dem Schluss kommt: „Nach unseren wirtschaftlichen Maßstäben rechnet sich ein Bojenfeld nur selten. Doch das sind unsere Maßstäbe. Und eine Entschuldigung für Nachlässigkeit bei der Wartung eines Bojenfelds ist das keinesfalls.“

Tipp der SeaHelp-Redaktion:

In unserer SeaHelp-App finden Sie auf der „Infokarte“ auch Ankerbuchten, sowie viele Drohnenfotos, Drohnenvideos und 360 Grad-Bilder, so kann man sich bereits viele Buchten im voraus anschauen und seinen Törn perfekt planen.

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