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Airbags fürs Wasser: Kleine Rettungswurfgeräte – Pro und Contra

Kleine, kompakte Geräte für die Wasserrettung sind auf dem Vormarsch. Doch was taugen die mittlerweile von verschiedenen Unternehmen angebotenen modernen Hilfsmittel wirklich? Und für wen sind sie geeignet?

Rettungswurfgeräte wie die selbstaufblasende Rettungsboje von Plastimo oder der Restube der gleichnamigen Firma sind moderne, kompakte Hilfsmittel zur Wasserrettung. Sie sind darauf ausgelegt, eine schnelle und effiziente Rettung im Wasser zu ermöglichen, sowohl für die Selbstrettung als auch für die Hilfeleistung bei anderen.

Doch wer die Anschaffung dieser Geräte plant, sollte einiges beachten. Wir haben uns zwei derzeit am Markt befindliche Produkte einmal genauer angeschaut.

Mittlerweile schon ein Klassiker im Katalog der französischen Firma Plastimo ist der nur 1,62 kg wiegende, selbstaufblasende Hufeisenrettungsring, oder englisch: “Inflatable Horseshoe Buoy“. Nach Herstellerangaben ist das 49 cm hohe und 13 cm breite Gerät (Preis ca. 119,99 Euro) sofort einsatzbereit: sollte ein Mann (oder eine Frau) über Bord gehen, wirft man die mittels Leine mit dem Boot verbundene Box einfach in Richtung des Schiffbrüchigen.

Der auf die Leine ausgeübte Zug löst dann eine CO²-Patrone aus, wodurch sich automatisch und sekundenschnell eine gelbe, mit Polyurethan beschichtete Stoffboje (mit Pfeife, SOLAS-Blitzlampe, retroreflektierenden Streifen, schwimmendem Anker, Rettungsleine) aufbläst. Die Boje besitzt nach Herstellerangaben eine Auftriebskraft von 150N und kann auf Wunsch auch mit einem Notlicht ergänzt werden.

Der kleinere und noch kompaktere „Restube extreme“ der Firma Restube GmbH aus Berghausen-Pfinztal in Deutschland funktioniert nach demselben Prinzip und sei für „rauhe Bedingungen“ konzipiert worden, heisst es von Herstellerseite. Das Rettungsgerät (Preis: 99,95 Euro) sei „perfekt für Kitesurfen, Stand-Up-Paddling (Fluss & Wellen), Windsurfen und mehr“.

 

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Ein wesentlicher Unterschied zur Hufeisenboje von Plastimo besteht darin, dass sich der „Airbag fürs Wasser“ beim Restube extreme mit einem direkten Zug am Auslöser aufbläst, zudem verhindert ein spezieller Splintverschluss ein versehentliches Öffnen der Tasche.

Das Rettungswurfgerät von Restube muss mechanisch per Handzug ausgelöst werden

Weiterer Unterschied: wird der Mechanismus per Handzug ausgelöst, bläst sich die gelbe Restube-Boje in Sekunden auf – allerdings nicht in Hufeisenform, sondern in Form einer länglichen, 65 x 13 cm großen Boje. Diese soll dann mit 75N genügend Auftrieb für einen Erwachsenen bieten können.

Beiden Rettungswurfgeräten gemein ist, dass sie eine kompakte Größe besitzen und leicht sind, der die Plastimo-Boje kann platzsparend an der Reling eines Bootes befestigt werden, der Restube kann sogar problemlos in einem Täschchen an einem Gürtel getragen werden. Beide Systeme sind wiederverwendbar; wird eine neue CO₂-Kartusche (wie bei Automatik-Rettungswesten) eingesetzt, sind sie sofort wieder einsetzbar.

Beide Geräte sind zudem leicht handhabbar und damit auch für ungeübte Retter geeignet, sie können schnell gegriffen und mit einer Hand geworfen werden, was Zeit spart. Schließlich sollen beide Systeme auch genügend Auftrieb bieten können, um einen Erwachsenen über Wasser zu halten. Die leuchtenden Farben der Bojen sorgen für gute Sichtbarkeit, was die Rettung erleichtert.

Den Vorteilen der kleinen Rettungswurfgeräte stehen auch einige gravierende Nachteile gegenüber

Doch den genannten Vorteilen stehen auch einige gravierende Nachteile gegenüber, die bei der Anschaffung unbedingt beachtet werden sollten. Zum einen sind die Rettungswurfgeräte nicht als Ersatz für Schwimmwesten zugelassen. Und für längere Aufenthalte im Wasser kann der Komfort begrenzt sein.

Sie sind eher den Schwimmhilfen zuzurechnen, die sich für Wassermotorräder, Schlauchboote, Windsurfen, SUP oder Paddling und generell für Aktivitäten, bei denen der Träger damit rechnen kann, im Wasser zu landen, eignet. Sie stellen keine Rettungswesten dar, die für den Einsatz gedacht sind, bei dem ein hoher Leistungsstandard erforderlich ist.

Bei Restube muss die Boje manuell ausgelöst werden, was in Paniksituationen oder in Fällen der Ohnmacht (zum Beispiel, wenn an Bord eines Segelbootes der Baum an den Kopf prallt, und der Segler bewusstlos ins Wasser fällt) schwierig sein kann. Auch die Plastimo-Hufeisenrettungs-Boje reagiert auf Zug – eine automatische Auslösung bei Wasserkontakt wie bei Rettungswesten ist auch hier nicht vorgesehen.

Zu beachten ist auch, dass beide Geräte regelmäßige sorgfältige Überprüfung und Wartung erfordern, insbesondere betreffend den Austausch von CO₂-Kartuschen.

Kleine, kompakte Rettungswurfgeräte sind in keinem Fall mit einer vollwertigen Rettungsweste vergleichbar

Die genannten Systeme stellen somit eine praktische und innovative Ergänzung zur Sicherheitsausrüstung auf kleineren Booten (Plastimo) und bei verschiedenen Wassersportaktivitäten (Surfen, Kiten, Paddeln, StandUp, Schwimmen, Restube) dar – nicht mehr und nicht weniger.

Sie überzeugen durch ihre Kompaktheit, Flexibilität und einfache Handhabung. Jedoch ersetzen sie keine zertifizierten Rettungswesten und erfordern zudem wie diese auch eine sorgfältige Wartung. In Deutschland, der Schweiz und Österreich sind sie zwar zugelassen, aber lediglich als „ergänzende Sicherheitsmaßnahen“ zu betrachten.

Weitere Artikel und Links zum Thema “Sicherheit an Bord”:

Training für den Ernstfall: Spezielle Seesicherheitstrainings schulen Skipper und Crew für das richtige Verhalten im Notfall

Seenot-Signalmittel (Teil1): Die sichere Verwahrung von Signalpistolen Kaliber 4 an Bord

Seenot-Signalmittel (Teil2): Erwerb und Handhabung von Signalpistolen Kaliber 4 an Bord

Lebensrettende Technologie auf See: Wie funktioniert eigentlich eine Emergency Position-Indicating Radiobeacon Station (EPIRB)?

Wikipedia: Sicherheitsausrüstung auf Sportbooten

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