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Gewitter auf See: Was tun, wenn es auf See blitzt und donnert? SeaHelp gibt Tipps zum Abwettern des Unwetters

Unwetter mit Gewitter aus See: Was ist zu beachten an Bord

Der Himmel verdüstert sich, zornige Böen huschen über das Wasser, ein dumpfes Grollen ist zu hören und am Horizont zucken die ersten Blitze: Ein Gewitter kündigt sich an. Ist das Unwetter schon in Sicht- und Hörweite, reicht die Zeit nicht immer, noch einen schützenden Hafen oder einen Platz in einer sicheren Ankerbucht zu erreichen. Mit der richtigen Vorbereitung und Umsicht kann man den Naturgewalten auf See trotzen.

Unwetter kündigen sich an

Unwetter kommen selten völlig überraschend. Die meisten Gewitterfronten werden von den Wetterdiensten angekündigt, auch die auffälligen Cumulonimbus-Wolken, die bedrohlich hoch sind, deuten auf ein Gewitter hin. Hinzu kommt oft schwüle Luft mit stechender Sonne oder bleierner Wärme, die sich über das sonderbar spiegelglatte Wasser legt. Die Ruhe vor dem Sturm… Wer an Bord ein Barometer hat, wird schon Stunden vor Einsetzen des Unwetters bemerken, dass der Luftdruck rapide abfällt.

 

Unwetter mit Gewitter aus See: Cumulonimbus-Wolken

 

Schiff und Crew auf das Gewitter vorbereiten

Klar, dass die ganz normalen Verhaltensregeln bei Unwettern auch auf See gelten. Heißt: Keiner aus der Crew geht baden. Anstatt dessen wird die Badebekleidung lieber aus- und wasserfestes Ölzeug angezogen, in den dicken, dunklen Wolken können neben jeder Menge Spannung auch viel Regen und Hagel stecken. Dann wird das Schiff wetterfest gemacht. Geschirrteile, Gläser, Bücher, Smartphones und was noch so im Cockpit lose herumliegt wird unter Deck gebracht und verstaut, die Polster zum Schutz vor Nässe in die Backskisten gepackt.

Außerdem wird alles, was dem Wind eine Angriffsfläche bieten kann, ordentlich verzurrt oder weggepackt, die Sprayhood bereit gemacht, das Bimini eingeklappt. Und – safety first: Die ganze Crew muss nun Rettungswesten tragen und sollte noch einmal darüber informiert werden, wo an Bord Handfeuerlöscher oder auch Feuerlöschspray sind, damit im Ernstfall ein Brand an Bord schnell gelöscht werden kann.

Hexenküche auf See

Wenn das Gewitter auf See abgewettert werden muss, sollten sich Skipper und Crew auf einen wilden Mix aus heftigen Böen bis zur Orkanstärke aus verschiedenen Richtungen einstellen, gepaart mit Starkregen, der einen kaum bis zum Bug sehen lässt. Am besten schon vor dem Eintreffen des Unwetters: Segel runter, Motor an. Mit Maschinenantrieb lassen sich Wind und Starkregen besser aussteuern. Ein kritischer Blick auf die Seekarte zeigt, ob das Seegebiet weiter problemlos befahren werden kann, oder Untiefen, Sandbänke oder Hindernisse im Wasser umschifft werden müssen.

 

Unwetter mit Gewitter aus See: Gewitter zieht auf über dem Meer

 

Hände weg vom Metall!

Ist das Gewitter über einem: Hände weg von allen Metallteilen. Sich an der Reling festzuhalten ist genauso eine schlechte Idee wie Schutz in der Nähe des Mastes zu suchen. Mindestens 30 Zentimeter Abstand zum Mast, der mit seiner Höhe den Hauptangriffspunkt für Blitze bildet, gelten als sicher. Und auch an der Ankerkette aus Edelstahl sollte bei Gewitter nicht hantiert werden. Wer sich an Deck mit dem Karabiner vom Lifebelt sicher einpicken möchte, nimmt ebenfalls keinen metallischen Beschlag. Am sichersten ist man bei einem Gewitter auf See unter Deck. Wer an Deck bleiben muss, sollte möglichst Schuhe mit einer Gummisohle tragen, sich ins Cockpit setzen und dem Autopiloten die Bedienung des (metallenen) Steuerrades überlassen.

Stecker ziehen!

Der Blitz sucht sich immer den höchsten Punkt. Das sind auf See Segelyachten mit ihren hohen Masten, aber auch Motoryachten, wenn kein größeres oder auch höheres Schiff in der Nähe ist. Um die möglichen Schäden an Bord durch einen Blitzeinschlag so weit wie möglich im Vorfeld zu minimieren, sollten alle elektrischen Geräte bis auf AIS und Radar und die Navigationselektronik beim Einsetzen des Gewitters vom Strom getrennt werden. Wer bereits sicher im Hafen liegt, sollte vorsichtshalber das Kabel zur Landstromversorgung ziehen.

Ausguck gehen!

Unter Deck ist es trocken, windgeschützt und sicher – dennoch muss einer Ausguck halten, vor allem, wenn noch andere Freizeitschiffe oder auch Berufsschifffahrt in dem Seegebiet unterwegs sind. Die Sicht bei Unwettern ist durch heftigen Regen oft stark eingeschränkt, hier helfen – sofern vorhanden – vor allem AIS und Radar Kollisionen zu vermeiden.

Ist eine Segelyacht ein Faradayscher Käfig?

Mast, Stagen und Wanten bilden das Grundgerüst eines Faradayschen Käfigs, der eine durchgehend elektrisch leitende Verbindung darstellt und die Insassen dieses „Käfigs“ schützt. Doch diese an Deck stehenden Teile bilden nur einen Teil der Schutzzone, es fehlt noch die Ableitung für die sich bei einem Blitzeinschlag endladende Elektrizität in die Erde bzw. in diesem Fall ins Wasser. Den bildet bei Stahl- oder Aluminiumschiffen der Bootsrumpf, so dass der Blitz, wenn er im Mast einschlagen sollte, über den Rumpf des Schiffes wieder austritt. So ist zwar die Crew an Bord durch den Faradayschen Käfig vor einem direkten Blitzeinschlag sicher, nicht aber vor dessen zuweilen heftigen Folgen für das Schiff.

Bei Holz- oder Kunststoffyachten kann man nicht so leicht vorhersagen, wo der Bitz – nachdem er im höchsten Punkt der Umgebung, dem Mast – eingeschlagen ist, wieder austreten wird. Oft ist dies am Kiel, manchmal aber auch kurz über- oder unter der Wasserlinie. Wenn Wanten und Mast mit Kabeln oder Kupferleitungen auf den Kiel geerdet sind, wird die eintretende Elektrizität durch den Kiel ins Wasser abgeleitet. So wird vermieden, dass die vielen Tausend Volt, die bei einem Blitzeinschlag frei werden, über Wanten und Püttinge in den Rumpf übergehen und so zu Löchern oder auch Verformungen im GFK führen. Eine andere Austrittsstelle des Blitzes bei einem Einschlag sind häufig die Seeventile.

SeaHelp Extratipp: Fallen Blitz und Donner zeitlich direkt über dem Schiff oder in unmittelbarer Nähe zusammen, sollte die Yacht immer anschließend auf mögliche Blitzschäden untersucht werden. Vor allem Schäden an Elektrik und Elektronik sind oftmals nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Nach jedem Blitzeinschlag sollte die Yacht auf jeden Fall gekrant und auf Beschädigungen untersucht werden, insbesondere am Kiel.

Starkes Magnetfeld

Auch wenn der Blitz nicht direkt an Bord einschlägt, können in seiner Umgebung eine hohe Elektrizität und ein starkes Magnetfeld entstehen, die auch auf die elektrischen, elektronischen und magnetischen Gegenstände an Bord Einfluss haben. Magnetkompass, Navigationsinstrumente und auch Laptops können so kaputt gehen. Gewittererprobte Skipper: innen empfehlen Laptops und Smartphones für die Dauer des Gewitters im geschützten Backofen oder unter Decken in der Koje aufzubewahren.

Tender, Runabouts & Ribs – ab in den Hafen

Mit einem offenen Boot hat man bei Gewitter auf See gar nichts zu suchen – das Boot bietet für die Crew keinen Schutz in einer Kajüte, so dass es keine Möglichkeit gibt, sich gegen einen Blitzschlag zu schützen. Bei Gewitter- und Unwetterwarnung also gar nicht erst auslaufen oder in der Nähe eines Hafens bleiben! Wenn einen das Gewitter doch auf dem Wasser erwischt, gelten die gleichen Verhaltensregeln wie für Spaziergänger oder Radfahrer mitten auf einem freien Feld: In die Hocke gehen und die Knie mit den Armen umschlingen. So vermeidet man, für den Blitz zum höchsten Punkt zu werden.

In diesen Seegebieten gewittert es besonders oft

In den Tropen kommt es beinahe täglich zu Wärmegewittern mit starken Regenfällen, ebenfalls eine Spitzenposition unter den gewitterreichen Revieren nehmen die Nordadria und die türkische Südküste ein. Einen beeindruckenden Überblick über die Blitzaktivitäten weltweit gibt es über blitzortung.org. Detaillierte Informationen über die Gewitteraktivität in Österreich gibt es bei den Experten von ALDIS, der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine eigene Warnwetter-App entwickelt, deren Gewittermonitor die Zugbahn des erwarteten Unwetters und die zu erwartende Böenstärke angibt. In der kostenlosen SeaHelp-App für Apple– und Android-Geräte ist die Funktion „Wetterwarnung“ integriert, die via Push-Nachricht vor Gewittern und Unwettern im Törngebiet warnt.

 

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Und wenn das Unwetter vorüber ist?

Die ersten Sonnenstrahlen sind wieder da, es hört auf zu regnen, das Barometer zeigt einen deutlich Luftdruckanstieg – das Unwetter hat sich verzogen. Die Luft wirkt nun oft klarer und frischer. Zeit, dass sich die Crew wieder an Deck einstellt. Die nassen Sachen auszieht und über Reling und Großbaum zum Trocknen aufhängt und nachsieht, ob durch heftigen Wind oder Platzregen an Deck etwas kaputt gegangen ist. Und dann: Einfach weitersegeln und genießen.

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